Vor zehn Jahren waren es knapp 136 Milliarden Euro. Damit liegt das Agribusiness im Bundesgebiet, gemessen an seiner wirtschaftlichen Bedeutung, in den meisten Bundesländern an zweiter Stelle. In den ostdeutschen Bundesländern sogar an führender Position. Die Erwartungen sind weiterhin sehr gut, es wird bereits im Jahr 2016 mit einem Umsatz von mehr als 300 Milliarden Euro gerechnet. Diese Bilanz zieht Bruno Fehse, Präsident des Bundesverbandes der Agrargewerblichen Wirtschaft e.V. (BVA) zu Beginn des neuen Jahres 2011.
In der gesamten deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft mit den vor- und nachgelagerten Bereichen finden ca. 5 Millionen Beschäftigte (ca. 10 Prozent der Gesamtbeschäftigten) einen nahezu krisenfesten Arbeitsplatz. Die Branche erwies sich auch in der
Wirtschaftskrise als ein Stabilitätsanker und Wachstumsmotor unserer Volkswirtschaft, so Fehse weiter. Damit ist die deutsche Agrar- und Ernährungswirtschaft - und damit auch der private Erfassungshandel - oftmals die tragende Säule im ländlichen Raum. Diese beeindruckenden Zahlen über die Wirtschaftsleistung der gesamten Agrar- und Ernährungswirtschaft überbrachte der Präsident Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle, anlässlich eines Fachgespräches.
„Es gab beim Erfassungshandel keinen wesentlichen Einbruch trotz der schwersten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit, wie in anderen volkswirtschaftlichen Bereichen. Dennoch waren auch wir - wie alle Partner der Agrar- und Ernährungswirtschaft - mit den weitreichenden Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise konfrontiert“, stellte Fehse fest. So waren z.B. im Vorleistungsgewerbe vor allem die Investitionsgüter, wie z.B. die Agrartechnik, betroffen, die stark von der Einkommenssituation und der Finanzierungsmöglichkeiten landwirtschaftlicher Betriebe abhängig sind. Dort gab es Einbrüche von 20 bis 30 Prozent. Währenddessen hatte die Bioenergie-Branche starke Umsatzzuwächse, was z.T. auch mit Problemen für den Erfassungshandel durch die einseitige Förderung verbunden war.
Dennoch bemerken wir, so BVA-Präsident Fehse, mit dem eingesetzten Konjunkturaufschwung eine zunehmende Investitionsbereitschaft in der Landwirtschaft. Wir stellen fest, dass nicht nur der Bereich Agrartechnik profitiert, auch der Absatz von Saatgut und Düngemitteln zeigt deutliche Zuwächse. Und mit der zunehmenden Preisvolatilität an den Agrarrohstoffmärkten bedingt durch gute oder schlechte Ernten bzw. Qualitäten sowie Spekulanten, Wechselkursrelationen oder politischen Entscheidungen gehen unsere Unternehmen des Erfassungshandels durch ein konsequentes Risikomanagement erfolgreich um. Die Stimmung im Agrarbusiness wird von Fehse als insgesamt positiv eingestuft.
Auch langfristig darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Rahmenbedingungen weltweit die besten für die Agrar- und Ernährungswirtschaft sind: gut ausgebildete Fachleute, beste Böden, gute Wasserversorgung, normale Witterungsbedingungen, optimale Verkehrsanbindungen sowie die Nähe zu den (Export-)Häfen sind Standortvorteile, über die wir in Deutschland verfügen. Da die Weltbevölkerung ständig wächst, muss unter Ausnutzung des technischen Fortschritts alles getan werden, um die Ernährung zu sichern. Laut
OECD ist eine Steigerung von 70 Prozent der Agrarproduktion bis 2030 notwendig. Neben der Landwirtschaft gehören auch die Vorleistungsindustrien zu den Zukunftsbranchen. Der Bedarf an ertragreicheren Pflanzensorten und ertragssteigernden Dünge- und Pflanzenschutzmitteln wächst. Und im Zuge eines weltweit zunehmenden Fleischverbrauchs steigt auch der Bedarf nach Futtermitteln. Für unsere Agrar- und Ernährungswirtschaft sind auch die BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China) mit 40 Prozent der Weltbevölkerung, nur 26 Prozent der weltweiten Landfläche, einer globalen Wirtschaftsleistung von 15 % und einem jährlichen Wachstum von 5 bis 10 Prozent wichtige Zukunftsmärkte. Die Bewohner dieser Staaten streben unsere westlichen Ernährungsgewohnheiten an. Hier sollte die deutsche
Agrarwirtschaft ihre führende Position weiter ausbauen. (bva)