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19.03.2011 | 17:12 | Landjugend und Politik im Dialog 

Parlamentarischer Abend des Bundes der Deutschen Landjugend

Berlin - Zum intensiven Gedankenaustausch begrüßte der Bund der Deutschen Landjugend am 15. März dreizehn Abgeordnete des Deutschen Bundestages sowie zahlreiche VertreterInnen aus Verbänden, Ministerien und politischen Organisationen zum Parlamentarischen Abend in Berlin.

Junglandwirte
„Die Debatten ermöglichen den politisch Verantwortlichen einen umfassenden Einblick in die ehrenamtliche Arbeit der Landjugendlichen, JunglandwirtInnen und JungwinzerInnen im BDL und lenken ihr Augenmerk auf die spezifischen Probleme der Jugend im ländlichen Raum“, hob Gunther Hiestand, Vorsitzender des Bundes der Deutschen Landjugend, die Bedeutung des Parlamentarischen Abends hervor.

n drei zwanzigminütigen Diskussionsrunden konnten die PolitikerInnen an sechs Thementischen mit den Landjugendlichen wichtige Zukunftsthemen aus den Bereichen Regionalentwicklung, Jugend-, Agrar- sowie Weinbaupolitik diskutieren.

Am Thementisch zur Regionalentwicklung verdeutlichten die Landjugendlichen den Abgeordneten, wie wichtig eine intakte Infrastruktur sei, um bei jungen Menschen den Entschluss zu fördern, sich eine Zukunft auf dem Land aufzubauen. „Dazu gehören neben ausreichenden Bildungs- und Kinderbetreuungsmöglichkeiten sowie umfassender ärztlicher Versorgung vor allem der flächendeckende Breitbandausbau im ländlichen Raum“, fasste die Bundesvorsitzende Katrin Biebighäuser die Erfordernisse zusammen. Schnelle Internetzugänge seien im digitalen Zeitalter Grundvoraussetzung der Daseinsvorsorge, sei es, um Heimarbeitsplätze zu ermöglichen oder Zugang zur Telemedizin zu erlangen. Die Landjugend appellierte an die PolitikerInnen, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, um das grundgesetzliche Prinzip der Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse zu erreichen. „Die Menschen im ländlichen Raume dürfen in wichtigen infrastrukturellen Fragen nicht dauerhaft benachteiligt sein. Dafür muss sich Politik auf allen Ebenen stark machen!“, brachte es Katrin Biebighäuser auf den Punkt.

Die Bereitschaft, sich für die Gemeinschaft, für die eigene Region zu engagieren sei sehr groß, betonten die Jugendlichen. Oft werde dieses Engagement jedoch ausgebremst, da sich die Freistellung von Berufsschule, Studium oder der Arbeit für Ehrenamtliche schwierig gestalte. Hier sei die Politik gefragt, Vereinfachungen auf den Weg zu bringen. Ebenso dürfe nicht mit zweierlei Maß gemessen werden, wenn es um die Anrechnung ehrenamtlichen Engagements bei Wartesemestern für das Studium gehe, gab die Landjugend den PolitikerInnen mit auf den Weg.

Außerdem kritisierten sie die unzureichende Einbindung landwirtschaftlicher BetriebshelferInnen in die Nachfolgeregelungen zum Zivildienst. Als landwirtschaftliche BetriebshelferInnen wurden Zivildienstleistende, mit entsprechenden Vorkenntnissen, zu allen anfallenden landwirtschaftlichen Arbeiten auf einem Bauernhof eingesetzt, wenn der Betrieb beispielsweise durch Krankheit oder Tod des Inhabers in eine existenzbedrohliche Lage geraten war. Die im Zusammenhang mit der Bundeswehrreform geplante Aussetzung der Wehrpflicht und die Einrichtung des Bundesfreiwilligendienstes sei so schnell vorangetrieben worden, so die Jugendlichen, dass es noch zahlreiche offene Fragen gebe, die dringend beantwortet werden müssten. „Die Anbindung der Bundeswehr an die Gesellschaft muss auch in Zukunft gegeben sein. Dazu fehlen bisher Konzepte. Darüber hinaus brauchen wir klare Aussagen zur Finanzierung der Reform - wo eingespart werden kann und wo zusätzlich Geld in die Hand genommen werden muss, um beispielsweise Nachwuchs für die Bundeswehr zu gewinnen“, ergänzte Katrin Biebighäuser.

Die jungen LandwirtInnen diskutierten mit den Abgeordneten über die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) nach 2013 und über den Tierschutz. Es stehe außer Frage, dass die Kofinanzierungsregelung der Junglandwirteförderung reformiert werden müsse. Anzustreben sei eine Verringerung des nationalen Anteils, waren sich alle einig. Des Weiteren sei die 1:1 Umsetzung der EU-Agrarpolitik in allen Mitgliedstaaten konsequent zu betreiben, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden, forderten die JunglandwirtInnen. Völlig im Nebel liege derzeit das so genannte Greening. Hier sei dringend eine Konkretisierung nötig, um zu verstehen, was unter der „Ergrünung“ der Europäischen Landwirtschaft verstanden werden soll und um Planungssicherheit zu schaffen.

Wesentlich kontroverser ging es in der Debatte zum Thema Tierschutz zu. Speziell bei der Frage, ob sich die Nutztierhaltung in Fragen des Tierschutzes an den - teils realitätsfernen - Wünschen der VerbraucherInnen orientieren müsse, gingen die Meinungen der Abgeordneten weit auseinander. Eher sei die Branche gemeinsam mit der Politik gefragt, VerbraucherInnen ein realistisches Bild der modernen Landwirtschaft zu vermitteln. Dies beginne mit Kinder- und Schulbüchern und ende noch lange nicht bei der teils irreführenden Gestaltung von Lebensmittelverpackungen, so die - in diesem Punkt einhellige - Meinung der Diskutanten.

Die JungwinzerInnen diskutierten anstehende Änderungen des Weinbezeichnungsrechts und stellten ihre Idee einer klaren Profilierung der Weinkategorien von Regionsweinen über Orts-, bis hin zu Lagenweinen vor. Bei dieser Gelegenheit betonten die jungen BetriebsleiterInnen nochmals, dass ihnen sehr viel an einer aktiven Gestaltung der beschlossenen Abschaffung des EU-Pflanzrechtsregimes liege. „Es kann nicht sein dass die aktuellen politischen Beschlüsse zum Anbaustopp 2015 umgesetzt werden, und wir nicht darauf vorbereitet sind“ so der Leiter des Arbeitskreises Deutsche JungwinzerInnen, Gunther Hiestand.

„Das große Interesse und die mit Leidenschaft und Engagement geführten Debatten zeigen uns, wie wichtig der direkte und regelmäßige Austausch zwischen Politikerinnen und Landjugendlichen ist“, so die Bundesvorsitzende Katrin Biebighäuser zum Abschluss des Parlamentarischen Abends 2011 des Bundes der Deutschen Landjugend. (bdl)
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