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10.03.2010 | 14:33 | China - Gewinner der Krise 

Bevölkerungswachstum stellt Landwirtschaft vor große Herausforderungen

Monheim - Die asiatische Wirtschaft wächst rasant.

China
(c) mast - fotolia.com
Während die Industrienationen nach wie vor unter der weltweiten Finanzkrise leiden, profitieren die Märkte in Fernost. Wachsender Wohlstand, immer mehr gut ausgebildete Menschen sowie Investitionen in die Infrastruktur bringen vor allem China den Aufschwung. Mit mehr als 1,3 Milliarden Einwohnern ist China das bevölkerungsreichste Land der Erde. Mehr als ein Fünftel der Weltbevölkerung stellt das Reich der Mitte. Nach mehr als 25 Jahren Reformpolitik ist China mittlerweile zum „Global Player“ geworden und beeinflusst das Welt- und Wirtschaftsklima maßgeblich. Allerdings beschränkt sich der wirtschaftliche Aufstieg im Land auf nur wenige Regionen.

Ein Großteil der Chinesen, etwa 800 Millionen Menschen, lebt auch heute noch in landwirtschaftlich geprägten Regionen. Mit etwa 130 Millionen Hektar nutzt China aber gerade einmal zehn Prozent seines knapp 960 Millionen Hektar großen Landes für den Ackerbau. Die Agrarflächen des viertgrößten Staates der Erde konzentrieren sich vor allem auf die durch das feuchte Monsunklima geprägten Ebenen in Ostchina. Angebaut werden hauptsächlich Reis, Weizen, Mais und Sojabohnen sowie Baumwolle, Raps und Zuckerrohr. Im Osten Chinas leben auch die meisten Menschen, insbesondere in den Küstenregionen, wo die großen Metropolen liegen. Westchina dagegen ist eher dünn besiedelt: In der Provinz Tibet beispielsweise leben weniger als 15 Menschen auf einem Quadratkilometer. Im dicht bewohnten Osten sind es oft mehr als 300.


Die Landwirtschaft vor neuen Aufgaben

Chinas Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie stehen vor großen Herausforderungen. Denn: Die chinesische Bevölkerung wächst stetig und kann sich immer mehr leisten. „Nicht nur der Bedarf an landwirtschaftlichen Erzeugnissen wächst, auch die Anforderungen von Nahrungsmittelindustrie und Endverbraucher an die Qualität der Produkte steigt“, sagt Corinne Abele, Korrespondentin bei Germany Trade & Invest. Branchenverbände gehen davon aus, dass sich die Nachfrage nach verarbeiteten Nahrungsmitteln angesichts des sich wandelnden Lebensstils weiter erhöhen wird. Die wachsende Mittelschicht legt nicht nur Wert auf Produktsicherheit und -qualität, auch Gesundheits- und Umweltaspekte spielen zunehmend eine Rolle.

„Hohe Qualität erfordert häufig den Einsatz modernster Landmaschinen, die in China allerdings bisher nicht hergestellt werden. Auch das Importvolumen solcher Technik ist noch gering. Die Mechanisierung der Landwirtschaft steht erst am Anfang“, so Abele weiter. Es existieren viele Klein- und Kleinstbetriebe, denen Kapital und Know-how fehlen. Die Branche steht also unter Modernisierungszwang. „Die durchschnittliche Größe eines Landwirtschaftsbetriebes liegt bei nur 0,5 Hektar“, sagt Jianqiang Miao, tätig im Business Development von Bayer CropScience in Beijing. „Die chinesischen Landwirte sind zwar sehr aufgeschlossen gegenüber neuen Technologien, vorrangig kümmern sie sich aber um neue Maschinen. Mit einem breit angelegten Pflanzenschutz - vom Saatgut bis zur Ernte - ließe sich dagegen noch mehr erreichen“, so Miao weiter.


Ernährung sichern mit weniger Fläche

„Vor allem im Landesinneren werden mehr Feldfrüchte wie Weizen, Reis, Baumwolle und Mais angebaut. In den Küstenregionen dominieren Gemüse und Obst“, sagt Miao. Anbaugebiete für Nutzpflanzen sind hauptsächlich die Gebiete um die drei großen chinesischen Flüsse: Perlfluss, Gelber Fluss und Yangtse. Dort sind bedeutende Wirtschaftszonen entstanden, von denen besonders die östliche Hälfte des Landes profitiert. „Die starke Urbanisierung führt aber auch dazu, dass immer weniger Ackerland zur Verfügung steht“, so der Bayer-Experte. „Um Nahrungssicherheit zu gewährleisten, muss die Fläche mehr Erträge bringen.“

