Nach Aufhebung des prohibitiven Einfuhrzolls wird wieder umfangreich australische Gerste nach China verschifft. (c) proplanta
Im September starteten die ersten mit Gerste beladenen Schiffe in Richtung Volksrepublik, und der Handel kam wieder in Schwung. Bis Ende November wurden laut offiziellen chinesischen Daten 314.000 Tonnen Gerste im Wert von umgerechnet 85,4 Mio. Euro aus Australien bezogen. Dieses Getreide wird in der Volksrepublik nicht nur zur Futterherstellung, sondern auch zum Bierbrauen benötigt.
Der aufgrund politischer Spannungen erhobene Prohibitivzoll hatte ab Mai 2020 den Handel fast vollständig zum Erliegen gebracht. Zuvor war gut die Hälfte aller australischen Gerstenexporte nach China gegangen; die Ausfuhrerlöse lagen vor der Einführung des Strafzolls bei 615 Mio. Euro.
Saudi-Arabien wurde größter Kunde
„Durch den Wegfall Chinas war Australien gezwungen, sich auf dem Futtermittelmarkt wieder an traditionellere Kunden zu wenden“, erläuterte der stellvertretende Geschäftsführer des Branchenverbandes Grain Growers SeanCole, gegenüber der Presse. Dies sei gut gelungen, insbesondere im Nahen und Mittleren Osten. So ist laut dem Australischen Amt für die Land- und Rohstoffwirtschaft (ABARES) Saudi-Arabien mit zuletzt gut 1,8 Millionen Tonnen zum größten Abnehmer australischer Gerste geworden. Auch Thailand und Vietnam zählen zu den größeren Kunden; Mexiko wurde als neuer Markt erschlossen.
Bier aus Futtergerste
Die Abhängigkeit Australiens von der Ausfuhr nach China ist somit geringer worden. Gleichwohl wird die Rückkehr dieses Absatzmarktes einhellig begrüßt. Neben den höheren Exporterlösen spielt hierbei auch eine Rolle, dass als Futtergetreide eingestufte Gerste in China teilweise trotzdem für die Bierherstellung genutzt wird. „Dort werden etwas andere Verfahren angewandt, und dies bedeutet im Wesentlichen, dass wir für einen größeren Teil unserer Futtergerste eine Prämie erhalten können“, berichtet der Getreideanbauer Lyndon Mickel.
Kleinere Gerstenernte erwartet
Nach drei Rekordjahren bei der Erzeugung und den Exporten wird 2023/24 die australische Gerstenernte voraussichtlich nur knapp durchschnittlich sein. Laut ABARES-Prognose dürfte die Druschmenge bei 10,8 Millionen Tonnen liegen und damit um 24 % kleiner ausfallen als in der Vorsaison. Das Exportangebot wird somit ebenfalls geringer sein. Schätzungen gehen für 2023/24 von Ausfuhren im Bereich von 5,5 Mio. Tonnen aus; im vorherigen Wirtschaftsjahr wurden 7,1 Mio. Tonnen ausgeführt. Das Rohstoffamt rechnet mit einem Rückgang der Exporterlöse gegenüber 2022/23 um 28 % auf knapp 1,5 Mrd. Euro.