Umweltschützer und Forscher loben Papst-Enzyklika
Wissenschaftler und Umweltschützer haben die neue Enzyklika des Papstes begeistert aufgenommen und als «gelungene Provokation» begrüßt. Der Aufruf des Kirchenoberhauptes gegen den
Klimawandel spiegele alle wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema wider, meint der führende deutsche Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. «Nicht die Armen, sondern die Reichen verursachen die größten Risiken für unseren Planeten, und letztlich für die Menschheit», sagte Schellnhuber am Donnerstag im Vatikan bei der Vorstellung der Enzyklika.
Für den Sozialphilosophen Michael Reder weist die Enzyklika eine neue Richtung in der Kirchengeschichte. «Sie setzt das Denken der Kirche radikal auf ein neues Gleis», sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Die katholische Kirche habe das Thema Klimawandel bisher kaum beachtet und selber an der Umweltzerstörung mitgewirkt. Im selben Tenor lobte die Franz von Assisi Akademie zum Schutz der Erde in Eichstätt den «langersehnten grünen Kurswechsel der Katholischen Kirche.»
Als «gelungene Provokation» begrüßte die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch die Enzyklika. «Der Papst eröffnet eine Debatte über die globale Wegwerfkultur», sagte Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch.
Besonders gut findet er, wie die Enzyklika den Ruf nach Solidarität mit der Achtung für den Planeten verbindet: «Der Papst fordert dazu auf, die Klage der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.»
Die Umweltschutzorganisation
Greenpeace leitet einen klaren Handlungsbedarf aus dem Rundschreiben ab, besonders für die C-Parteien. Franziskus verlange «laut und deutlich, ohne weiteren Aufschub mit dem Ausstieg aus klimazerstörenden fossilen Energien zu beginnen», sagte Greenpeace-Energieexperte Niklas Schinerl.
Christdemokratische Politiker in Deutschland würden aber seit Wochen die Klimaabgabe «schmutziger Kohlekraftwerke» torpedieren. «Wenn die Kanzlerin nicht den schrittweisen Kohleausstieg angeht, handelt sie nicht nur gegen ihre eigenen Ankündigungen vom G7-Gipfel, sondern auch gegen die katholische Kirche.»
Der Umweltverband
WWF forderte derweil, dass die Kirche selbst ihren Worten auch Taten folgen lasse, vor allem als vermutlich «größter privater Grundbesitzer» in Deutschland. «Franziskus hat den Naturschutz zur Chefsache gemacht. Jetzt kommt es darauf an, dass seine Botschaft auf allen Ebenen der Kirchenhierarchie ankommt und entsprechend umgesetzt wird», sagte WWF-Vorstand Eberhard Brandes.