Kontaktiert wurden ausschließlich Ölmühlenbetreiber (171), die sich bereits an einer
Umfrage des TFZ im Vorjahr beteiligt hatten. Es wurde eine Rücklaufquote von 64 Prozent erreicht. Im Jahr 2006 wurden von 544 dezentralen Ölsaatenverarbeitungsanlagen rund 889.000 Tonnen Rapssaat verarbeitet. Im Jahr 2007 waren es laut der neuen Erhebung, hochgerechnet auf 585 dezentrale Ölmühlen, 983.000 Tonnen Rapssaat. Dies entspricht 18 Prozent der deutschen
Rapsernte 2007.
Damit nahm die verarbeitete Menge Rapssaat in dezentralen Ölmühlen innerhalb eines Jahres um rund 11 Prozent zu. Erhebliche Einbrüche bei der Rapssaatverarbeitung und Rapsölvermarktung werden jedoch seit Januar 2008 verzeichnet: Nur noch 15 Prozent der 109 befragten Ölmühlen wurden im Zeitraum Januar bis Mai 2008 rund um die Uhr betrieben. 27 Prozent der befragten Ölsaatenverarbeitungsanlagen wurden bis dato stillgelegt.
Die restlichen befragten Ölmühlen (59 Prozent) sind nur noch teilweise in Betrieb, wovon über 60 Prozent mit weniger als der halben Verarbeitungskapazität betrieben werden. Dieser Sachverhalt wird von den Betreibern mit hohen Rohstoffkosten sowie der zum 1. Januar 2008 eingeführten Energiesteuer in Höhe von 8 Cent je Liter Rapsölkraftstoff und den daraus resultierenden Wettbewerbsnachteilen zu Dieselkraftstoff begründet.
Die Ölmühlenbetreiber waren noch im Jahr 2007 mit dem Rapsölkraftstoffabsatz wesentlich zufriedener: 57 Prozent der Befragten beurteilten den Absatz mit "sehr gut" bis "gut". Im Zeitraum Januar bis Mai 2008 waren es jedoch nur noch 11 Prozent. 71 Prozent klagten über einen "schlechten" oder sogar "sehr schlechten" Absatz.
Die Einschätzung der Zukunftschancen dezentraler Ölmühlen, die Rapsölkraftstoff herstellen, ist größtenteils pessimistisch. Hohe Rapssaatpreise sowie die jährlich steigende Energiesteuer und dadurch resultierende höhere Preise für Öl im Endverkauf belasten die Wettbewerbsfähigkeit von Rapsölkraftstoff im Vergleich zu Dieselkraftstoff.
Die derzeitige Steuerregelung gefährdet auch hier, wie beim Biodiesel, die Existenz der gerade eben aufgebauten Biokraftstoffbranche. Gründe für den Bau einer dezentralen Ölgewinnungsanlage waren in der Vergangenheit für viele Betreiber die Erhöhung der Wertschöpfung in der Landwirtschaft, außerdem eine regionale Standort- und Arbeitsplatzsicherung. Landwirte sehen auch den Vorteil, dass Koppelprodukte, wie Rapspresskuchen, im landwirtschaftlichen Betrieb als Futtermittel eingesetzt werden können.
Ein kürzlich vom TFZ veröffentlichtes Positionspapier zu Biokraftstoffen hat gerade für diese Art der dezentralen gekoppelten Nutzungssysteme von Futtermitteln und Biokraftstoffen Vorteile nachgewiesen. Ein Hoffnungsschimmer bleibt: Einige Betreiber dezentraler Ölmühlen berichteten über einen leichten Nachfrage-Anstieg und bessere Absatzzahlen mit steigenden Mineralölpreisen seit Mai dieses Jahres. (PD)