Landwirte im nördlichen Niederösterreich werfen der Erzdiözese Wien vor, sich im Ort Jedenspeigen einen Gutshof zu einem weit überhöhten Preis „unter den Nagel gerissen“ zu haben. Marktübliche Ackerpreise hätten beim Kauf des Hofes durch die Kirche keine Rolle gespielt, heißt es.
So mancher Landwirt ortet darin „Landgrabbing“, also die Aneignung von Land für zweifelhafte Zwecke oder mit zweifelhaften Mitteln, und das nicht inAfrika oder Asien, sondernmitten in Österreich.
Dieser Vorwurf wird von der Erzdiözese entschieden zurückgewiesen. Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn ließ verlauten, dass der für die umstrittenen Flächen gezahlte Preis dem Niveau entspreche, das bei ähnlichen Transaktionen in der Region erzielt worden sei. Außerdem handele es sich um einen zwei Jahre zurückliegenden Einzelfall.
Alois Leidwein, amtlich vereidigter Sachverständiger für die Bewertung landwirtschaftlicher Immobilien, bestätigte, dass der landwirtschaftliche
Bodenmarkt in Österreich heiß umkämpft sei. In Niederösterreich gebe es Orte, wo bereits 90 % der Flächen nicht mehr den Landwirten gehörten. Im Schnitt dürfte der Anteil nichtlandwirtschaftlicher Grundstückseigentümer mittlerweile bei rund 30 % liegen.
Das Hauptproblem aus Sicht der Bauern sei, dass die Nichtagrarier ohne Vorstellung von der Rentabilität der Landwirtschaft den Preis in die Höhe trieben, so Leidwein. Dadurch klafften Verkehrs- und Ertragswerte immer weiter auseinander.
In Westösterreich und in Stadtrandlagen seien die Kaufpreise längst „absurd hoch“; international würden dagegen selbst von finanzstarken Investoren für einen Quadratmeter gutes
Agrarland kaum mehr als 20 Cent bis 30 Cent gezahlt. (AgE)