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09.03.2011 | 10:16 | Getreidemarkt  

Getreide-Kassamärkte reagieren phlegmatisch auf Bocksprünge der Terminmärkte

Wien - Mit Notierungsverlusten von EUR 20,50 beziehungsweise EUR 16,- pro t und wieder unter die Schallmauer von EUR 300,- pro t für den Premium- und den Qualitätsweizen am vorigen Mittwoch an der Wiener Produktenbörse vollzog auch der heimische Kassamarkt die scharfen Kurskorrekturen an den internationalen Terminmärkten nach.

Getreidemarkt
Im Handel wertete man die Kursentwicklung an der Wiener Produktenbörse aber nicht als dramatisch, sondern als "phlegmatische Reaktion des Kassamarktes", der nicht alle Bocksprünge mitgemacht habe.

Sowohl die EU als auch die USA bekamen die durch die Krisen in Nordafrika und dem Nahen Osten befürchteten Störungen der Exporthandelsströme bisher nicht zu spüren. Die EU erteilte etwa vorige Woche Exportlizenzen für 244.000 t Weichweizen und die USA brachten es auf 560.000 t Weizenexport, wovon knapp ein Drittel auf Ägypten entfiel. Dennoch konnte sich die Euronext in Paris dem jüngsten neuerlichen Aufwärtstrend der Weizenfutures an der CBOT in Chicago nicht anschließen. Die europäischen Notierungen leiden unter einem starken Euro und am Mangel an frischen Impulsen, während die US-Notierungen umgekehrt von einem schwachen Dollar und dementsprechend rosigen Exportaussichten profitieren und anhaltende Trockenheit im Winterweizenanbaugebiet zusätzlich für Befestigung sorgt. 

 
Heimische Kassamarktpreise weiter von Euronext abgehoben - Qualitätsweizen bleibt Mangel 
 
Während etwa der europäische Weizenfutures für den Liefertermin März 2011 an der Euronext in Paris kurzfristig um 11,5% gegenüber seinem Kontrakthoch vom 09.02. abgestürzt war, sei das Minus bei Premium- und Qualitätsweizen von 6,6 beziehungsweise 5,6% vergleichsweise moderat. Weiters weisen heimische Branchenteilnehmer darauf hin, dass sich der Preisabstand der höheren inländischen Weizenqualitäten gegenüber dem mit Mahlweizen vergleichbaren an der Euronext gehandelten Weizen sogar noch weiter vergrößert hat. Als Begründung wird angeführt, dass weltweit das Angebot an hochwertigen Weizen knapper als das von Basisqualität sei. 
 
Mahlweizen wurde übrigens zuletzt nicht gehandelt, sodass seine Notierung ebenso wie die von Mais vom Wiener Kursblatt genommen wurde. Mais wird nur fallweise gehandelt. Mahlroggen konnte sich etwas befestigen, während die Ölsaaten im internationalen Trend liegend weiter nachgaben. 
 
Im Hinblick auf die kommende Ernte 2011 und den Wettbewerb zwischen den einzelnen Kulturen um die Anbaufläche wartet die Branche bisher auch noch immer auf Vorverträge für den Rohstoffbedarf des Bioethanolwerks in Pischelsdorf. 

 
Karten in österreichischer Biogetreidevermarktung werden neu gemischt 
 
Indes scheinen in Gesprächen zwischen der neu gegründeten BGA Bio Getreide Austria GmbH, einem Unternehmen der Raiffeisen Ware Austria AG, und den Biobauernverbänden sowie der Bio-Qualitätsgetreide GmbH mit Beteiligung der Biobauernlandesverbände substanzielle Fortschritte erzielt worden zu sein, heißt es in Branchenkreisen.

Die neue BGA wird demnach ab der Ernte 2011 ausschließlich Ware - auch von Codex-Betrieben - übernehmen, die nach dem strengen Bio Austria-Standard zertifiziert wurde. Unabhängige Kontrollstellen werden den Zertifizierungsstatus der landwirtschaftlichen Betriebe festlegen. Entsprechende Übernahmeverträge zwischen Lagerhäusern und Landwirten werden ab dem Frühjahr aufliegen. Die BGA wird vorerst zumindest über ein Netz von Biolagerstellen der niederösterreichischen und burgenländischen Lagerhäuser Ware übernehmen und wird das System der Poolvermarktung auch im Biobereich etablieren.
 
Den Biolandwirten beziehungsweise deren Verbänden sollen über einen Beirat entsprechende Mitsprache beziehungsweise Mitgestaltungsmöglichkeit an der Biovermarktung durch die BGA eingeräumt werden - die Verbände sollen aber im Gegensatz zu ihren Beteiligungen an der Bio-Qualitätsgetreide GmbH und zur Agentur für Biogetreide kein direktes finanzielles Engagement eingehen.


Forderungsverzicht der Agentur für Biogetreide - Insolvenz droht 
 
In Branchenkreisen heißt es, dass diese Direktbeteiligungen der Bioverbände schon ein erhebliches Risiko darstellten, da der Aufkauf des Getreides einen hohen Kapitalaufwand erfordere beziehungsweise im Falle der Agentur für Biogetreide die Insolvenz nunmehr sicher scheint. So wandten sich die Agentur und ihre Gesellschafter Bio Austria Niederösterreich und Burgenland Mitte Februar in gemeinsamen Schreiben an jene Biobauern, die von der Agentur für ihre Ernte 2009 noch immer kein Geld gesehen haben: Darin bietet die Agentur in einer Zustimmungserklärung den betroffenen Biobauern eine 30%ige Quote für die Ernte 2009 an, die sie - "um einen erfolgreichen Weiterbestand der Österreichischen Agentur für Bio Getreide GmbH zu gewährleisten" - in drei Raten zum jeweils 31.03.2011, 2012 und 2013 bezahlen will. 
 
Im Begleitschreiben der beiden Biolandesverbände sprechen die Gesellschafter offen davon, sollte der Forderungsverzicht nicht von an die 100% der Biolandwirte akzeptiert werden, "besteht Insolvenzgefahr für die Agentur für Biogetreide". Weiters übt das Schreiben zumindest sanften Druck auf das Unterzeichnen des Forderungsverzichts aus, indem es heißt, dass "alle Zahlungen, die die Agentur sechs Monate rückwirkend ab Insolvenzantrag getätigt hat, vom Masseverwalter im Falle einer Insolvenz rückgefordert werden können beziehungsweise werden".

Dem Vernehmen stehe die Insolvenz der Agentur nunmehr fest und sei eine Bereinigung der Vermarkterstruktur immer wahrscheinlicher, weil zahlreiche Landwirte sich doch nicht mit diesem Forderungsverzicht hätten abspeisen lassen und ihre offenen Forderungen eingeklagt hätten. (BMLFUW/AIZ)
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