Die Lage auf dem
Milchmarkt ist mehr als ernst. Eine steigende Milcherzeugung steht einem niedrigeren Absatz gegenüber. Das Überangebot an Milch hat zu einem bisher nicht da gewesenen Niedergang der
Milchpreise geführt. Diese Tatsache ist auch dem Europäischen Rat, der
EU-Kommission und dem EU-Parlament bekannt. Die Maßnahmen, die bisher von der EU-Politik zur Bewältigung der Krise ergriffen wurden, verbessern die Lage jedoch nicht.
Das EMB hat heute in Brüssel seine Forderung nach einer vernünftigen Strategie gegenüber den Verantwortlichen der EU-Institutionen noch einmal bekräftigt und einen Maßnahmenkatalog zum Abbau der Überschüsse überreicht. EU-Kommissarin Mariann Fischer-Boel und EU-Agrarratspräsident Eskil Erlandsson waren eingeladen, die Forderungen der europäischen Milcherzeuger für eine zukunftsträchtige Milcherzeugung persönlich entgegenzunehmen.
"Seit Anfang 2009 versucht die EU-Kommission mit der Wiedereinführung der Exporterstattungen und der Einlagerung erheblicher Mengen an Butter und Magermilchpulver den Markt zu stabilisieren, nachdem sie die Ausweitung der Menge erst forciert hat. Obwohl diese Maßnahmen bereits mehrere hundert Mio. Euro kosten, konnte der Milchpreisabsturz nicht verhindert werden", erklärt der Präsident des EMB Romuald Schaber. "Mit unseren Forderungen setzen wir an der Wurzel des Problems an - und zwar an der überhöhten Milchproduktion", so Romuald Schaber weiter. Die Produktionsmenge müsse vernünftigen Beschränkungen unterliegen. Nur damit könne man der dramatischen Preissituation wirksam und mit geringeren als den bisherigen Kosten begegnen.
Forderungen des EMB Konkret handelt es sich bei den Vorschlägen des EMB um mittelfristige Maßnahmen zur Mengenreduzierung wie das Einrichten einer Monitoringstelle zur Erfassung der Angebots- und Nachfragesituation, eine erzeugerfinanzierte Umlage oder auch die Möglichkeit der Bündelung der Milchproduzenten zu Erzeugergemeinschaften. Zudem soll kurzfristig eine rasche Reduzierung der Milchmenge mittels eines Stufenplans zu einer ersten Entspannung der zugespitzten Preissituation führen.
"Eine Neuausrichtung der EU-Politik ist unausweichlich. Ich denke, man hat jetzt lange genug gesehen, dass die Strategie der EU-Kommission, die Milchmenge auszuweiten und die überschüssige Produktion auf den Weltmarkt schwemmen zu wollen, nicht funktioniert", so die EMB-Vizepräsidentin Sieta van Keimpema. "Beschränkung entsprechend der Nachfrage statt marktferne Ausweitung der Erzeugung muss das Motto auf dem europäischen Markt werden, damit eine qualitativ hochwertige und nachhaltige
Milchproduktion hier noch eine Chance hat", bringt van Keimpema die Strategie des EMB auf den Punkt.
Die Milcherzeuger erhalten europaweit inzwischen 18 bis 24 Cent pro kg Milch, was in etwa der Hälfte der Vollkosten der Produktion und damit des benötigten Preises entspricht. In allen europäischen Ländern müssen Milchviehbetriebe aus diesem Grund aufgeben. Die Proteste der Milcherzeuger mehren sich. In ganz Europa machen die Milchbauern deutlich, dass sie bereit sind, für ihre Betriebe zu kämpfen. (EMB)