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07.05.2023 | 15:48 | Digitalisierung 

Digitalisierung der Landwirtschaft: Industrieverband Agrar fordert mehr Engagement

Frankfurt - Mehr Engagement für das Vorantreiben der Digitalisierung in der landwirtschaftlichen Praxis hat der Präsident des Industrieverbandes Agrar (IVA), Michael Wagner, gefordert.

Digitalisierung der Landwirtschaft
Neben Investitionen in neue Maschinen sind Anstrengungen bei der Ausbildung und Beratung notwendig. (c) proplanta
„Fast ein Viertel der ausgebrachten Pflanzenschutzmittel könnten theoretisch jetzt schon eingespart werden - ohne dabei Ertrag einzubüßen -, wenn alle Landwirte mit modernsten Technologien und teilflächenspezifischer Applikation arbeiten würden“, sagte Wagner am Mittwoch (3.5.) auf der digitalen Jahrespressekonferenz des IVA.

Dafür brauche es nicht nur Hilfen bei der Investition in neue Maschinen, sondern auch Anstrengungen bei der Ausbildung und Beratung. „Hier ist der Staat gefordert“, so der Verbandspräsident. Aber auch die europäische Pflanzenschutzindustrie werde ihren Beitrag leisten, stellte Wagner klar. Von geplanten 10 Mrd. Euro, die die Branchenunternehmen in diesem Jahrzehnt in digitale Lösungen investieren wollten, seien bis Ende 2022 schon Projekte im Volumen von 2,15 Mrd. Euro umgesetzt worden. Für neue biologische Pflanzenschutzmittel seien von geplanten 4 Mrd. Euro bereits 1,75 Mrd. Euro investiert worden.

Keinen Überbietungswettbewerb starten

Der Umbau der Landwirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit kann nach Ansicht des Verbandspräsidenten nur gelingen, wenn die Politik Innovationen wie Biologicals, „Grünen“ Ammoniak sowie die Digitalisierung und die Präzisionslandwirtschaft konsequenter fördert. Starre Vorgaben und pauschale Anwendungsverbote, wie sie aktuell die Diskussion um den Verordnungsvorschlag der EU-Kommission zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) bestimmten, trügen nicht automatisch zu den Nachhaltigkeitszielen Biodiversität oder Klimaschutz bei, senkten aber in der Konsequenz die Erträge der Landwirtschaft.

Wagner hält den SUR-Vorschlag der Kommission für „dringend überarbeitungsbedürftig“. Reduziert werden müsse das Risiko der Pflanzenschutzmittel, nicht aber deren Menge. Zudem verhinderten Totalverbote in „sensiblen Gebieten“ die Landwirtschaft. Der IVA-Präsident warnte davor, dass es jetzt keinen Überbietungswettbewerb bei den Reduktionszielen geben dürfe.

Lagerbestände kräftig aufgestockt

Wagner warf auch den Blick zurück auf die Entwicklung der Märkte für Pflanzenschutzmittel im vergangenen Jahr. Der scharfe Wettbewerb, der bereits in den vergangenen Jahren das Handelsgeschehen geprägt habe, habe sich auch 2022 fortgesetzt, wenngleich am deutschen Pflanzenschutzmarkt eine Erholung eingetreten sei. Nach Angaben des IVA-Präsidenten wurde beim Direktgeschäft zwischen den im Industrieverband organisierten Unternehmen und dem Pflanzenschutzgroßhandel ein Nettoinlandsumsatz (NIU) von insgesamt 1,431 Mrd. Euro erzielt; im Vergleich zum Vorjahr war das ein Plus von 18,8 %. Wagner warnte aufgrund des Umsatzanstiegs aber vor Fehlinterpretationen, dass Landwirte im Vorjahr wieder deutlich mehr Pflanzenschutzmittel eingesetzt hätten.

Vielmehr sei die Entwicklung „überzeichnet“. Es habe „Vorzieheffekte durch Knappheiten“ gegeben. Treiber für das Umsatzwachstum seien neben höheren Preisen auch durch Unsicherheit ausgelöste Vorratskäufe sowohl der Landwirte als des Handels gewesen. Im Verlauf des Jahres sei es am Pflanzenschutzmittelmarkt zu einem deutlichen Bestandsaufbau sowohl auf der Handelsseite als auch bei den Landwirten gekommen, berichtete Wagner. Allein in den Lagern des Großhandels seien zum Ende des Jahres 2022 wertmäßig 40 % mehr Pflanzenschutzmittel zu finden gewesen als noch ein Jahr zuvor.

Hohe Wachstumsraten

Im Einzelnen ist 2022 laut IVA der Umsatz mit Herbiziden mit 669 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr um 14,4 % gestiegen. Bei den Fungiziden legten die Erlöse um 23,5 % auf 542 Mio. Euro zu. Insgesamt 123 Mio. Euro Umsatz erzielte die Branche mit Insektiziden; das waren 20,6 % mehr als ein Jahr zuvor. Der Umsatz der „sonstigen“ Pflanzenschutzmittel, wie beispielsweise Repellents, Wachstumsregulatoren, Mittel zur Bekämpfung von Nagetieren und Schnecken, erhöhte sich um 22,8 % auf 97 Mio. Euro. Besonders deutlich war im vergangenen Jahr der Anstieg der Lagerbestände an Pflanzenschutzmitteln im Großhandel bei den Fungiziden mit einem Plus von 67,4 %. Die Lagerbestände an Herbiziden waren um 34,5 % größer als im Vorjahr.
AgE
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