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05.09.2016 | 14:17 | DLG Unternehmertage 2016 
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DLG-Präsident: Chancen der Krise unternehmerisch nutzen

Oldenburg - Als „klärende Zeit“ hat der Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), Carl-Albrecht Bartmer, die aktuelle Agrarkrise gedeutet.

DLG Unternehmertage 2016
Carl-Albrecht-Bartmer (c) dlg
Angesichts der vielschichtigen Herausforderungen hätten Unternehmer die Chance, ihr Können unter Beweis zu stellen, womit sie sich von „Nicht-Landwirten“ abhöben, die zuvor mit fatalen Konsequenzen auf einen „Erfolgsautomatismus Agrarinvest“ gesetzt hätten. Gleichzeitig appellierte der DLG-Präsident am vergangenen Donnerstag (1.9.) auf den Unternehmertagen in Oldenburg an die Politik und Landwirte, die Kaufentscheidungen der Konsumenten zu akzeptieren.

Die Verbraucherschelte, auch von Seiten der Bauern, „geht gar nicht“ und sei auch von Seiten der Landwirtschaft nicht ehrlich. Statt nach besseren Preisen zu rufen, müssten die Unternehmer an ihrer Wettbewerbsfähigkeit arbeiten; dazu verlange es nach strikter Kostendisziplin, sinnvoller Konsolidierung und Sparsamkeit bei den Prozessen.

Die Wirkung staatlicher Markthilfen verglich der DLG-Präsident mit einem „Tropfen auf den heißen Stein“, worin ihm Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer zustimmte. Nach Ansicht des Grünen-Politikers führt die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage vordringlich über Strukturen für bessere Preise. Diese ließen sich beispielsweise durch eine Spezialisierung auf qualitativ hochwertige Rohstoffe und Verarbeitungsprodukte erzielen.

Der Unternehmensberater bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Bernd Lührmann, erklärte, dass die Betriebsleiter, um in der Krise die Handlungsfähigkeit zu erhalten, ihre unternehmerischen Fähigkeiten bei der Liquiditätssicherung unter Beweis stellen müssten, dabei aber zu häufig über selbstgespannte Fallstricke stolperten. Seien in Hochpreisphasen keine Reserven angelegt worden und sei nun eine Neukreditaufnahme nötig, komme es unter allen Umständen auf die richtige Durchfinanzierung des Darlehens an. Viele Betriebsleiter ließen den kurzfristigen Verbindlichkeiten und der Rückführung der Neukredite aber unter demMotto „Hauptsache liquide“ zu wenig Beachtung zukommen.

Neue Marken etablieren

Die Austauschbarkeit in der Wertschöpfungskette anzugehen, legte DLG-Präsident Bartmer den Unternehmen als wichtigen Meilenstein bei der krisenresistenten Weiterentwicklung nahe. Das gelte „für Landwirte nicht anders als bei Automobilzulieferern“. Von einer kaufkräftigeren Nachfrage könnten alle Glieder in der Kette profitieren, wenn sie als „Innovationspartner“ breitere, differenziertere Produktpaletten schafften, so der DLG-Präsident. Dabei müsse auch der Etablierung neuer Marken viel unternehmerische Aufmerksamkeit gewidmet werden.

Zurzeit bestehe bei Milch, in der Veredlung und im Ackerbau, was diesen Marketingaspekt angehe, noch Luft nach oben. Die Wettbewerbsfähigkeit hängt Bartmer zufolge aber auch vom staatlichen Handeln ab. Hier appellierte der DLG-Präsident an die Administration, den Agrarexport angesichts des „Bergs von nicht-tarifären Handelshemmnissen“, beispielsweise in Form von Veterinärabkommen, zu unterstützen.

Regional geschlossenen Stoffkreisläufen erteilte Bartmer erneut eine Absage und verwies auf die trotz abgeschwächter Nachfrage aus China steigenden Exportzahlen. Der globale Agrarhandel trage zu 25 % des Umsatzes bei. Die Herausforderung bestehe nun darin, die Stückkosten unter den Produktpreisen zu halten.

