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01.12.2016 | 08:06 | Überdüngung 
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Zu hohe Nitratbelastung - Schärfere Düngeverordnung gefordert

Berlin - Die hohen Nährstoffbelastungen aus der Landwirtschaft sind deutschlandweit die Hauptursache für den schlechten Zustand vieler Flüsse, Seen, Küstengewässer und unseres Grundwassers.

Düngeverordnung
(c) proplanta
Sie führen zu gravierendem Verlust an biologischer Vielfalt, gesundheitlichen und volkswirtschaftlichen Schäden. Diese negative Bilanz ist 25 Jahre nach dem Inkrafttreten der europäischen Nitratrichtlinie mehr als enttäuschend.

Die Umweltverbände Deutsche Umwelthilfe (DUH), GRÜNE LIGA, Naturschutzbund Deutschland (NABU), WWF und der Umweltdachverband Deutscher Naturschutzring (DNR) fordern Bund und Länder auf, schnellstmöglich eine ambitionierte Düngeverordnung zu verabschieden, um die mit der Düngung verbundenen Risiken für Mensch und Umwelt deutlich zu reduzieren.

Um die Novellierung der Düngeverordnung, die in Deutschland die EU-Nitratrichtlinie umsetzt, wird seit Jahren gestritten. Bereits 2012 kritisierte die EU-Kommission erheblichen Anpassungsbedarf bei der Verordnung und forderte die Bundesregierung zum konsequenten Handeln auf. Doch trotz hoher Stickstoffüberschüsse und enormer Defizite im Düngerecht wurde die Anpassung von Grenzwerten, Bilanzierungsvorgaben und Kontrollen bis heute verzögert.

Nun drohen ernsthafte Konsequenzen. Mit der Ende Oktober 2016 eingereichten Klageschrift wegen der mangelnden Umsetzung der Nitratrichtlinie zeigt die EU-Kommission, dass die bisherigen Bemühungen der Bundesregierung bei weitem nicht ausreichen und die langjährigen Verzögerungen nicht hinnehmbar sind.

Aus Sicht der Verbände werden jedoch auch mit dem derzeitigen Verordnungsentwurf die bisherigen Defizite noch nicht behoben. Der Entwurf, der aktuell einer Strategischen Umweltprüfung unterzogen wurde, zeigt zwar positive Ansätze, die in die richtige Richtung gehen. Daher begrüßen die Umweltverbände  in ihrer Stellungnahme einzelne Neuerungen wie die Einbeziehung pflanzlicher Gärreste, die Absenkung des Kontrollwertes für Stickstoff-Bilanzüberschüsse und dass die Bundesländer strengere Maßnahmen für Regionen mit hohen Nitratbelastungen erlassen können.

Doch zeigt der Bericht zur Umweltprüfung auch, dass bei der Novellierung die wirksamsten Maßnahmen noch nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Es fehlt die schnellstmögliche Einführung der Hoftorbilanz für alle Betriebe, um eine wirksame Kontrolle der Nährstoffströme zu gewährleisten. Dies ist insbesondere zum Schutz des Grundwassers erforderlich.

Die Verbände fordern kürzere Einarbeitungsfristen für Wirtschaftsdünger, um gesundheitsgefährdende Ammoniakemissionen deutlich zu reduzieren. Auf überversorgten Böden darf keine weitere Phosphatdüngung erfolgen. Bei der Novellierung muss aus Sicht der Verbände ein klarer Fokus auf den konsequenten Vollzug der Regelungen und strikte Ahndung bei Verstößen gelegt werden.