Die Reisanbaugebiete Chinas, die „Reisschüsseln“, liegen in den Beckenlandschaften im Südosten und in den großen Flussebenen. Bereits heute belegt das Land den Spitzenplatz in der globalen Reisproduktion: Von den weltweit produzierten 685 Millionen Tonnen Reis im Jahr 2008 stammen, laut der Welternährungsorganisation FAO, mehr als 190 Millionen Tonnen aus dem Reich der Mitte. „Und die Reisproduktion lässt sich weiter steigern“, erklärt Miao. „Dazu haben wir unser Much-More-Rice-Projekt entwickelt, das den gezielten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, angepasst an die lokalen Gegebenheiten, zum Ziel hat. In Kombination mit einer intensiven Beratung können die Landwirte so, je nach Schädlings- oder Krankheitsbefall, ihre Erträge zwischen fünf und 15 Prozent erhöhen.“

Im Norden und Nordosten des Landes wird dagegen eher Weizen angebaut. Auch dafür ist China weltweit größter Produzent: Mehr als 109 Millionen Tonnen, so das United States Department of Agriculture (USDA), wurden in der Saison 2007/08 eingefahren. Das sind 18 Prozent der weltweiten Weizenproduktion. Und auch im Baumwollanbau ist China führend: Etwa 8.000 Tonnen der Pflanzenfaser kommen laut USDA aus dem asiatischen Land. Damit liegt der Anteil an der Weltproduktion bei mehr als 30 Prozent.


China weiterhin mit Rekordwachstum

Das Reich der Mitte hat sich als eines der ersten Länder von der Wirtschaftskrise erholt. Die immer stärkere marktwirtschaftliche Orientierung hat große Wachstumskräfte in China freigesetzt. Nicht nur die hohe Finanzkraft des Staates, der wachsende Wohlstand einer entstehenden Mittelschicht und die Ausrichtung auf den Export machen das Land zum „Global Player“: China ist bereits heute die drittgrößte Volkswirtschaft und könnte bis 2025 sogar die USA von der Weltspitze verdrängen, schätzen Wirtschaftsexperten. „In China liegt der Schwerpunkt auf größeren öffentlichen Investitionen in die Infrastruktur“, erklärt Markus Jäger von der Deutsche Bank Research. „Auch in Zukunft dürfte Chinas Wirtschaft schneller wachsen als die der anderen drei BRIC-Länder“, sagt Jäger. „Vor allem eine erfolgreiche Entwicklungsstrategie, die auf Export basiert und strategisch durch hohe Investitionen in Infrastruktur und Bildung unterstützt wird, dürfte dazu führen, dass China seine überragende Entwicklung fortsetzen kann“, so der Wirtschaftsexperte.


Zusatzinformationen:

Fleischkonsum in Asien

Nach Prognosen der Vereinten Nationen wird die Weltbevölkerung bis 2050 auf rund 9,1 Milliarden Menschen anwachsen. Gleichzeitig profitieren immer mehr Menschen vom Wirtschaftswachstum. Insbesondere in den Schwellenländern nimmt die Kaufkraft zu, und damit die Nachfrage nach höherwertigen Nahrungsmitteln wie Fleisch und Milcherzeugnissen. Nicht nur der Kalorienverbrauch pro Kopf steigt deutlich, auch der Fleischverbrauch legt zu: In China verdoppelte sich dieser innerhalb weniger Jahre, bis zum Jahr 2020 erwarten Ernährungsexperten eine Verdreifachung. Insgesamt wird bis zum Jahr 2025 laut FAO-Schätzungen die weltweite Nachfrage nach Fleisch um 25 Prozent zunehmen. Dieser Trend bedeutet auch, dass mehr Futtermittel wie Getreide und Soja benötigt werden: In den USA, der EU und Brasilien dienen bereits zwei Drittel der Getreideproduktion als Futtermittel.

Die steigende Nachfrage kann nach einer aktuellen Studie der Deutsche Bank Research durchaus bewältigt werden, obwohl derzeit laut Vereinten Nationen mehr als eine Milliarde Menschen hungern. „Es gibt genug Lebensmittel auf der Welt, sie sind nur sehr ungleich verteilt“, schreibt Claire Schaffnit-Chatterjee, Autorin der Studie. Erschwert werde die Steigerung der Lebensmittelherstellung aber vor allem durch den Klimawandel.


BRIC-Staaten

Die Abkürzung BRIC steht für die Anfangsbuchstaben der vier Staaten Brasilien, Russland, Indien und China. Diese vier Staaten hatten bis Ende 2008 jährliche Zuwachsraten der Wirtschaftsleistung von 5 bis 10 % (zum Vergleich: EU etwa 2 %). Prognosen gehen davon aus, dass sie bis 2050 die G8-Staaten überflügeln könnten. Damit würde die 'westliche Welt', Europa und Nordamerika, erstmals seit etwa fünf Jahrhunderten ihre dominierende Stellung in der Weltwirtschaft verlieren. Etwa 2,8 Milliarden Menschen, 40 % der Weltbevölkerung, leben in den BRIC-Staaten. (Pd)

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