Skandalisierung kaum umkehrbar

Auch die veränderten gesellschaftlichen Anforderungen müssen die Unternehmer nach Ansicht Bartmers in ihren strategischen Überlegungen berücksichtigen, allerdings nicht „mit idealisierten Verfahren der Vergangenheit“, sondern durch technische und organisatorische Innovationen. Dazu bedarf es dem DLG-Präsidenten zufolge wiederum des Vertrauens in der Bevölkerung, das zu erreichen über den Dialog auf Augenhöhe führe. Die Banalisierung und Skandalisierung komplexer Sachverhalte lasse sich indes kaum zurückdrehen. Umso wichtiger werde im Bezug auf diese sensiblen Themen daher die professionelle Öffentlichkeitsarbeit über das Forum Moderne Landwirtschaft (FORUM), dessen Erfolg auf der finanziellen Unterstützung der Landwirte fuße. „Das ist eine Frage des klugen Kalküls; es ist aber auch eine Frage der Ehre, nämlich statt auf dem Trittbrett am Steuerknüppel zu sitzen“, unterstrich Bartmer. Zurzeit lasse sich der mangelhafte Dialog mit der Gesellschaft ebenso wenig leugnen wie die Marktkrise oder „das eine oder andere“ an die Grenzen geratene Produktionssystem.
AgE
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Kommentare 
cource schrieb am 05.09.2016 18:51 Uhrzustimmen(67) widersprechen(61)
nicht ein einziges wort von überproduktion und marktsättigung--typisch für die neoliberale politik: auf keinen fall das system infrage stellen komme da was wolle---genau so hat die ehem. DDR gewirtschaftet: unzulänglichkeiten des systems wurden einfach totgeschwiegen
agricola pro agricolas schrieb am 05.09.2016 16:21 Uhrzustimmen(98) widersprechen(71)
Suuuper inhaltsleere Lösungsansätze, alles auf neue Nahrungsmittel-Produktionskapazitäten setzen zu wollen. Da wird das Pferd wieder einmal von hinten aufgezäumt; keine wirklich kommunikativen Überzeugungswelten; allerdings leider bereits bestens geübt DIE vollkommen verfehlte Agrar-Realpolitik unverkennbar sofort enttarnter westlich dekadenter Denkstrukturen. Herr Bartmer muss sich der Frage stellen: WER braucht DAS!? Die Spezies der haltlos ÜBERSATTEN in unserer Gesellschaft ganz sicher nicht, diejenigen die tagtäglich existenziell bedroht unter HUNGER leiden, packt eine solche Schwätzologie unserer bäuerlichen Branchenverbände schon gar nicht, erreicht sie hoffentlich glücklicherweise gar nicht erst. Im Okzident zählt einzig ein Kriterium, hochverehrter Herr Bartmer, und das ist ein durchgängig zu zementierendes Ramschpreisniveau für ALLE LEBENSMITTEL ÜBER SÄMTLICHSTE SEKTOREN HINWEG für Milch, Fleisch und Getreide!!! Kaum mehr vorstellbar, dass sich unsere berufsständischen Scheuklappenträger immer noch weiter von diesen gelebten Realitäten auf unseren Höfen abzuschotten wissen, wo mannigfaltigste Problemfelder die Bauernfamilien mittlerweile ohne Unterlass torpedieren. JENES BÄUERLICHE FACHWISSEN, das Sie werter Herr Bartmer, gewertschätzt wissen wollen, die Liebe und Leidenschaft zur Natur und damit einhergehend ein überzeugungsgewaltiger, gestählter WILLE, ein solches Berufsleben gerade auch unter Entbehrung gesellschaftlich im Alltagsleben für die meisten Mitmenschen zur Selbstverständlichkeit gewordener Annehmlichkeiten SO AUCH BEWUSST LEBEN ZU WOLLEN, steht innerhalb deutscher/europäischer Grenzen zunehmend zur Disposition. -WARUM!!!