Das Fazit der Umweltverbände lautet: Die Bundesregierung muss nun endlich mit der dringend erforderlichen Reduzierung der Nitratbelastung Ernst machen, um mögliche EU-Strafzahlungen in Millionenhöhe zu vermeiden.
nabu
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Kommentare 
cource schrieb am 04.12.2016 07:29 Uhrzustimmen(103) widersprechen(77)
alle so genannten umweltschutz/naturschutzverbände tragen gewaltige mitschuld an der eutrophierung der landschaft/boden/gewässer, weil sie sich als scheinbar einzigen interessenvertreter instrumentalisieren/missbrauchen lassen, wo es doch eindeutige umwelt-, boden-, trinkwasserschutzgesetze usw usf gibt, deren einhaltung aber staatliche umweltschutzorgane zu verantworten haben----wenn die verbände wirklich was erreichen wollen, müssten sie sich auflösen und damit dem staat die alleinige verantwortung für die exorbitante nitritbelastung in trinkwasser/milch/gemüse usw usf zuweisen aber das wird nicht passieren, weil die verbände regelmäßig gesponsort/gekauft werden und damit von dem weiterbestehen dieser umweltschutzprobleme finanziell/existenziell abhängen
D.N. schrieb am 01.12.2016 16:09 Uhrzustimmen(85) widersprechen(88)
Lese ich richtig?? den Umweltverbänden geht es um die Verhinderung der Stafzahlungen seitens der EU. Ich dachte die setzen sich für den Umweltschutz ein. Komisches Fazit der Umweltverbände. Scheint hier müsste mal die Gemeinnützigkeit und die Satzungen der Umweltverbände geprüft werden.
agricola pro agricolas schrieb am 01.12.2016 09:30 Uhrzustimmen(95) widersprechen(97)
Gebetsmühlenartig DIESE SCHEINHEILIGKEIT HOCH DREI: Einerseits vollzieht man medial aufmerksamkeitsheischend stoisch immer noch die leidige Teller-oder-Tank-Diskussion. AUFGEMERKT: Die derzeitigen Dieselabgasmessungen veranschaulichen eindeutig einen weitaus positiveren Verbrennunsprozess bei den Pflanzenöltreibstoffen. Da gibt es nichts mehr zu rütteln oder zu deuteln! In vielen Regionen Deutschlands könnten demnach die Bauern nachhaltig entlastend einen erheblichen Umweltschutzbeitrag leisten, so es von unseren scheinheiligen Propheten gestattet würde! Die Quelle der großen/großzügigen Gönner im Background weiß das aber sicherlich strikt zu verhindern.- Hier liegt die Betonung eindeutig, nochmals, auf NACHHALTIGKEIT!!! Wir verfügen über Leguminosen als Stickstoffsammler, d.h. die Bauern müssten weit weniger Stickstoff (oft Nitrat) ausbringen. Für die Produktion wird wenig/fast keine N-Düngung benötigt, im Verlaufe der Vegetationsperiode wird neben CO2 auch Stickstoff ohne Ende eingesammelt, kann somit CO2-neutral in unseren Verbrennungsmotoren eingesetzt werden. (Vereinfacht sehr kurz und knapp dargestellt!) Für solche komplexen Zusammenhänge hat man in vielen rudimentären Cerebris allerdings keinerlei fortentwickelte Denkansätze parat. Es kann und darf eben nicht sein, dass der „SÜNDENBOCK BAUER“ real Gutes für Mensch, Tier und Umwelt zu tun vermag!!!(?) // Nochmals der essentielle Hinweis: OHNE NITRAT (Wissen der 10. Klassen/BIOLOGIE) keine organischen Prozesse, biologische Abläufe sind so zumindest nach meinem aktuellen Kenntnisstand unmöglich. Ich lasse mich eines Besseren aber gerne belehren! // Was machen unsere NGO‘s!? - Man mauert stoisch neue Bausteine in die breite Front gegen Biotreibstoffe, drischt parallel dabei aber vollkommen widersinnig heftigst mit der verbalen Keule anderweitig auf ALLE BAUERN schmerzhaft ein. Diesem unleidig ehrverletzenden Kleingeistgebaren entgeht in einem solchen blindwütigen Aktionismus augenscheinlich, dass etwa die Hälfte dieser auf dem Acker erzeugten Produkte eine überlebensnotwendige Eiweißquelle für Mensch und Tier darstellen!!! Sicherlich halten jene Philanthropen stereotyp nach „SCHEMA F“ aber ein Lösungsmodell in petto, wie man OHNE NITRAT „gesund“ bestens zurechtkommt!?
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