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10.11.2010 | 19:34 | Medizinische Versorgung 

Baden-Württemberg beschließt Zehn-Punkte-Aktionsprogramm "Landärzte"

Stuttgart - „Wir haben derzeit in Baden-Württemberg einen hohen Versorgungsgrad bei der ärztlichen Versorgung, zum Teil kann man sogar von einer Überversorgung sprechen.“

ärztliche Versorgung

stellten Ministerpräsident Stefan Mappus und Gesundheitsministerin Dr. Monika Stolz am Dienstag (9. November 2010) in Stuttgart vor der Landespresse fest. Dennoch sei bereits heute erkennbar, dass sich die Versorgung der Bevölkerung mit ärztlichen Leistungen wandle und dass die bisherigen Strukturen angesichts der demographischen und gesellschaftlichen Entwicklung oft nicht mehr ausreichten. „Bereits jetzt kommt es insbesondere in ländlichen Gebieten vor, dass einzelne Arztsitze nicht wiederbesetzt werden können“, sagten der Ministerpräsident und die Ministerin. Deshalb habe die Landesregierung einen vielschichtigen Maßnahmenkatalog erstellt.


Flächendeckende Versorgung sichern, familienfreundliche Strukturen schaffen

„Ziel unseres Zehn-Punkte-Aktionsprogramms ,Landärzte’ ist, einem insbesondere im ländlichen Raum befürchteten Ärztemangel vorzubeugen und die flächendeckende und qualitativ hochwertige Versorgung der Bevölkerung mit ambulanten medizinischen Leistungen auch langfristig zu sichern“, erklärten Mappus und Stolz. „Zur Sicherung der ärztlichen Versorgung im Ländlichen Raum stellen wir im Rahmen des Aktionsprogramms rund sieben Millionen Euro bereit.“ Damit sollen beispielsweise Medizinstudenten finanziell unterstützt werden, die ihr Praktisches Jahr in einer niedergelassenen Allgemeinarztpraxis absolvieren. Auch die Praxis soll einen finanziellen Beitrag erhalten. „Denkbar wäre beispielsweise über eine Laufzeit von drei Jahren eine finanzielle Förderung von zunächst 30 Studenten mit je 2.000 Euro und eine Aufwandsentschädigung für die Praxis von etwa 3.000 Euro“, erläuterte Stolz die Überlegungen und ergänzte: „Die Medizin wird weiblicher. Wir brauchen vor Ort auch Strukturen, die es ermöglichen Beruf und Familie in Einklang zu bringen, um so auch den Beruf des Allgemeinmediziners attraktiv zu gestalten. Deswegen sind hier auch die Kommunen gefordert.“

Die Landesregierung strebt auch eine bessere Bedarfsplanung vor Ort sowie eine sektorenübergreifende Verzahnung an. Nur so könne es gelingen, für jede Region Baden-Württembergs eine passende Lösung für ganz individuelle Gegebenheiten zu finden. Dabei gebe es aus Sicht von Stolz keine allgemeingültigen Patentrezepte: „Ein Gesundheitszentrum mag in manchen Regionen das Richtige sein, letztendlich geht es aber darum, lokale, passgenaue Lösungen zu finden.“


Ländlicher Raum im Fokus

„Ein ganz wesentlicher Punkt des Förderprogramms ist es, beispielsweise Einrichtungen mit innovativen Ansätzen zur ambulanten ärztlichen Versorgung im unterversorgten ländlichen Räumen zu unterstützen“, betonten Mappus und Stolz. Es gehe dabei um Projekte, die wettbewerbsneutral zukunftsweisende Konzepte zur ambulanten ärztlichen Regelversorgung bieten und die ländliche ärztliche Tätigkeit an die aktuellen Bedürfnisse der jüngeren Ärztinnen und Ärzte anpassen, sagte die Ministerin. Dabei sollen insbesondere auch junge Ärztinnen angesprochen werden, denen es beispielsweise über eine Teilzeitbeschäftigung ermöglicht werden kann, Familie und Beruf zu vereinbaren. Ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt sei, die ärztliche Versorgung in Pflegeheimen zu verbessern. „Mit Hilfe von Forschungsprojekten wollen wir sowohl eine bessere medizinische Versorgung der Heimbewohner erreichen als auch die Medikamentengaben verringern“, so Stolz. „Es geht aber auch darum, die Krankenhausfälle zu reduzieren und unnötige Transporte der älteren Patienten zu vermeiden.“


Stärkere Mitwirkungsrechte auf Länderebene

Die vielfältigen Maßnahmen der Landesregierung werden durch bundespolitische Initiativen flankiert, die insbesondere darauf abzielen, die Bedarfsplanung kleinräumiger und regionaler gestalten zu können. Entsprechende Initiativen habe Baden-Württemberg bereits bei der letzten Gesundheitsministerkonferenz maßgeblich mitgestaltet. „Wir Länder fordern insbesondere stärkere Mitwirkungsrechte ein. Hier muss sich der Bund noch bewegen“, führte Ministerin Stolz aus. Auch bei der ärztlichen Ausbildung sollen Änderungen erreicht werden. „Mit einem speziellen verpflichtenden Ausbildungsabschnitt im Hochschulstudium soll das Interesse der Studierenden am Fach Allgemeinmedizin geweckt und die entsprechende Fachkompetenz gestärkt werden“, so Stolz weiter.

„Mit unserem vielschichtigen Aktionsprogramm wollen wir erreichen, dass die gute ärztliche Versorgung in Baden-Württemberg auch in Zukunft gesichert ist. Deshalb ist es wichtig, dass dieses Konzept von allen Verantwortlichen angenommen und unterstützt wird“, betonten der Ministerpräsident und die Ministerin.


Das Zehn-Punkte-Aktionsprogamm „Landärzte“ (in Stichworten):

  • Entwicklung neuer Organisationsformen ärztlicher Tätigkeit: Projekt Landärztin/Landarzt
  • Gezielte Nachwuchsförderung im Bereich Humanmedizin
  • Gezielte Förderung der ärztlichen Versorgung in Heimen
  • Reform der Bedarfsplanung vertragsärztlicher Leistungserbringung
  • Vorhandene Instrumente stärker nutzen
  • Übertragung ärztlicher Leistungen auf nichtärztliche Berufe
  • Bessere Verzahnung der ärztlichen Versorgung
  • Ländliches Umfeld noch attraktiver machen und die Wiederbesetzung freier Arztsitze unterstützen
  • Strukturen im Land weiter entwickeln - gemeinsam vor Ort planen
  • Sieben Millionen Euro Förderprogramm der Landesregierung (PD)
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