Die Großbäckereien gehen von einem anhaltenden Schrumpfungsprozess im deutschen Bäckereihandwerk aus. «In Deutschland schließen jeden Tag drei Bäckereien», sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Großbäckereien, Helmut Martell, am Mittwoch in Düsseldorf.
Die Zahl der Handwerksbäckereien wird nach seiner Einschätzung binnen fünf bis zehn Jahren von derzeit etwa 14.000 auf 8.000 sinken. Hauptgrund seien Nachfolgeprobleme. An die Stelle von Einzelbäckereien würden zunehmend Filialen größerer Backunternehmen treten. Die Zahl der Verkaufsstellen ändere sich somit nicht. Das gelte auch für die Vielfalt des Brot-Angebots.
Im Geschäft mit Backwaren mischten außerdem große Handelskonzerne stärker mit. Ein großer Trend seien Aufback-Stationen, von denen es derzeit etwa 12 000 im deutschen Einzelhandel gebe, Tendenz steigend. Das Potenzial wird bei insgesamt 30 000 Aufback-Stationen gesehen.
Die Handelsunternehmen böten solche Brötchen preisaggressiv zum Teil 20 bis 30 Prozent unter dem Preisniveau von Bäckern im sogenannten Vorkassen-Bereich z.B. von Supermärkten an. Der Verband der Großbäckereien geht davon aus, dass auch der führende Discounter
Aldi zum Selberbacken in Filialen übergehen wird. Aldi Süd teste Aufback- Stationen bereits in einzelnen Märkten. Generell werden die Discounter nach Ansicht des Verbandes in den kommenden Jahren Umsatzzuwächse bei Backwaren erzielen können.
Bei Brot und Brötchen droht nach deutlichen Preiserhöhungen in den zurückliegenden zwölf Monaten die nächste Teuerungswelle. Zahlreiche Großbäckereien wollen in den Jahresgesprächen mit Handelskonzernen höhere Abgabepreise durchsetzen. Dabei gehe es um eine Größenordnung von zwei bis drei Prozent, schätzt der Präsident des Verbandes Deutscher Großbäckereien, Helmut Klemme. Betriebswirtschaftlich seien einige Kostensteigerungen noch nicht eingepreist. Er erwarte harte Preisverhandlungen der Backunternehmen mit Handelskonzernen, die sich laut Medienberichten gegen Preiserhöhungen stemmen. Der Marktanteil der Großbäckereien bei Brot- und Backwaren betrage 60 Prozent. Sie beliefern auch die Gastronomie und haben zum Teil eigene Filialnetze.
Zwar habe sich der
Getreidemarkt etwas entspannt. Die Branche habe einige Kostensteigerungen bisher aber nur teilweise an ihre Abnehmer weitergeben können, erläuterte Klemme. In anderen Bereichen sei mit Zusatzkosten zu rechnen. «Die Energiepreise laufen aus dem Ruder», betonte er. Die Abgabepreise der Großbäcker an den Handel seien im vergangenen Jahr erstmals seit vielen Jahren um 5 Prozent gestiegen.
Für die Verbraucher sei Brot in den vergangenen zwölf Monaten bis September 2008 im Durchschnitt um 7,3 Prozent teuer geworden. Die Differenz sei damit erklärbar, das der Handel selbst höhere Kosten zu verkraften habe und diese dann auch weitergeben müsse, hieß es. (dpa)