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11.05.2013 | 12:42 | Saisonarbeit 

Bauern finden genügend Erntehelfer

Schwerin - Ohne Erntehelfer aus Osteuropa geht nichts auf den Erdbeerplantagen in Mecklenburg-Vorpommern.

Erntehelfer
(c) proplanta
Auch zum Spargelstechen, zur Salaternte oder im Herbst zum Äpfelpflücken beschäftigen die großen Anbauer Männer und Frauen aus Polen, Rumänien oder der Ukraine, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab.

Probleme, genügend Saisonarbeiter zu finden, gibt es nicht, ganz im Gegenteil: «Wir haben 2.000 Bewerbern aus Polen absagen müssen», berichtete der Betriebsleiter vom Erdbeerhof Glantz in Hohen Wieschendorf (Nordwestmecklenburg), Jan van Leeuwen. 600 Polen haben einen der begehrten Jobs auf den 160 Hektar großen Erdbeerfeldern ergattert. Werbung macht der Erdbeerhof dem Betriebsleiter zufolge nicht. «Das funktioniert über Mund-zu-Mund-Propaganda.»

Warum die Pflücker-Jobs so beliebt sind, könne er nicht sagen. «Ich gehe davon aus, dass wir irgendwas richtig machen», sagte van Leeuwen. Wieviel er den Erntehelfern zahlt, wollte er nicht sagen.

Nach Angaben der Erzeugerorganisation Mecklenburger Ernte ist ein Stundenlohn von etwa sechs Euro für Erntehelfer tariflich geregelt. Manche Betriebe koppelten die Entlohnung zudem an die tägliche Arbeitsleistung.

«Viele Betriebe haben sich über Jahre einen festen Arbeitskräftestamm aufgebaut», sagte der Obstanbauberater Rolf Hornig von der Landwirtschaftsberatung LMS. Die meisten Erntehelfer bleiben ein bis zwei Monate. Sie finden für die Zeit meist in extra von den Betrieben errichten Bungalows eine Bleibe. «Die Unterkünfte sind alle auf relativ hohem Niveau», sagte Hornig. Van Leeuwen beschrieb die Unterbringung in Hohen Wieschendorf als einfach: «Aber das ist wirklich das letzte, wonach die Leute fragen», sagte er. «Sie wollen Geld verdienen, das ist alles.»

Auf Karl's Erdbeerhof in Rövershagen bei Rostock wurden nach Angaben von Firmensprecherin Nadja Schriever neue doppelstöckige Bungalows gebaut. Auch an die Freizeit sei gedacht, etwa mit einem Grillplatz. Viele der Polen und Ukrainer kämen seit Jahren immer wieder. In diesem Jahr werden 1.200 Helfer beschäftigt, die Erdbeerfläche wurde auf rund 300 Hektar ausgedehnt.

Warum die Ernte nur mit Polen vom Lande läuft, erklärt van Leeuwen so: «Erdbeerpflücken ist eine ländliche Tätigkeit, die kann man nur leisten, wenn man sie gewohnt ist.» Jemanden mal für vier Wochen aus der Arbeitslosigkeit aufs Feld zu holen, «das funktioniert nicht.»

Schätzungen zufolge sind pro Saison an die 4.000 osteuropäische Erntehelfer im Land beschäftigt. «Wir führen aktuell keine spezielle Statistik mehr über ausländische Saisonarbeitskräfte in der Ernte, da durch die Arbeitnehmerfreizügigkeit die größte Gruppe - die Polen - ohne Arbeitserlaubnis in Deutschland arbeiten kann», sagte der Sprecher der Regionaldirektion Nord der Bundesarbeitsagentur, Horst Schmitt.

Aktuell würden nur noch wenige Erntehelfer gesucht - im ganzen Land liegen laut Schmitt nur noch 130 Stellenangebote vor. Die Zahl habe sich im Vergleich zum Mai 2012 nicht verändert. Die Befürchtung, die Polen könnten wegen der Arbeitnehmerfreizügigkeit lieber nach Großbritannien oder Skandinavien gehen, hat sich laut Hornig nicht bewahrheitet.


Auch die Agrarbetriebe in Thüringen profitieren von der Öffnung des deutschen Arbeitsmarktes für Saisonarbeiter aus Osteuropa. Für die Spargel- und Obsternte stehen in diesem Jahr ausreichend Erntehelfer überwiegend aus Polen und Rumänien zur Verfügung, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab.

«Wir haben deutlich mehr Bewerber als wir benötigen», sagte Jörg Dornberger, Geschäftsführer von Fahner Obst in Gierstädt bei Erfurt. Im Spargel- und Erdbeerhof Kutzleben (Unstrut-Hainich-Kreis) kommen zwei Drittel der bis zu 500 Saisonkräfte aus Osteuropa. Für Erntehelfer und andere Saisonarbeiter aus den osteuropäischen EU-Ländern gibt es in Deutschland keine Beschränkungen mehr. (dpa)
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