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08.10.2023 | 10:45 | Agrarpolitik 
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Düngepolitik bleibt unter Druck

Berlin - Keinen Anlass, in der Düngepolitik die Hände in den Schoß zu legen, sieht der Kieler Agrarwissenschaftler Prof. Friedhelm Taube.

Düngemitteleinsatz
Taube fordert weitere Schritte und betont die Bedeutung einer ambitionierten Stoffstrombilanz - Der Ökolandbauexperte macht die FDP für Scheitern des Borchert-Konzepts verantwortlich - Höhere Tierwohlstandards mit einem reduzierten Tierbesatz verknüpfen - Mittlere Betriebsgrößen stärken - Vielen Agrarwissenschaftlern fehlt Vordenkerfunktion und kritische Distanz zum Sektor. (c) proplanta
Zwar habe sich nach langer Stagnation inzwischen einiges bewegt, sagt Taube im Interview. Es müsse jedoch weitergehen, wenn das Ziel erreicht werden soll, die Stickstoffüberschüsse bis 2040 auf unter 50 kg N/ha zu senken.

Handlungsbedarf resultiere allein daraus, dass die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie bis 2027 in Deutschland nicht überzeugend gelingen werde. Taube bekräftigt seine Forderung nach einer ambitionierten Stoffstrombilanz mit einer Verpflichtung für intensive Tierhaltungsbetriebe, einen Brutto-Überschuss von 120 kg N/ha nicht zu überschreiten und diesen Wert bis 2030 auf 90 kg N/ha abzusenken.

Der bisherige Direktor des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an der Universität Kiel macht die FDP für die ausbleibende Umsetzung des Borchert-Konzepts verantwortlich und ruft dazu auf, weiter auf die politischen Akteure einzuwirken. Taube spricht sich dafür aus, die mit den Borchert-Vorschlägen angestrebten höheren Tierwohlstandards mit einem reduzierten Tierbesatz von maximal 1,4 GV/ha zu verknüpfen.

Unrealistisch nennt er Versuche, den Strukturwandel verhindern zu wollen. Dieser könne jedoch abgefordert werden, indem die Konkurrenzfähigkeit von mittleren Betriebsgrößen gestärkt werde.

Gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen



Mit Nachdruck verweist Taube auf die gesellschaftliche Verantwortung von Wissenschaftlern. Die gelte es wahrzunehmen „und den politischen Akteuren immer dort entgegenzutreten, wo die Bedienung von Lobbyinteressen allzu offensichtlich ist“. Neben der Wissensvermittlung liege die Aufgabe von Professoren darin, „jungen Menschen Orientierung zu geben und den Mut zur Diskursfähigkeit zu fördern“.

Vielen seiner Kollegen an den Hochschulen wirft Taube vor, sich dem „agrarindustriellen Komplex“ verpflichtet zu fühlen. Anstatt sich mit kleinteiligen technischen Innovationen auf einem einmal eingeschlagenen Weg zufriedenzugeben, sollten Wissenschaftler Taube zufolge hinterfragen, „ob der eingeschlagene Weg grundsätzlich der richtige ist“. Die daraus resultierende Vordenkerfunktion und die kritische Distanz zum Sektor blieben zu häufig auf der Strecke.
AgE
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Kommentare 
maximilian schrieb am 13.10.2023 13:06 Uhrzustimmen(2) widersprechen(0)
Herr Prof. Raube ist als renommierter Wissenschaftler bekannt. Seine Aussagen sind von wissenschaftlicher Evidenz und zeigen seinen Weitblick.
Während seine Ablehnung egoistische, profitorientierte kleinkarierte Denkweisen offenbart, von jenen, die die Zeichen der Zeit noch immer nicht erkannt haben. Der Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen und der Tiere sind Staatsziel. Alle Forderungen aus der industriellen Landwirtschaft, die diese Staatsziele in Art. 20a GG missachten, sind daher verfassungsfeindlich.
Thorsten Holtmeier schrieb am 08.10.2023 16:36 Uhrzustimmen(14) widersprechen(6)
Herr Taube, den Schaden den sie der Landwirtschaft antun geht auf keine Kuhhaut. Bitte kehren Sie der Landwirtschaft sofort den Rücken und suchen sich ein anderes Betätigungsfeld.
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