Mit der Aufstellung von Bebauungsplänen und der Ausweisung von bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen zu Bauland konnten viele Gemeinden beiden Ansprüchen zur Zufriedenheit aller Beteiligten genügen. In Wildeshausen aber sind die Bauern empört über Bebauungspläne ihrer Stadt. Dort läuft die Bereitstellung von Bauland nämlich über eine so genannte Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme.
Diese vor einigen Jahren beschlossene gesetzliche Neuregelung gibt den Kommunen die Handhabe, landwirtschaftliche Flächen zum gutachterlich festgesetzten Ackerlandpreis zu erwerben oder gar zu enteignen, die nötigen Erschließungsmaßnahmen durchzuführen und die Flächen anschließend als Bauland zu verkaufen. Der dabei erzielte Gewinn fließt an den Bauern vorbei in den Stadtsäckel.
Für massiven Konfliktstoff in Wildeshausen hat vor allem gesorgt, dass die von den Gutachtern festgesetzten Preise viel zu niedrig seien, um dafür Ersatzflächen in der Nähe zu kaufen. Die betroffenen Bauern weisen darauf hin, dass das Preisniveau für Bauernland im Umfeld der Stadt deutlich höher ist als in weiter entfernten Gemeinden. Wer mit den Preisgeboten nicht einverstanden war, sei kurzerhand enteignet worden, kritisieren sie. Einige haben zwar dagegen geklagt und erhalten nun einen geringen Nachschlag, der ihnen aber auch nicht weiterhilft, denn überall haben die Preise für
Agrarland inzwischen angezogen.
Kein Verständnis haben die Bauern auch dafür, dass die Bebauung nun auf den am weitesten von der Stadt entfernt gelegenen Flächen begonnen hat. Diese Flächen waren ursprünglich als Flächen für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vorgesehen und deshalb besonders billig erworben worden, nach dem Erwerb durch die Stadt aber zu Bauland umgewidmet worden. "Alle Versuche von Seiten des örtlichen Landvolkverbandes, die Kommunalpolitiker für die Probleme zu sensibilisieren, seien ins Leere gelaufen", klagt Franz-Josef Dasenbrock, Ortslandvolkvorsitzender in Wildeshausen frustriert.
Mittlerweile ist der Absatz der Bauplätze aus der in den Augen der Bauern "drei Nummern zu großen" Maßnahme kräftig ins Stocken geraten. Das bringt besonders zwei Vollerwerbsbauern in Bedrängnis, denn ihre Betriebe unterliegen seit Beginn der Planungen einer Veränderungssperre. Bei der betrieblichen Entwicklung herrscht deshalb völliger Stillstand. Die Bauern wollen und müssen aussiedeln, um weiter wirtschaften zu können. Doch bei den Bebauungsplänen wurde ein Bogen um ihre Betriebe exakt im vorgeschriebenen Mindestabstand geschlagen, so dass ihre Flächen nicht angekauft werden müssen. Und weil derzeit kaum gebaut wird, dürfte sich daran so schnell nichts ändern. So werden einsame Straßenlaternen wohl noch etliche Jahre die Feldmark von Wildeshausen erleuchten. (LPD)