Klappt die Mega-Fusion, würde der in Frankfurt ansässige Börsenbetreiber zur weltweiten Nummer Eins aufsteigen - mit Handelsplätzen in New York, Paris, London und Frankfurt. Die Deutsche Börse, die die Mehrheit an dem neuen Unternehmen halten soll, würde sich mit der Fusion einen breiten Zugang zum rasant wachsenden Terminhandel auf Aktien, Zinsen, Devisen und Rohstoffe verschaffen.
Der Börsen-Gigant mit einer gemeinsamen Marktkapitalisierung von über 20 Mrd $ (15 Mrd Euro) würde die Chicago Mercantile Exchange (CME) als Nummer Eins im weltweiten Handel mit Rohstoffderivaten ablösen. Die Umsätze mit Futures undOptionen auf Agrarrohstoffe sind an der NYSE
Euronext in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen. Zur NYSE Euronext gehören so bekannte Handelsplätze wie die Pariser
Matif (Weizen, Rapssaaten, Körnermais) und die Londoner Liffe (Weißzucker, Kakao, Kaffee).
Besonders gefragt waren im abgelaufenen Handelsjahr Futures und Optionen auf Weizen. An einem durchschnittlichen Handelstag wurden 2010 knapp 17.000 Weizenkontrakte gehandelt, was bei einer Kontraktgröße von 50 t einer physischen Menge von 850.000 t entspricht.
Am 5. August 2010 - an diesem Tag verhängte Russland den Exportstopp für Getreide - wurde quer durch alle Laufzeiten der Rekordumfang von 73.000Weizenkontrakten gedreht. Die Deutsche Börse AG konkurriert damit künftig im Agrarsegment mit der Frankfurter Terminbörse Eurex, die 2009 in den Handel mit landwirtschaftlichen Terminkontrakten eingestiegen ist.
An der Eurex - heute zu gleichen Teilen im Besitz der Deutsche BörseAG und der Swiss Exchange (SIX) - können derzeit im Segment Agrarderivative Schlachtschweine, Ferkel, Kartoffeln sowie mit Butter und Magermilchpulver, neuerdings auch zwei Milchprodukte auf Termin gehandelt werden.
Im Jahr 2006 hatte die Deutsche Börse einen ersten Anlauf unternommen, mit der damaligen Vierländerbörse Euronext zusammenzugehen. Dieser Versuch war damals gescheitert, die Euronext hatte sich für die Fusion mit der NYSE entschieden. Der Fusion von Deutscher Börse und NYSE Euronextmüssen jetzt noch die Wettbewerbsbehörden in Europa und den USA zustimmen. Eine Entscheidung dazu wird schon im Februar erwartet. (AgE)