«Es wird möglich sein, unter bestimmten Auflagen Rodentizide gegen die Feldmäuse einzusetzen. Uns allen ist es sehr wichtig, dass dabei keine geschützten Tierarten, wie zum Beispiel
Hamster in Mitleidenschaft gezogen werden», sagte Landwirtschaftsminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) am Freitag. Sein Haus habe sich mit dem Umweltressort auf ein entsprechendes Verfahren als Kompromiss verständigt.
Bauern können vom Umweltministerium gelistete Gutachter beauftragen, um zu klären, ob auf ihren Flächen Feldhamster-Baue vorkommen. Ist das nicht der Fall, darf das Gift eingesetzt werden. Auch Landwirte, deren Flächen in
Natura-2000-Gebieten liegen, können ab sofort das Ausbringen sogenannter Rodentizide anmelden, heißt es in einer Mitteilung des Agrarministeriums.
Allerdings müssen sie nachweisen, dass die Erhaltungsziele und der Schutzzweck dieser Gebiete nicht erheblich leiden. In
FFH-Gebieten, in denen Kleinsäuger fressende Vogelarten wie Gänse und Kraniche nicht als Erhaltungsziel aufgeführt sind, können Rodentizide grundsätzlich ohne Anmeldung ausgebracht werden.
Laut Agrarministerium hat das Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum beim Bundesamt für Verbraucherschutz beantragt, die Anwendung des Wühlmaus-Pfluges sowie das Ausbringen von Rodentiziden in Gebieten mit Feldhamster-Vorkommen noch vor dem 1. November zu ermöglichen. Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) hatte die Behörden aufgerufen, Ermessensspielräume etwa im Pflanzenschutzgesetz zu nutzen, um die Mäuse zu bekämpfen.
Die CDU-Fraktion im Erfurter Landtag kritisierte den nun gefundenen Kompromiss. Er gehe zu Lasten der Bauern, sagte ihr landwirtschaftspolitischer Sprecher Marcus Malsch. Die Bestellung der Gutachter und die Wartezeit auf Entscheidungen der Unteren Naturschutzbehörden bedeuteten Bürokratie und würden wertvolle Zeit kosten. «Das Hin und Her ist ein Beispiel dafür, dass es nicht um die Sache und deren Lösung geht, sondern nur noch um Gesichtswahrung der beiden beteiligten Minister.»
Thüringens Bauern fordern seit Langem den Einsatz von Gift, um der Mäuseplage Herr zu werden. Experten vom Bauernverband schätzen, dass rund 25 Prozent der Thüringer Ackerfläche betroffen sind. Demnach hätten sich die Mäuse massenhaft vor allem im Erfurter Becken ausgebreitet und von dort weiter bis nach Ostthüringen. Neben Äckern seien zunehmend auch Grünlandflächen betroffen.