Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
26.06.2019 | 17:42 | Bauerntag 2019 

Bauernpräsident will Pflanzen mit Gentechnik vor Dürre schützen

Schkeuditz - Die deutschen Bauern wollen sich mit speziellen Züchtungen gegen den Klimawandel wappnen.

Grüne Gentechnik
Die aktuelle Trockenheit macht den Landwirten zunehmend Sorgen. Der Bauernverband will klimaresistentere Pflanzen züchten - und fordert andere Gentechnik-Gesetze. Es ist nicht die einzige Kritik. (c) Remar - fotolia.com
Dazu sei eine Änderung der europäischen Gentechnik-Gesetze nötig, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied am Mittwoch beim Deutschen Bauerntag in Schkeuditz bei Leipzig. Die Pflanzen müssten sowohl mit Trockenheit als auch mit Nässe umgehen können, sagte er bei dem zweitägigen Treffen.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) stimmte der Forderung zu: «Wir brauchen neue Züchtungen, die klimastressresistent sind», sagte sie. Von einer vom Bauernverband geforderten steuerfreien Risikorücklage für mögliche Ernteausfälle hält die Ministerin nach Aussage einer Sprecherin nichts. Sie setzte sich unter anderem für den ermäßigten Steuersatz bei der Dürreversicherung ein.

Klöckner stellte aber auch Forderungen: Sie erwarte von den Landwirten, dass sie «vor die Welle» kommen, statt abwehrend auf Neuerungen zu reagieren. Sie müssten zeigen, dass sie sich für die Reduzierung von Kohlenstoffdioxid einsetzen. Dafür sollten sie stärker in die Diskussion einsteigen darüber, welchen Einfluss der Konsument auf Tierwohl und Ökologie hat. Gleichzeitig appellierte Klöckner an die Verbraucher, eine nachhaltige Landwirtschaft zu unterstützen. Auch der Handel müsse für mehr Wertschätzung für die Produkte der Landwirtschaft einbezogen werden.

Bauernpräsident Rukwied kritisierte die von der Bundesregierung vorgeschlagenen zusätzlichen Düngebeschränkungen zum Schutz des Grundwassers. Die EU-Kommission hatte Deutschland wegen zu hoher Nitratwerte verklagt und 2018 beim Europäischen Gerichtshof Recht bekommen. Sie verlangt nun zusätzliche Dünge-Beschränkungen.

Würden Zwischenfrüchte nicht gedüngt, bildeten sie weniger Wurzeln aus, warnte der Bauernpräsident. Das könne dann ebenfalls zu einem höheren Nitratgehalt im Boden führen, sagte Rukwied. Er hoffe auf «mehr Sachverstand» der Regierung bei der Ausarbeitung der Ackerbaustrategie, die das Landwirtschaftsministerium im Herbst vorlegen will. Klöckner verteidigte die Düngeverordnung, die Vorgaben seien sehr streng gewesen. Die Ministerin kündigte an, dass ein Thema in der Ackerbaustrategie der Humusaufbau ist.

Der Bauernpräsident hob hervor, dass Landwirte mit insgesamt 230.000 Kilometer langen Blühstreifen am Rand von Feldern in Deutschland entscheidend zur Artenvielfalt beitragen. Auch die Initiative Tierwohl sei wesentlicher Bestandteil nachhaltiger Landwirtschaft.

Diese Nachhaltigkeit sieht er durch ein mögliches Mercosur-Abkommen in Gefahr: Durch das Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem südamerikanischen Staatenbund kämen Produkte aus ehemaligen Regenwaldgebieten in die Region. Außerdem habe Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro seit seinem Antritt 150 Pflanzenschutzmittel neu zugelassen. «Ich erwarte von der Politik Geradlinigkeit», sagte Rukwied. Durch das Abkommen könnte die europäische Landwirtschaft sieben Milliarden Euro einbüßen.

Rukwied warnte vor einer zunehmenden Entfremdung von Stadtbewohnern und Landwirten. Mit Blick auf Volksbegehren zum Schutz von Bienen sagte er: «Ich habe kein Verständnis dafür, dass man vom Schreibtisch aus auf die Bauern zeigt und sagt, ihr habt eure Hausaufgaben nicht gemacht.» Ihn sorge, dass urbane Milieus zunehmend versuchten, die tägliche Arbeit von Bauern zu beeinflussen.

Der Deutsche Bauernverband vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von rund 300.000 Landwirten und ihren Familien.
dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 „Ohne GenTechnik“-Siegel - Rekordumsatz zum Jubiläum

 Heimische Ernte GVO-frei

 Europäisches Parlament für weniger strenge Gentechnikregeln in der EU

 Stark-Watzinger befürwortet Deregulierung bei Genpflanzen

 EU-Pläne zu Gentechnik treiben Landwirte auf die Barrikaden

  Kommentierte Artikel

 LED-Lampen in Straßenlaternen sparen massiv Strom ein

 Zahl der Bäckereien weiter rückläufig

 Wundermittel und Jahrhundertgift PFAS: Derselbe Circus - andere Clowns

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel

 Brandenburger Dackel wohl von Wolf angegriffen

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein