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06.08.2023 | 04:04 | Schlachtschweinemarkt 

Schlachtunternehmen drücken Einkaufspreise für Schweine nach unten

Bonn - Über Wochen haben sich die Schweinemäster in Deutschland und in anderen Ländern der Europäischen Union an Rekordpreisen erfreuen können. Doch nun blasen die großen Fleischhersteller zum Gegenangriff, meist mit Erfolg.

Schlachtschweine
Preisrutsch für Schlachtschweine in der EU - Schwache Fleischnachfrage und fehlende Margen der Schlachtfirmen läuten Ende der Rekordpreise für Mäster ein - VEZG-Notierung fällt um 10 Cent auf 2,40 Euro - Auch in Österreich und Belgien kräftige Abschläge - Selbst in Spanien ist die Notierung nicht mehr zu halten. (c) contrastwerkstatt - fotolia.com
In Deutschland musste die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) am Mittwoch (2.8.) ihre Leitnotierung für Schlachtschweine um 10 Cent auf 2,40 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) zurücknehmen. Vor dem Hintergrund der schwachen Absatzlage hätten maßgebliche Schlachtunternehmen ihre Abnahmemengen verringert, weshalb dem Druck auf die Notierung nicht ausgewichen werden konnte, erklärte die VEZG.

Gleichzeitig nahm auch das Lebendangebot etwas zu. Dieses ist zwar immer noch unterdurchschnittlich klein, doch Schweinefleisch ist in der nachfrageschwachen Urlaubszeit bei nasskalter Witterung kaum gefragt. Am Fleischmarkt sind höhere Preise von den Schlachtbetrieben nicht durchzusetzen; bereits seit Wochen werden fehlende Margen beklagt. Diese sollen nun durch einen niedrigeren Einkaufspreis für die Schlachttiere aufgebessert werden. Das gelingt allerdings nur, wenn die Verkaufspreise für Teilstücke nicht ebenfalls unter Druck geraten, was nicht sicher ist.

Ein Umschwung am Markt hatte sich bereits angedeutet, als die niederländische Vion Ende Juli ihren offiziellen Ankaufspreis für Schlachtschweine um 4 Cent/kg SG senkte, diese Woche kamen weitere 4 Cent hinzu. Daraufhin geriet auch die Notierung am französischen Marché du Porc Breton (MPB) ins Rutschen; einige Schweine blieben bei den zwei Auktionen in dieser Woche unverkauft.

Insgesamt sank die Notierung um 6,5 Cent auf 2,288 Euro/kg SG. Die Schlachtunternehmen machten dort laut MPB geschlossen Druck auf die Notierung, weil die Fleischgeschäfte nicht gut liefen, insbesondere bei Schinken.

Wenig Schweine in Belgien und Österreich



In Belgien haben die Schlachtungen in den vergangenen Wochen laut dortigen Analysten um gut 20 % unter dem Vorjahresniveau gelegen. Dennoch wurden nun aufgrund der Entwicklung in den Nachbarländern die Ankaufpreise für Schlachtschweine um rund 8 Cent/kg Lebenggewicht (LG) gesenkt. Zuletzt wurde von spürbar nachgebenden Preisen im Hälftenexport nach Osteuropa berichtet, was aus Sicht der Schlachtunternehmen eine Anpassung notwendig machte.

In Österreich wurden vergangene Woche laut dem Verband landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV) nur 77.000 Schweineschlachtungen registriert, was einen neuen Jahrestiefpunkt bedeutete. Das nur bei 80 % des Üblichen liegende Lebendangebot zwang viele Schlachtbetriebe, einen Arbeitstag ausfallen zu lassen.

Der Lebendmarkt konnte zwar geräumt werden, doch musste auch in Österreich den Forderungen der Schlachtbranche nachgegeben werden: Der nationale Leitpreis des VLV sank um 10 Cent auf 2,44 Euro/kg SG. Dieser soll laut VLV für zwei Wochen gelten, weil auch in Deutschland nicht mit einem weiteren Rückgang der Notierung gerechnet werde.

In Spanien endet die Preisstarre



In Spanien drängen die Schlachtunternehmen schon seit längerem auf niedrigere Einkaufspreise, um Margenverluste zu begrenzen und im Export wettbewerbsfähiger zu werden. Eigentlich war von Analysten aufgrund des fortgesetzt knappen Lebendangebots damit gerechnet worden, dass eine Preiskorrektur erst Ende August erfolgt. Doch nach einer historisch langen Phase von 18 Wochen der Stabilität gab die Notierung am Mercolleida aufgrund der Entwicklung in anderen EU-Ländern am Donnerstag (3.8.) um 1,8 Cent/kg LG auf 2,007 Euro nach.

Danish Crown ließ seinen Ankaufspreis hingegen unverändert; er liegt jedoch deutlich unter den Auszahlungspreisen in anderen EU-Staaten. Lediglich in Italien kam es vorige Woche zu einem Anstieg der nationalen Schlachtschweinenotierung, und zwar um durchschnittlich 2,7 Cent/kg LG. Ein kleines Lebendangebot traf auf eine durch Touristen gestützte Fleischnachfrage.

Allerdings klagen die Schlachtbetriebe dort ebenfalls, dass die höheren Schweinepreise nicht durch entsprechende Erlöse am Fleischmarkt ungesetzt werden könnten. Der Verlust je Schwein soll sich für die Schlachtfirmen derzeit auf 15 Euro belaufen.

EU-Preis unter 250 Euro



Bezogen auf die gesamte EU war bereits in der Woche zum 30. Juli eine leichte Abschwächung bei den Auszahlungspreisen für Schlachtschweine zu verzeichnen. Nach Angaben der EU-Kommission wurden Tiere der Handelsklasse E im Mittel aller Meldeländer mit 248,85 Euro/100 kg SG abgerechnet; das waren 0,64 Euro oder 0,3 % weniger als in der Vorwoche. Nach der Notierungssenkung bei der Vion gaben die Schlachtschweinepreise in den Niederlanden um 1,5 % nach.

Zu ähnlich hohen Abschläge, nämlich zwischen 1,1 % und 1,4 %, kam es in Litauen, Kroatien, Rumänien und der Slowakei. Für Belgien und Spanien wurden laut Kommission Abzüge von 0,8 % beziehungsweise 0,7 % gemeldet, obwohl dort die nationalen Leitnotierungen stabil geblieben waren.

Denselben Preis wie in der Vorwoche erhielten die Mäster in Deutschland, Dänemark und Frankreich. Keine Meldungen lagen aus Italien und Polen vor. Einziges EU-Land mit höheren Schlachtschweinepreisen war Estland, wo es um 1,3 % im Vorwochenvergleich nach oben ging.
EU-Marktpreise für SchlachtschweineBild vergrößern
EU-Marktpreise für Schlachtschweine
AgE
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