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20.10.2010 | 07:04 | Klonfleisch 

Wie weit geht das Verbot von Klonfleisch?

Brüssel - Kein Klonfleisch auf dem Teller - per Verbot will die EU-Kommission Europas Verbraucher schützen.

Klonfleisch mit Spätzle

Fünf weitere Jahre sollen Fleisch, Milch und Käse geklonter Tiere nicht zum Verzehr zugelassen werden. Auch der Import geklonter Tiere und ihrer Produkte fällt darunter. Doch das Verbot hat eine Lücke: Laut Vorschlag dürfen die Züchter Samen und Embryonen geklonter Tiere importieren. Somit könnten eines Tages Schnitzel oder Milch eines Klon-Nachkommens auf dem Tisch landen. Dem Entwurf müssen die EU-Staaten und das Europaparlament zustimmen.


Was bedeutet Klonen?

Geklonte Tiere sind genetisch exakte Kopien bereits lebender Tiere. Klone werden mit gentechnischen Verfahren im Labor gezeugt und dann von einer Leihmutter ausgetragen. Das Verfahren des Klonens wurde 1996 durch das Schaf «Dolly» bekannt - das Tier entstand durch die Verschmelzung einer Körperzelle aus dem Euter der Mutter mit einer Eizelle ohne Erbgut.


Warum klont die Landwirtschaft überhaupt Tiere?

Klone sind für Züchter oder Industrie interessant, um besonders wertvolle Exemplare in exakter Kopie zu vermehren: Bauern können ihre besten Zuchtbullen klonen lassen, damit auch dessen Klone besonders viele Nachkommen zeugen. Kühe, die besonders viel Milch geben, können geklont werden, damit die Produktion von Milch billiger wird. Mit dem Klonen lassen sich die Kosten in der Landwirtschaft senken.


Wann landet das Fleisch geklonter Tiere auf dem Teller?

Im Allgemeinen gar nicht - weil Klonen sehr teuer ist. Das Bundesverbraucherschutzministerium beziffert die Kosten für einen einzigen Klon auf mindestens 20.000 Euro. Würde man Klontiere schlachten, wäre das wirtschaftlich nicht sinnvoll. In der Kühltheke werden daher nicht die Tiere selbst, sondern vor allem Fleisch oder Milch ihrer konventionell erzeugten Nachkommen landen. Die Produkte lassen sich nicht von denen «normaler Tiere» unterscheiden. Verbraucherschutzkommissar John Dalli hält die Kennzeichnung dieser Lebensmittel für unnötig, während EU-Parlamentarier sie fordern.


Wie ist die Lage in der EU?

Als einziges EU-Land hat Dänemark das Klonen von Tieren für kommerzielle Zwecke verboten. Davon abgesehen hat laut EU-Kommission kein Mitgliedsland eine besondere Klon-Gesetzgebung. Andere Länder sind liberaler. In den USA, Kanada und Argentinien sowie Brasilien gibt es Klonfleisch schon länger im Handel.


Und wie sieht es in der Kühltheke aus?

Bislang müssen Europas Verbraucher beim Einkauf nicht fürchten, Klonprodukte in die Hände zu bekommen. Um Klonfleisch in den Handel zu bringen, sind in der EU aufwendige Prüfverfahren und Genehmigungen nötig. Laut Verbraucherschutzministerium liegt bislang kein Antrag der Industrie auf Zulassung von Lebensmitteln aus geklonten Tieren in Europa vor, keine Zulassung wurde erteilt. «Sie dürfen in der EU daher nicht verkauft werden», schreibt das Ministerium im Internet.


Ist der Verzehr von Klonfleisch gefährlich für den Menschen?

Dafür gibt es bisher keine Anhaltspunkte. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat Klonfleisch grundsätzlich als unbedenklich eingestuft. Allerdings soll weiter geforscht werden. «Es gibt keine Sorgen um die Gesundheit der Verbraucher», sagt EU- Verbraucherschutzkommissar Dalli - er sieht nur offene Fragen in punkto Tierschutz und Ethik.


Was sagen Kritiker?

Verbraucherschützer sehen Risiken, weil unklar ist, ob sich die genetischen Veränderungen bei Nachkommen fortsetzen und die Gesundheit des Menschen beeinträchtigen könnten. Tierschützer verweisen auf die bislang geringe Erfolgsquote beim Klonen und haben ethische Bedenken. Viele geklonte Embryonen überleben nicht, häufig kommt es zu Fehlgeburten. Im Vergleich zu traditionell gezüchteten Artgenossen sind die Tiere anfälliger für Krankheiten und und leben kürzer.


Und die Verbraucher selbst?

Nach einer Eurobarometer-Umfrage aus dem Jahr 2008 ist die Mehrheit der EU-Bürger gegen Tierklonen. Drei von vier Befragten fanden, dass das Klonen von Tieren zum menschlichen Verzehr aus ethischen Gründen nicht akzeptabel ist. (dpa)

 

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