Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
19.06.2008 | 08:35 | Milchquote 

Milchviehhalterverband fordert weniger Produktion

Berlin - Vor dem Spitzengespräch zur Milchwirtschaft in Berlin hat der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter, Romuald Schaber, erneut ein Ende der Überproduktion gefordert.

Milchviehhalterverband fordert weniger Produktion
«Wir haben die Situation, dass seit Januar zu viel Angebot auf den Milchmärkten ist, der Export läuft nicht mehr gut», erklärte Schaber am Donnerstag im Deutschlandradio. Daher müssten jetzt Anpassungen vorgenommen werden, damit weniger Milch produziert werde. Auf dem Milchmarkt herrsche Diktat, die Bauern hätten nichts zu sagen. «Jetzt sind die Molkereien gefordert, mit allen Handelshäusern zu sprechen, um aufgrund der neuen Marktsituation die Preise nach oben zu handeln.»

Der Einzelhandel äußerte sich skeptisch zu den Erfolgsaussichten solcher Gespräche. «Man kann die Marktgesetze nicht politisch aushebeln», sagte der Sprecher des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels, Hubertus Pellengahr, der «Thüringer Allgemeine». Der Verband werde keine Zusagen über Preise machen, dann drohe ein Verfahren des Kartellamts. Die Bauern seien gut beraten, ihre Produktion zu drosseln. Es müsse sich außerdem zeigen, ob die Strukturen in der Milchwirtschaft noch zeitgemäß sind. Einzelne Handelsketten hätten zwar nach dem Lieferstreik die Preise angehoben, aber «wir sind nicht erpressbar».

Schaber warnte in der «Neuen Osnabrücker Zeitung» vor «amerikanischen Verhältnissen», falls sich das Aus für die Milchquote durchsetze: «Dann bluten Betriebe mit bis zu 500 Kühen aus. Es überleben nur noch Höfe mit 1.000 Kühen aufwärts.» Laut Schaber droht ein Szenario wie in den USA: «Da gibt es industrielle Großbetriebe - mit 10.000 bis 20.000 Milchkühen und billigsten Arbeitskräften.»

Zwei Wochen nach dem Ende des Lieferstopps der Milchbauern hat Bundesagrarminister Horst Seehofer (CSU) die Landwirte für heute (Donnerstag) zu einem Spitzengespräch eingeladen. Er will mit allen Beteiligten über Reformen in der Milchwirtschaft verhandeln. Zunächst sind der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter und der Deutsche Bauernverband an der Reihe. Außerdem sind Gespräche mit Molkereien und dem Handel vorgesehen, bevor es möglicherweise ein gemeinsames Treffen gibt. (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Rohmilchpreise in Deutschland zu niedrig

 Ausgeglichene Verhältnisse am Milchmarkt

 Milchlieferbeziehungen: BMEL hält an Artikel 148 fest

 Blockbutter wird teurer

 Magermilchpulver tendiert schwächer

  Kommentierte Artikel

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte