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09.08.2017 | 19:00

Weizenpreis verliert auf 162,00 EUR/t - deutsche Weizenernte regenbedingt in Gefahr

Stuttgart/Paris/Chicago - An den internationalen Weizenmärkten standen die Terminkurse wegen schlechter Exportergebnisse in den USA und der EU unter Druck. Russlands Weizenernte fällt überdurchschnittlich hoch aus. Frankreichs Weizenernte bringt gute Ergebnisse, in Deutschland soll es regenbedingt mehr Futterweizen geben.
Weizenpreise KW 32
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Entwicklung Matif-Weizenpreis KW 32 (c) proplanta

So notierte in Chicago der Fronttermin für CME-EU-Weizen bei 161,00 EUR/t (Freitag: 162,50 EUR/t), für US-Weizen bei 143,02 EUR/t (Freitag: 141,54 EUR/t) und an der MATIF für EU-Weizen Nr. 2 bei 162,00 EUR/t (Freitag: 163,00 EUR/t). Beim Dezembertermin verlor Weizen an der MATIF um 0,25 EUR/t auf 168,00 EUR/t und für März 2018 um 0,25 EUR/t auf 172,75 EUR/t. Der Eurokurs lag heute Vormittag bei 1,1741 USD/EUR.

Am Kassamarkt lagen die Preise für Standardweizen zuletzt bei 159,00 EUR/t (Freitag: 161,00 EUR/t) FOB Rouen und 169,00 EUR/t (Freitag: 171,00 EUR/t) FOB Hamburg bzw. Rostock sowie 168,00 EUR (Freitag: 164,00 EUR/t) FCO Mannheim. Ex Ernte wurden für Brotweizen (12,0/220/76) 170,00 EUR/t FCO Rheinland (Freitag: 172,00 EUR/t) und 176,00 EUR/t (Freitag: 174,00 EUR/t) FCO Westfalen offeriert. Für Termine Q4/17 kostete Brotweizen zuletzt 176,00 EUR/t (Freitag: 176,00 EUR/t) FCO Niederrhein. Dabei lagen die Prämien für A-Weizen zuletzt bei 2,00 EUR/t. Nach Süd-Oldenburg und Holland wurde Futterweizen zu Preisen um 168,00 EUR/t (Freitag: 170,00 EUR/t) FCO ex Ernte, am Oberrhein zu 156,00 EUR/t (Freitag: 159,00 EUR/t) FCO ex Ernte gehandelt.

In den USA belasteten die zügige Ernte und das schlechte Exportergebnis den Markt, waren zuletzt 94 % der US-Winterweizen- und 24% der US-Sommerweizenernte geborgen, mit 2 % bzw. 3 % Vorsprung zum Fünf-Jahresmittel. Dabei fiel der erwartete Regen im nördlichen Midwest deutlich weniger ergiebig aus, die Bonitierung von US-Sommerweizen verbesserte sich nur um 1 % auf 32 % gut-exzellenter Bestände gegenüber 68 % im Vorjahr.

Insofern rechnen die Analysten mit Blick auf den neuen WASDE-Report morgen Abend mit einer Abwärtskorrektur der US-Weizenernte von im Juli 47,89 Mio. t auf 46,57 Mio. t, die Welt-Weizenbestände könnten danach um 3,9 Mio. t AUF 256,7 Mio. t sinken, was für Preisauftrieb sorgen könnte. Allerdings sind die Entwicklungen auch größtenteils eingepreist und die kühle Witterung sorgt für Entspannung an den Märkten. Mehr Klarheit darüber wird der WASDE-Report geben.

Doch musste der US-Weizenmarkt letzte Woche eine gewaltige Kröte verdauen, brach der US-Weizenexport so tief ein wie seit 1987 nicht mehr. Dabei erreichten die Exporte von US-Weizen mit nur 145.500 t gegenüber 498.000 t der Vorvorwoche und 669.500 t zuvor ein extrem schlechtes Ergebnis, trotz des niedrigeren US-Dollars, was die Terminkurse weiter nach unten beförderte.

Auch in Süd-Kanada warten Anbauer und Handel auf mehr Regen, käme nach Ansicht kanadischer Experten der Regen für den Weizen aber zu spät, wird daher in Kanada unverändert von einer Ernte von nur 27,6 Mio. t gegenüber 31,7 Mio. t im Vorjahr ausgegangen. In Australien, wo die Weizenernte von 35,1 Mio. t im Vorjahr dürrebedingt auf 22 Mio. t sinken soll, hat sich die Lage nicht wirklich verbessert.

International gerät vielmehr die EU in die Schlagzeilen, scheint sich das Desaster des Vorjahres, miese Ernte in Frankreich, gute in Deutschland, in diesem Jahr umzukehren. Frankreichs Weizenernte wurde vom Agrarministerium nochmals um 0,6 Mio. t auf 36,8 Mio. t angehoben, gegenüber 27,9 Mio. t im Vorjahr ein Plus von 32 %. Auch die hl-Gewichte sind mit 76-77 kg/hl überwiegend ausreichend, die Rohproteingehalte schwanken zwischen 12-12,5 % RP. Frankreichs Weizenernte ist im Gegensatz zum Vorjahr wieder exportfähig. Frankreichs Weizenernte ist beendet.

Eher dunkle Wolken ziehen für die deutsche Weizenernte auf, brachte die Weizenernte im Südwesten unterdurchschnittliche Qualitäten und schwache Erträge hervor, wurde die Ernte in Nord- und Ostdeutschland wiederholt durch massive Regenfälle unterbrochen und gibt es Probleme bei hl-Gewicht und Fallzahl wegen Lager auf dem Feld. Während die Weizenernte im Südwesten nahezu abgeschlossen ist, wird der Erntefortgang in Ostdeutschland auf 60 % und in Norddeutschland auf 25 % geschätzt, wobei je nach Regengebieten der Fortgang stark variieren kann.

Zu niedrige hl-Gewichten unterhalb 76 kg/hl und Fallzahlen unter 220s deuten auf einen höheren Futterweizenanteil hin, den es im Vorjahr so nicht gab. Erste Hochrechnungen in Deutschland zielen auf 30-40 % Futterweizenanteil, gegenüber höchstens 10 % im Vorjahr.

Dabei rechnete der Handel zuletzt mit einem Ergebnis bei der deutschen Weizenernte von 25,3 Mio. t gegenüber 24,3 Mio. t im Vorjahr. Die EU-Kommission hatte zuletzt ihre Prognose zur EU-Weizenernte sehr deutlich von 141,3 Mio. auf 138,9 Mio. t (Vorjahr: 134,9 Mio. t) gesenkt und auch die Exporterwartung für das WJ 2017/18 von 28,9 Mio. t auf 26,5 Mio. t (Vorjahr: 24,7 Mio. t) reduziert.
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