Das Bundeslandwirtschaftsministerium, das sich mit dem Bundesumweltministerium offenbar bis zum Schluss nicht auf eine klare Haltung verständigen konnte, gab sich sehr zurückhaltend. Ministeriumssprecher
Jens Urban erklärte, „wir haben die Entscheidung der
EU-Kommission zur Kenntnis genommen.“ Man gehe davon aus, dass die Kommission in Kürze einen neuen Abstimmungstermin benenne. „Wir werden auf Basis der dann vorliegenden Informationen eine Ressortabstimmung im Rahmen der Bundesregierung durchführen“, so Urban.
Sehr kritisch zu der Verschiebung äußerte sich indes der Berichterstatter für
Pflanzenschutz der CDU/CSU-Bundestagsfraktion,
Hermann Färber. Er betonte, für die Union seien wissenschaftsbasierte Genehmigungsverfahren die Grundlage eines umweltverträglichen und gesundheitsschonenden Pflanzenschutzes. Färber wies darauf hin, dass ohne Glyphosat ein erfolgreiches Resistenzmanagement, wie es derzeit in Deutschland betrieben werde, nicht mehr möglich sei. Es gebe hierzulande keine einzige Resistenz gegenüber Glyphosat. Auch dies sei Folge der strengen Anwendungsbestimmungen und der guten fachlichen Praxis, unterstrich Färber. Wenn Zulassungsverfahren sich nicht mehr an sachlichen Kriterien, sondern an politischen Stimmungen orientierten, sei das „ein schwerer Schlag für die Rechtstaatlichkeit“.
Hingegen bezeichnete der Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im
Bundestag,
Anton Hofreiter, die Verschiebung als einen „Etappensieg der Vernunft und einen Weckruf für Bundeslandwirtschaftsminister
Christian Schmidt“. Gut, dass sich einige Agrarminister aus den Nachbarländern nicht von den Beschwichtigungen der Agrarindustrie hätten beeindrucken lassen, so Hofreiter. Eine Neuzulassung von Glyphosat bis 2031 einfach durchzuwinken, wäre "verantwortungslos".
Auch die Agrarsprecherin der Bundestagsfraktion Die Linke,
Kirsten Tackmann, begrüßte die Verschiebung. Sie gab zu bedenken, dass es offen sei, ob Menschen nicht viel häufiger diesen Wirkstoff aufnähmen als bisher angenommen, weil er ihnen im Alltag über Lebensmittel, Stoffe oder Hygieneartikel unwissentlich begegne. Glyphosat sei das bundesweit am meisten verkaufte Pflanzenschutzmittel.