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11.02.2023 | 06:29 | Walfang 

Japan importiert Walfleisch aus Island

Shimonoseki - In Japan ist ein Frachtschiff mit Walfleisch aus Island eingetroffen.

Wale
Kritik an seinem Walfang prallt an Japan ab. Zusätzlich importiert das Land jetzt Fleisch von Finnwalen aus Island, die als bedroht gelten. Dabei essen Japaner kaum Wal. Das will der Gastgeber des diesjährigen G7-Gipfels ändern - in dem das Angebot gesteigert wird. (c) temistocle lucarelli - fotolia.com
Ein Sprecher der Küstenwache des japanischen Walfangortes Shimonoseki bestätigte der Deutschen Presse-Agentur am Freitag, dass das norwegische Kühlfrachtschiff «Silver Copenhagen» am 8. Februar in den Hafen im Südwesten Japans eingelaufen sei. Nach Angaben der japanischen Umweltschutz-NGO Life Investigation Agency (LIA) hatte der Frachter etwa 3.000 Tonnen Walfleisch an Bord.

Es soll sich um Fleisch von Finnwalen handeln, die als bedroht gelten. «Island und Japan untergraben mit dem Walfleischhandel internationale Artenschutzbemühungen. Im Angesicht des Artensterbens und der Klimakrise ist dieser Export ein Skandal», sagte Katrin Matthes von der Wal- und Delfinschutzorganisation WDC.

Dabei besteht in Japan so gut wie keine Nachfrage nach Walfleisch. Im Geschäftsjahr 2021 wurde so wenig Fleisch der Meeressäuger konsumiert, dass der Verbrauch pro Kopf statistisch gleich Null war, wie Zahlen des Ministeriums für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei belegen.

Indem Japan neben dem eigenen Walfang zusätzlich Walfleisch importiert, erhofft man sich durch erhöhtes Angebot eine Ankurbelung der Nachfrage in der Bevölkerung. Um eine «reibungslose Sicherung des Walfangs» zu gewährleisten und den Verzehr von Walfleisch zu fördern, hat das Fischereiministerium für dieses Jahr Haushaltsmittel von 5,1 Milliarden Yen (36 Mio Euro) veranschlagt.

«Es gibt praktisch keine Nachfrage nach Walfleisch und keinen berechtigten Grund, den Walfang fortzusetzen», kritisiert Ren Yabuki, Direktor der Umweltschutzorganisation LIA. «Die Walfangindustrie ist ein Symbol für ein stagnierendes Japan. Festgefahren in der Vergangenheit und nicht bereit, Veränderungen zu akzeptieren, wird viel Steuergeld verschwendet, um die Interessen einiger weniger zu schützen», so Yabuki.

Um die Nachfrage nach Walfleisch zu steigern, werde es Kindern in Grundschulen vorgesetzt sowie neuerdings auch in Selbstbedienungsautomaten zum Verkauf angeboten. Zusätzlich werde nun in Island gefangener Wal zu niedrigen Preisen importiert, so Yabuki. Ein Sprecher des Fischereiministeriums wollte sich dazu nicht äußern.

Es sei das erste Mal seit rund vier Jahren, dass Japan wieder Walfleisch aus Island beziehe, etwa 2.700 Tonnen von Finnwalen, so die japanische Wirtschaftszeitung «Nihon Keizai Shimbun». Die Tiere hätten jeweils ein Gewicht von etwa 80 Tonnen, mehr als doppelt so viel wie die Bryde- und Seiwale, die Japan in seinen eigenen Gewässer fange. Japans Walfangindustrie stehe vor der «Herausforderung, eine stabile Versorgung sicherzustellen».

Interessenvertreter hofften daher, dass durch Angebotsausweitung die Nachfrage angekurbelt werde. Die heimische Produktion betrage jährlich etwa 2.000 Tonnen, hieß es.
dpa
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