Die Öffentlichkeit hat die strategische Bedeutung der Land- und Forstwirtschaft für eine Volkswirtschaft wiederentdeckt“. Dies hob Frank Zedler, der Vorsitzende des Fachausschusses Betriebswirtschaft im Deutschen
Bauernverband (
DBV) und zugleich Präsident des Landesbauernverbandes Sachsen-Anhalt, auf der Landwirtschaftstagung der Evangelischen Akademie Loccum hervor.
In den Medien habe sich die Berichterstattung über die Trendwende an den Agrarmärkten schnell auf die Frage nach einer möglichen Konkurrenz zwischen Nahrung und Bioenergie zugespitzt. „Der Vorwurf gegenüber der Landwirtschaft, sie würde durch die Energieerzeugung von
Biomasse für die Gewinnung von Bioenergie künstlich das Nahrungsmittelangebot verknappen, ist allerdings absurd“, stellte Zedler fest. Gerade die Bioenergie würde unter steigenden Rohstoffkosten am stärksten leiden. Bei hohen Agrarpreisen würden die Bauern ganz automatisch stärker auf die Nahrungsmittelerzeugung setzen. Außerdem würden in der gesamten EU bisher nur ca. 5 Millionen Tonnen Getreide von 255 Millionen Tonnen Jahresernte für
Bioethanol eingesetzt. „Das sind nicht einmal zwei Prozent der gesamten Ernte“, verdeutliche Zedler die Größenordnung.
Aus Sicht der Landwirte bedeute Bioenergie vor allem mehr Wahlfreiheit. Gleichzeitig würden die steigenden Energiepreise zumindest auf mittlere Sicht eine neue Preisuntergrenze für Agrarrohstoffe bedeuten. „Die Landwirte werden nicht mehr bereit sein, ihr Getreide unter seinem „energetischen Wert“ zu verkaufen“, stellte der DBV-Fachausschuss-Vorsitzende fest. Es sei zu begrüßen, dass die Produktion von erneuerbaren Energien ein zweites Standbein für viele Landwirte geworden sei. Allerdings sei „der Landwirt als Energiewirt“ keine neue Erfindung, denn schon immer habe er nicht nur Nahrungsmittel, sondern neben Rohstoffen wie Fasern auch Energie produziert. „Gerade wegen dieser Alternativen ist und bleibt unser Kerngeschäft die Erzeugung hochwertiger Lebensmittel“, zeigte sich Zedler überzeugt.
Niemand könne die Entwicklung der
Getreidepreise in den kommenden Jahren wirklich vorhersagen. Sicher sei jedoch, dass die Markt- und Preisschwankungen steigen werden. Nach Einschätzung Zedlers wird daher der Bedarf für ein „Riskomanagement“ zunehmen. Aktuell leiden vor allem die Schweine haltenden Betriebe unter stark gestiegenen Futtermittelkosten. Insgesamt zeigte sich Zedler aber optimistisch, „dass unsere bodengebundene, von Bauern getragene Veredlungswirtschaft mit diesen Marktschwankungen gut umgehen kann“. (PD)