Die Bundesregierung müsse den Anteil deutscher Arbeitsloser als Erntehelfer grundsätzlich auf zehn Prozent beschränken, forderte die Länderkammer am Freitag in Berlin. Bei der Vermittlung der Arbeitslosen habe es im vergangenen Jahr Probleme gegeben. Deshalb hätten die Betriebe nicht immer genug Saisonarbeitskräfte etwa für die Spargelernte oder die Weinlese gehabt. «Wer sät, muss auch die Ernte einbringen können», sagte Baden-Württembergs Agrarminister Peter Hauk (CDU).
Derzeit müssen 20 Prozent der Erntehelfer für Landwirte und Winzer aus Deutschland kommen. Nur wenn keine deutschen Arbeitslosen zur Verfügung stehen, ist ein Anteil von 90 Prozent Helfern etwa aus Mittel- und Osteuropa möglich. Die Anteile beziehen sich auf die Erntehelferzahl 2005 von 325 000.
Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) und Bundesagrarminister Horst Seehofer (CSU) halten trotz Kritik am verstärkten Einsatz deutscher Arbeitsloser als Erntehelfer fest. Sie wollen aber eine bessere Zusammenarbeit von Landwirten und Arbeitsagenturen erreichen, weil es laut Bilanz einer Arbeitsgruppe «Probleme bei der Deckung des saisonalen Arbeitskräftebedarfs» gab, besonders bei Motivation und Durchhalte-vermögen. Die FDP-Bundestagsfraktion warnte vor Ernteverlusten in diesem Jahr: «Mit dem Festhalten an der schädlichen Erntehelferregelung wird leichtfertig riskiert, dass auch 2007 Spargel und Erdbeeren auf den Feldern verfaulen», sagte ihr Agrarpolitiker Hans-Michael Goldmann.
Um die Regelung gab es Auseinandersetzungen in der Koalition. Während Müntefering für den verstärkten Einsatz deutscher Arbeitsloser bei Spargelernte oder Weinlese warb, kam aus dem Agrarministerium und der Unionsfraktion die Forderung nach Änderungen. Bauernpräsident Gerd Sonnleitner hatte die Regelung für gescheitert erklärt. Einer Umfrage des Verbandes zufolge trat nur rund ein Drittel der beantragten Erwerbslosen die Arbeit an. (dpa)