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01.04.2020 | 00:03

Bis zu 200.000 Arbeitslose durch Corona-Krise im April möglich

Arbeitsplätze
Scheele: 150.000 bis 200.000 Arbeitslose durch Corona-Krise im April. (c) proplanta

Pflege, Schulen, Arbeitsmarkt - Corona lässt nichts unberührt



Betriebe melden Kurzarbeit an, Pflegeheime schlagen Alarm und Niedersachsens Lehrer basteln vorzeitig an Zeugnisnoten. Fast alles hängt derzeit mit der Corona-Krise zusammen.

Die Ausbreitung des Coronavirus, bei der am Dienstag 322 Neuinfektionen in Niedersachsen gemeldet wurden, wirkt sich auf viele Lebensbereiche im Bundesland aus. Ein Überblick über Entwicklungen am Dienstag:

Brennpunkt Wolfsburg: Das Klinikum Wolfsburg nimmt wieder Patienten auf, nachdem es wegen Infektionen in der Belegschaft in einem bundesweit einmaligen Schritt einen Aufnahmestopp verhängt hatte.

«Ich darf sagen, dass wir das Klinikum seit 12 Uhr heute Mittag wieder in Betrieb genommen habe», sagte Oberbürgermeister Klaus Mohrs (SPD). 90 Prozent der Testergebnisse lägen bereits vor. Demnach sind 32 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden. Davon ist rund ein Drittel im ärztlichen Dienst. Im besonders betroffenen Wolfsburger Hanns-Lilje-Heim starben bisher 18 Demenzkranke nach einer Coronavirus-Infektion.

Schulen: Niedersachsens Lehrer sollen für den Fall noch längerer Schulschließungen schon bis Mitte April die Zeugnisnoten vorbereiten. Im Umgang mit Schülern, deren Versetzung gefährdet ist, plädierte der Lehrerverband dabei für Nachsicht. Auch der Schülerrat zeigte Verständnis für die Vorbereitungen vorgezogener Noten.

Das Kultusministerium hatte angeordnet, dass die allgemeinbildenden Schulen vorläufige Zeugnisnoten festlegen sollen, um gewappnet zu sein, falls die Schulen noch länger als bisher geplant geschlossen bleiben müssen. Die Noten sollen den Leistungsstand bis zum 15. April auf Basis der bisherigen Leistungen wiedergeben.

Pflege: Alten- und Pflegeheime brauchen aus Sicht der Betreiber mehr Schutzausrüstung und umfangreiche Tests. «Wir sind in allergrößter Sorge», sagte die Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen, Birgit Eckhardt.

Die fehlende Schutzkleidung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei ein großes Problem. Zudem werde in den Einrichtungen zu wenig und zu spät getestet. «Erst dann, wenn jemand Symptome hat, geht die Kette mit den Testungen los», sagte sie.

Maskenpflicht: Niedersachsens Krisenstab lehnt eine generelle Maskenpflicht für die Öffentlichkeit derzeit ab. «Wer jetzt propagiert, jeder möge draußen mit einer qualifizierten Maske rumlaufen, der gefährdet die Gesundheitsversorgung in diesem Land», sagte der Leiter des Krisenstab der Landesregierung, Heiger Scholz.

«Die hochwertigen Masken dafür zu verballern, das ist, glaube ich, unverantwortlich.» Die Stadt Jena hatte zuvor eine Maskenpflicht binnen einer Woche angekündigt. In Verkaufsstellen, dem öffentlichen Nahverkehr und Gebäuden mit Publikumsverkehr werde das Tragen eines Mund-und-Nasenschutzes verpflichtend.

Kurzarbeit: Wegen der wirtschaftlichen Einbrüche haben schon Zehntausende Unternehmen im Nordwesten Kurzarbeit angezeigt. Die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit sprach von rund 47.000 Betrieben, die den Schritt bis zum vergangenen Freitag gemacht hätten - 41.400 in Niedersachsen und 5.600 in Bremen. Behördenchefin Bärbel Höltzen-Schoh erklärte die «historisch hohe Zahl» damit, dass so gut wie alle Branchen betroffen seien: «Wir sind in einem Ausnahmemodus, in dem wir von 100 auf 0 heruntergecrasht sind.»

Finanzen: Niedersachsen will seine Soforthilfe für Unternehmen um rund 200 Millionen Euro aufstocken. Das kündigte Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) an. Das Geld solle die Liquidität kleiner Betriebe mit 11 bis 49 Beschäftigten sichern.

«Diese Pandemie wird tiefe Spuren im Mittelstandsland Niedersachsen hinterlassen», sagte Althusmann. Wohl auch im Landeshaushalt: Die Steuereinnahmen werden in diesem Jahr voraussichtlich um zwei Milliarden Euro niedriger ausfallen. Diese Erleichterungen für Betriebe wertete Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU) als zusätzliche Unterstützung zum Corona-Hilfspaket von 4,4 Milliarden Euro.

VW: Volkswagen verlängert die Schließung der Werke seiner Kernmarke in Deutschland um weitere zehn Tage. Statt wie zuletzt geplant bis zum 9. April soll die Fertigung nun bis zum 19. April ausgesetzt bleiben, hieß es aus dem Unternehmen. Volkswagen hat Kurzarbeit für Zehntausende Beschäftigte angezeigt. Konzernchef Herbert Diess will das Geschäftsjahr trotz der Krise noch nicht völlig abschreiben. Ob VW seine Gewinnziele für 2020 erreiche, sei erst dann wirklich abzuschätzen, wenn die Dauer des «Shutdowns» abzusehen sei.

Streit: Die derzeitige Krise geht auch an die Nerven. In einem Verbrauchermarkt in Celle gerieten zwei 31 und 44 Jahre alte Kunden aneinander, weil sie sich gegenseitig vorwarfen, nicht genug Abstand gehalten zu haben, wie die Polizei mitteilte.

Der Streit gipfelte in Beleidigungen - und schließlich Strafanträgen. Ebenfalls in Celle bahnte sich ein Unbekannter seinen Weg durch ein Lebensmittelgeschäft - ohne den vorgeschriebenen Einkaufswagen. Als die Kassiererin ihn darauf hinwies, beleidigte er erst die 28-Jährige und dann den 34 Jahre alten Marktleiter. Dieser zeigte den Mann an.
dpa
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