Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
22.12.2011 | 10:35 | Buttermangel 

Butterloch in Norwegen

Kopenhagen/Oslo/Berlin - «Nur eine Packung Butter pro Familie.» Ausgerechnet die superreichen Norweger müssen vor dem weihnachtlichen Plätzchenbacken mit diesem Schild in Supermärkten zurechtkommen.

Butter
Die Butterkrise dauert schon seit Wochen an. Hoffnung auf ausreichend «smør» für den Neujahrs-Braten ist auch nicht in Sicht. «Wir hoffen auf eine Stabilisierung der Butterversorgung ab Mitte Januar», sagte Pressesprecher Lars Galtung von Tine, dem ziemlich unbeliebt geworden Alleinhersteller des rar gewordenen Tierfetts im Land der Fjorde.

Eher beiläufig, sozusagen unter dem Kleingedruckten, ließ Tine die 4,5 Millionen Norweger vor ihrem gern kalorienreichen Weihnachtsfest wissen, dass es auch in Sachen Sahne eng werden könnte. Ausgelöst hat den Schlamassel eine Kombination aus plötzlich erhöhter Nachfrage nach Butter bei gleichzeitig geringerer Milchproduktion. Sie wird in Norwegen durch ein kompliziertes Quotensystem geregelt.

Weil man sich auch noch gegen unliebsame Konkurrenz mit hohen Importzöllen geschützt hatte, gab es dann im Land des Zuchtlachses buchstäblich keine «Butter bei die Fische». Was tun? Am selben Tag als die Osloer Regierung der notleidenden europäischen Wirtschaft aus dem heimischen Öl- und Gas-Reichtum 55 Milliarden Kronen (sieben Milliarden Euro) als Nothilfe anbot, verkündete Tine Nothilfe in umgekehrter Richtung: Man habe erste Butterlieferungen aus Irland, Belgien, Frankreich sowie Deutschland besorgt. Und noch mehr sei zu erwarten.

Der Deutschen Bauernverband (DBV) signalisierte wenige Tage vor dem Fest der Nächstenliebe mit der Pressemitteilung «Butterloch in Norwegen» Bereitschaft zu mehr. «Wir könnten in kürzester Zeit den kompletten norwegischen Butterbedarf decken», sagte Pressesprecher Johannes Funke in Berlin. Allerdings müssten die Skandinavier ihre komplizierten Einfuhrregeln entwirren und die Zölle senken.

Darauf wollen viele der Nordeuropäer nicht warten. Die führende norwegische Qualitätszeitung «Aftenposten» veröffentlichte als Leserservice eine Gebrauchsanweisung zur «Smør»-Eigenproduktion über volle zwei Seiten. Sie nahm ihren Lesern jede Hoffnung auf eine schnelle Wende zum Besseren: «Mehr Butterkrisen zu erwarten».

Für die derzeitige Krise klingt der auslösende Faktor laut Tine ebenso überraschend wie die vorerst letzten Anläufe zur Lösung. Die Norweger hätten, so war überall zu lesen, in «Low Carb Diäten» plötzlich entdeckt, dass sie sich viel Butter einverleiben müssten, um schlank zu werden.

«Produktion von Butter wird halbiert», war am Mittwoch als Schlagzeile in «Aftenposten» zu lesen. Die Tine-Molkerei in Sandenessjøen habe Anfang der Woche die Butterproduktion von normalerweise 60 auf 20 Tonnen reduziert. Manchen Lesern schien das kühn, anderen butterweich gerechnet. In jedem Fall war die Rechnung der Zeitung schlicht falsch. Weiter hieß es, die Sahneherstellung werde auf 65.000 Packungen vervierfacht.

Molkereichef Tor-Inge Kristensen gab der Zeitung eine klare Begründung für den Schwenk zur Sahne: «Die Leute sollen bekommen, was sie zum Fest wirklich brauchen.» (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Ausgeglichene Verhältnisse am Milchmarkt

 Blockbutter wird teurer

 Magermilchpulver tendiert schwächer

 Milchanlieferungen über Vorjahreslinie

 Milch: Der Pulvermarkt schwächelt

  Kommentierte Artikel

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger