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23.08.2009 | 05:32 | Ernteerträge & Getreidepreise 

Die Preis-Talfahrt bremst die Bauern aus

Berlin - Die Bauern könnten über die Ernte ganz zufrieden sein - wären da nicht die niedrigen Preise.

Preis-Talfahrt bremst Bauern aus
(c) proplanta
Eine wahre Berg- und Talfahrt hat es seit Monaten gegeben. Der Preis für Getreide war im vergangenen Jahr auf ungeahnte Höhen geklettert, während er jetzt wieder zum Sturzflug ansetzte. Die Landwirtschaft ist nicht mehr nur abhängig vom Wetter, sondern längst auch von globalisierten Märkten. Ob Ferkel, Kartoffeln oder Weizen - sie sind auch zu einem Spekulationsobjekt an Terminbörsen geworden. Was auf der einen Seite große Chancen für die Bauern birgt, kann andererseits zur Bedrohung werden.

«Unter den jetzigen Bedingungen könnten wir nicht weiter produzieren», sagt Bauernpräsident Gerd Sonnleitner, als er am Freitag die Ernte 2009 bilanziert. Für Brotweizen bekommen die Bauern mit 106 Euro pro Tonne 36 Prozent weniger als im Vorjahr, für Braugerste sind es bei einem ähnlichen Preis sogar 45 Prozent weniger. Weil die Braugerste nun einmal wichtig ist für die Herstellung von Bier, will Sonnleitner keinem Erzeuger mehr einen Anbau empfehlen, falls das Preisniveau so bleibt. Aus 100 Kilo Braugerste werden fast 500 Liter Bier gebraut, rechnet der Bauernpräsident vor. Der Erzeuger bekomme aber so wenig, dass er sich nicht einmal einen einzigen Kasten Bier davon kaufen könne.

Das Preisniveau von Getreide war angesichts knapperer Erträge und wachsender Nachfrage 2008 drastisch gestiegen. «Die europäischen Landwirte reagierten auf die hohen Getreidepreise des Vorjahres mit einer Ausdehnung der Anbaufläche um 4,5 Millionen Hektar (plus 8,4 Prozent)», schreibt der Deutsche Raiffeisenverband in seinem Jahresbericht vom Juni. In Erwartung einer deutlich höheren Ernte sanken die Preise dann weiter. Auch die Tagesnotierungen schlugen wild aus. Inzwischen ist ein Preisniveau von 2006 erreicht. Dazu kommen aber hohe Preise für Dünger, Energie und Saatgut. Der Bauernpräsident hofft, dass das Preisniveau sich im Herbst und Winter entspannt. Vielleicht vertraut er auf die Bauernregel: «Der August reift - der September greift.»

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte den Bauern Hilfe zugesichert. Und so wurde im Wahljahr eine Entlastung bei der Agrardieselsteuer vereinbart. Dies bringt nur eine begrenzte Entlastung, sagt Sonnleitner und fordert weitere Hilfen von der Bundesregierung. So soll Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) von einer Versicherungsteuer von 19 Prozent absehen, wenn die Bauern sich nicht nur gegen Hagelschlag, sondern auch gegen Frost, Sturm und Starkregen versichern wollen. Dazu soll eine Krisenrücklage in der Steuerbilanz kommen. Die Bauern wollen noch weiter gegensteuern, um Risiken zu vermeiden: zum Beispiel mit Verträgen, die vor der Ernte abgeschlossen werden.

Die FDP-Bundestagsfraktion wirft der Bundesregierung vor, sie habe die Lage der Bauern verschlimmert und zusätzliche Bürokratie geschaffen. «Das rächt sich zusammen mit den fehlenden Kostenentlastungen», sagt FDP-Agrarpolitiker Hans-Michael Goldmann. Die Landwirte müssen sich nach Ansicht des Bauernverbands auch weiter auf Preisschocks einstellen, auf Wechselkursschwankungen, aber auch auf Tierseuchen. Da wirkt doch eines tröstlich: «Von der Schweinegrippe ist übrigens bisher kein einziges Schwein in Deutschland betroffen,» sagt Sonnleitner. (dpa)
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