- Letztendlich hat auch eine DLG -die für sich augenscheinlich in Anspruch zu nehmen scheint, als geistig gefühlte „Institution PRO LANDWIRTSCHAFT“ kommunizieren zu dürfen- auf breiter Front versagt, trotz aller Seminare und Schulungen unter diesem Dach: Wohin mündeten diese „Agrarmanager-Schulungen“ schlussendlich!? In eine wahre Kostenexplosion dato auf unseren Höfen, um in sämtlichen bäuerlichen Segmenten Mengen zu produzieren, die in einer solchen Reichhaltigkeit niemand braucht, selbst wenn die Qualitäten noch so herausragend sind. Wann endlich kommen diese brutalen BAUERNWAHRHEITEN in den Vordenkerköpfen unserer Branchenverbände endlich an!? - Einzig eine Diversifikation unserer Produktionen auch im NON-FOOD-BEREICH könnte hier Abhilfe schaffen, ermöglichte Potential, dass die deutschen/europäischen Bauern ihre Existenzgrundlage auf den eigenen Höfen sichern könnten ohne in immer kürzeren Intervallen in unselige mediale Jammerchoräle einstimmen zu müssen um die Endlosschleife der Subventionsstrategien kontinuierlich überzustrapazieren. Dieses gebetsmühlenartige mediale Anprangern vollkommen unwürdiger bäuerlicher Lebensumstände verschreckt nicht nur unseren KÖNIG KUNDE, nein, auch nicht wenigen Bauern selbst treibt es dahingehend eine Röte berechtigten Fremdschämens ins Antlitz. // Weder in die Hände der Branchenverbände noch in die Hände der Verbraucher können wir unser Schicksal legen, nein, wir MÜSSEN SELBST AKTIV GESTALTEN und SCHLEUNIGST DAGEGENHALTEN, wo unsere bäuerlichen Interessen mehr und mehr aus dem Ruder zu laufen drohen, ...auch für die Interessen unserer Kunden im FOOD- aber vor allen Dingen auch im NON-FOODBEREICH, und genialerweise mit diesen Kunden allesamt im Schulterschluss gemeinsam!!! Erzeugung von Produkten in jener Menge und Vielfalt, die Wertschätzung und vor allen Dingen Wertschöpfung wieder auf unseren Höfen ankommen lässt. ***Hier alle Karten auf die Vermarktungsoffensiven des FML, einer DLG, des DBV, AMI und wie diese kreativ versteckenden Logos denn alle heißen mögen, setzen zu wollen, kommt schon nahezu einem „russischen Bauern-Roulette“ gleich!(?) Konnte man jemals schon den Teufel mit dem Beelzebub austreiben!?***Vielleicht aber, hochverehrter Herr Bartmer, wäre es ein vollkommen neuer Denkansatz, als genial glücklichpreisende Dauerperspektive der Menschheit sämtlichst die Lust auf Essen und Trinken abgewöhnen zu wollen. Keine Versorgungslücken mehr rund um unseren Globus, Schluss mit allen Verteilungsungleichgewichten. Alle wären glücklich und die Bauern in corpore verzichtbar, worauf man sowieso planwirtschaftlich bereits hinarbeitet. Hypermoderne Bauern-RoboCops zu Land, zu Wasser und in der Luft, die einzig mit Zahlen und Daten abgefüttert werden wollen, damit deren Getriebe übersatt rasselt. Ist es nicht das, werter Herr Bartmer, was Sie und Ihresgleichen anstreben..., oder vielleicht doch eine NEUE WELT, die selbst Ihnen gruseliges Erschaudern einflößt!? ***Wer im übrigen hinter die Kulissen von DLG, DBV, AMI, FML etc.pp und deren wie auch immer gearteten juristischen Gebilden etc. pp. schaut und hier den sich ständig wiederholenden, im eigentlichen doch kleinen, absolut überschaubaren Personenkreis -häufig in Personalunion unheiliger Seilschaften verstrickt- geistig nur ansatzweise durchdringt, den verwundern die doch deckungsgleich gearteten Initiativen nicht tatsächlich. ***„Liebe Bauernkollegen, DA werden Sie nicht geholfen!“ würde es warnend über die Lippen einer auf unseren Bildschirmen omnipräsenten Verona Pooth säuseln....!
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