Zu dieser positiven Einschätzung gelangten Experten aus Molkereiwirtschaft, landwirtschaftlicher Praxis und Agrartechnikindustrie beim VDMA-Milchforum 2014, das am vergangenen Mittwoch und Donnerstag bei der Firma GEA Farm Technologies im nordrhein-westfälischen Bönen stattfand.
„Wer den außergewöhnlichen Wachstumsschwung auf den internationalen Milchmärkten nachhaltig nutzen möchte, kommt an innovativen Technologien entlang der gesamten Prozesskette nicht vorbei“, resümierte Norbert Alt, stellvertretender Geschäftsführer und Melktechnikexperte des
VDMA Landtechnik, die Veranstaltung, die bereits zum vierten Mal als Gemeinschaftstagung der VDMA-Fachgruppen für Fütterungs-, Grünfutter- und Melktechnik ausgerichtet wurde.
Milcherzeugungsleistung weltweit auf Wachstumskurs
„Mit einer Milcherzeugungsleistung von 760 Milliarden Kilogramm weltweit bewegen wir uns schon heute auf einem überragenden Niveau, das sich allen Prognosen zufolge auch in den kommenden Jahren kontinuierlich weiterentwickeln wird“, sagte Dr. Reinhard Vogel-Lackenberg, Geschäftsführer des Deutschen Milchkontor, in seinem sehr zukunftsorientierten Vortrag zu aktuellen Trends im internationalen Molkereigeschäft. So erwarte man innerhalb der Europäischen Union bis 2021 eine signifikante Milchmengensteigerung von zehn bis fünfzehn Milliarden Kilogramm.
„Allein für Niedersachsen bedeutet diese Projektion einen Mengenzuwachs von 300.000 Kilogramm Milch, was einem Plus von fünf Prozent im Vergleich zur Situation heute entsprechen würde“, so Vogel-Lackenberg.
Precision Dairy Farming – das einzelne Tier in den Fokus rücken
Dass diese Entwicklung eine „effiziente und nachhaltige Produktionsstruktur“ als „essentielle Voraussetzung“ erfordere, machte der Geschäftsführer des Deutschen Milchkontors ebenfalls deutlich. In Sachen
Qualitätssicherung gehe es zunehmend darum, das Wohl des einzelnen Milchrinds in den Fokus zu rücken.
„Unter dem Begriff des Innovationstreibers ‚Precision Dairy Farming‘ verstehen wir eine rechnergestützte Tierbeobachtung mithilfe eines Systems von Sensoren, das individuelle Parameter nicht nur erfasst, sondern gleichzeitig auch analytisch fruchtbar dokumentiert“, betonte Vogel-Lackenberg. Intelligent vernetzte Informations- und Kommunikationstechnologien entlang der gesamten Milchprozesskette zu etablieren, sei demnach das Ziel für ein „zukünftiges System einer gläsernen Produktion“, das von der Grünfutterwerbung bis zur Milchflasche im Kühlregal reiche.
Höchster Kuhkomfort als zentraler Erfolgsfaktor
Dass Milchprofis eine solche Vernetzung schon heute anstreben, verdeutlichte Roman Reincke, Gesellschafter der in Brandenburg ansässigen Ziltendorfer Bauerngesellschaft. Mit jährlichen Marktleistungen von deutlich mehr als 10.000 Kilogramm pro Rind repräsentiert Reincke einen Profibetrieb, der über rund 1.300 Kühe sowie 3.800 Hektar
Ackerland verfügt.
„Vernetzung ist bei uns ein zweiadriger Prozess, der zum einen in Verbindung mit unserer Molkerei, zum anderen innerbetrieblich abläuft“, sagte Reincke. Informationen über Milchmengen, Fett- und Eiweißgehalte sowie Zellzahlen erhalte der Betrieb im Zweitagesturnus direkt online von seiner Molkerei.
„Wir haben nicht nur sämtliche relevanten Messwerte und Kennzahlen vorliegen, wir arbeiten auch mit ihnen“, betonte Reincke. So seien jegliche Abläufe von der Futterernte über die Tiererfassung bis hin zum Fütterungsmanagement rechnergestützt steuerbar.
„Höchsten Kuhkomfort zu gewährleisten, ist für unseren Betrieb ganz entscheidend, denn zukunftsorientierte und wettbewerbsfähige Produktion ist unser Kapital. Nur so lässt sich mit den zunehmenden Schwankungen des Milchauszahlungspreises ökonomisch effizient umgehen“, resümierte Reincke. (vdma)