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26.05.2011 | 09:24 | Regionalentwicklung Mecklenburg-Vorpommern  

Backhaus: Gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land sind unser Ziel

Rostock - Die ländlichen Räume unseres Landes stehen vor neuen Herausforderungen, die rasches und konsequentes Agieren erfordern."

Ländlicher Raum
Dies betonte Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Till Backhaus gestern auf dem Fachsymposium "Nachhaltige Landbewirtschaftung und Lebensqualität" des STALU Mittleres Mecklenburg und der Universität Rostock bei der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät.

"Der landesweite Geburtenrückgang und die Abwande­rungsbewegungen machen gerade vor den ländlichen Räumen nicht halt. Im Jahr 2030 werden wir in M-V wahrscheinlich nur noch 1,4 Mio. Einwohner sein. Gleichzeitig werden 2030 fast vierzig Prozent der Einwohner des Landes über 65 Jahre alt sein. In Mecklenburg-Vorpommern betrifft diese Entwicklung vor allem die touristisch weniger erschlossenen Regionen abseits der kreisfreien Städte, in denen bereits heute die Bevölkerungsdichte weniger als 30 Einwohner/km² beträgt. Die demografische Entwicklung verringert die Chancen der sowieso schon leistungsschwächeren Räume dabei zusätzlich", erläuterte der Minister.

Herausragendes Ziel einer zukunftsorientierten Landentwicklung sei es aber, die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse für die ländlichen Räume auch unter den Bedingungen des demografischen Wandels dauerhaft zu sichern. "Gleichwertigkeit bedeutet aber nicht Gleichheit", betonte der Minister und verwies dabei auf die Notwendigkeit von interdisziplinären sektorübergreifenden und regional angepassten Konzepten.

Die Bedeutung der Land- und Forstwirtschaft für die Landnutzung in den ländlichen Räumen ist zwar unbestritten, doch geht der Beitrag der Landwirtschaft zur Wertschöpfung und der Arbeitsplatzsicherung immer weiter zurück. Selbst in unserem äußerst ländlich geprägten Land sind nur 4 % der Beschäftigten im primären Sektor tätig. Sowohl die Landwirtschaft als auch der sehr stark von saisonalen Effekten geprägte Tourismus können die grundsätzlichen wirtschaftlichen und strukturellen Probleme des Landes nicht beheben. Wir müssen somit zukünftig alle Akteure im ländlichen Raum in die Landentwicklung integrieren, um verstärkt sektorübergreifend Synergieeffekte zu erzeugen und zu nutzen, die einer zukunftsorientierten Landentwicklung dienen.

Er verwies auf die zunehmende Konkurrenz bei Flächennutzung. Landwirtschaftliche und touristische Interessen sowie Interessen des Natur- und Ressourcenschutzes stehen hier zunehmend im Wettbewerb. Auch zwischen konventioneller und ökologischer Landbewirtschaftung oder bei der Bereitstellung der Bioenergie lassen sich bisweilen Konflikte feststellen, die im Sinne einer friedlichen Koexistenz durch ein moderiertes Verfahren gelöst werden müssen.

Auch die Erstellung einer den ländlichen Räumen angepassten Wege- und Straßeninfrastruktur ist weiterhin eine wichtige Aufgabe der Landentwicklung. Dies gilt vor dem Hintergrund einer zunehmenden Konzentration von Dienstleistungseinrichtungen wie z.B. Einkaufsmöglichkeiten, Ärzten und Schulen und der sich auch dadurch geänderten Mobilitätsanforderungen der Landbevölkerung sowie der touristischen Erschließung. Beim Wegebau haben bereits fast 70 % aller landwirtschaftlichen Wege auch Ortsverbindungscharakter, so dass hier bereits jetzt schon von einer eindeutigen Mehrfachnutzung gesprochen werden kann.

"In Mecklenburg– Vorpommern haben viele Ortsteile und Gemeinden den Charakter von Streusiedlungen, 35 % der Gemeinden haben weniger als 500 Einwohner. Die Ortslagen sind so klein, dass kaum Gemeinschaftseinrichtungen vorhanden sind bzw. initiiert werden können. Hier zwingt der demografische Wandel geradezu zur interkommunalen Zusammenarbeit. Nicht in jedem Ort kann die gesamte Palette der Grundversorgung vorgehalten werden. Zentrale Orte müssen in ihrer Funktion als Kristallisationspunkt zur Versorgung der Grundbedürfnisse gestärkt werden", erklärte der Minister.

Als Beispiel für einen neuen und flexiblen Weg führte er die Idee "Dorf im Dorf" der Gemeinde Dobbertin an. Gefördert durch das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz entstehen wird dieses Seniorenwohnprojekt mit einer Gesamtinvestitionen von 6-7 Mio. Euro geplant.

In Kooperation von Biocon Valley, der Universität Rostock und einem Architekturbüro aus Berlin entsteht eine barrierefreie Wohnsiedlung im Dorf, mit der auch ein Zuzug von Pensionären aus anderen Regionen generiert werden soll. "Erstmalig in Mecklenburg Vorpommern ist der demografische Wandel hier Gegenstand intensiver Planungen zur Dorfentwicklung. Dabei stehen die Themen: Wohnen im Alter, Barrierefreiheit im Dorf, Sicherung der Grundversorgung, Gesundheitsvorsorge, Organisation von Betreuungs- und Pflegebedarfen der Zukunft, Mobilität im Alter, Soziales Miteinander und Geborgenheit im Mittelpunkt", so der Minister.

Von großer Bedeutung für die Unternehmen im ländlichen Raum, aber auch für die dort wohnenden Menschen sei der Zugang zum Internet. Im Zeitraum 2009 - 2010wurden  130 Projekte zur Schaffung von Breitbandinfrastrukturen mit einem Gesamtzuschussvolumen von rd. 1,2 Mio. €. unterstützt. 8.900 Haushalten und 2.200 gewerblichen bzw. beruflichen Nutzer profitieren davon. 2011 sind darüber hinaus bereits 2,5 Mio. € über Kassenmittel und Verpflichtungsermächtigungen gebunden. "Schneller Internetzugang ist die Chance für ländliche Räume, um Nachteile großer räumlicher Distanzen zu kompensieren", unterstrich der Minister.

Der Ausbau einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Energieversorgung führe zu einer höheren Wertschöpfung im ländlichen Raum, wenn Biomasse weitgehend dezentral energetisch genutzt wird. In M-V wird derzeit auf 18 % (188.000 ha) Biomasse zur energetischen Nutzung erzeugt. Damit wird derzeit 10 % des Primärenergieverbrauchs gedeckt. Dieser Anteil soll bis 2020 auf 24 % erhöht werden.

Dazu bedarf es einer ausgebauten Infrastruktur, die letztlich auch zu neuen qualifizierten Arbeitsplätzen führen und Kapital im Land binden wird. Ein Baustein ist dabei das Projekt (Bio-) Energiedorfcoaching des Landwirtschafts- und Umweltministeriums. Derzeit gibt es ca. 110 Gemeinden , die sich mit diesem Thema ernsthaft befassen. Ein Gemeinderatsbeschluss ist Voraussetzung, um Mittel aus dem Fördertitel "Lokale Netzwerke" des LU zu erhalten. Damit können bis zu 50 % der Kosten, die der Kommune für die Analyse des dörflichen Potenzials entstehen gedeckt werden. In 2011 stehen dafür 250.000 Euro zur Verfugung. (PD)
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