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09.06.2007 | 07:05 | G8-Gipfel in Heiligendamm  

Schneisen durch die Felder getrampelt - Bauern fordern Entschädigung

Bad Doberan - Die Bauern rund um den G8-Gipfelort Heiligendamm sind verärgert.

Schneisen im Getreidefeld
(c) proplanta
Auf den Äckern hinterließen Züge von Demonstranten ihre Spuren, Versorgungsfahrzeuge der Protestler zogen Schneisen durch Weizenfelder, Polizeihubschrauber landeten auf einem Kartoffelacker. «Wir haben schon mal nach den Schäden geguckt, soweit wir überhaupt an die Felder herankommen», sagt Klaus-Uwe Wisotzki, Vorstandsvorsitzender der Agraraktiengesellschaft «Kühlung». Zu dem Unternehmen mit Sitz in Kröpelin gehören vier landwirtschaftliche Betriebe, die zwischen Kühlungsborn, Heiligendamm und Kröpelin 3500 Hektar bewirtschaften. Die Bauern fordern nun eine Entschädigung vom Staat. 

Am Montag würden die Landwirte gemeinsam mit Gutachtern die Schäden aufnehmen, kündigt der Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes, Detlef Lindemann, an. Am Freitag habe das noch keinen Zweck gehabt. «Noch haben hier die Sicherheitskräfte das Sagen», äußert Wisotzki. Andererseits müssten die Schäden schnell erfasst werden, mahnt ein Sprecher des Schweriner Agrarministeriums. «Sonst ist im wahrsten Sinne des Wortes Gras über die Sache gewachsen.»

Der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern hatte schon vor dem Gipfel zu klären versucht, wer für eventuelle Schäden aufkommt. Das Schweriner Innenministerium habe mitgeteilt, es gehe nach dem Verursacherprinzip, berichtet Lindemann. Bei Vorkommnissen würden die Personalien der Täter aufgenommen und es werde Strafanzeige
erstattet.

Soweit die Theorie. Von tausenden Demonstranten, die querfeldein über Wiesen und Äcker dem Zaun um Heiligendamm zustrebten, Personalien aufzunehmen, war ein Ding der Unmöglichkeit. Zumal die Sorge der Polizei wohl weniger den Feldern der Bauern galt, als vielmehr dem ungestörten Ablauf des G8-Treffens hinter dem Zaun. «Die Landwirte werden nun Strafanzeige gegen Unbekannt stellen», sagt der Verbands-Geschäftsführer.  

Auch aus dem Agrarministerium heißt es, das Verursacherprinzip greife in dem Fall wohl nur eingeschränkt. Durch Straßensperrungen der Polizei seien Demonstranten auf die Felder ausgewichen. Wie mit
den Forderungen von Landwirten verfahren werde, müssten die zuständigen Ressorts von Agrar- und Innenministerium abstimmen. Die CDU/CSU-Bundestagsabgeordneten Susanne Jaffke und Steffen Kampeter forderten unterdessen: «Die Betroffenen dürfen damit nicht im Stich gelassen werden. Schnelle Schadensregulierungen sind notwendig.»

Da es um keine wirklich große Summe geht, hofft der Bauernverband Lindemann zufolge auf eine unbürokratische Lösung. Bislang hätten sechs Agrarbetriebe Zerstörungen auf Feldern gemeldet. Eine acht Meter breite und zwei Kilometer lange niedergetrampelte Gerstenfläche zum Beispiel bedeute einen Schaden von 2000 Euro. Auf jeden betroffenen Betrieb entfielen somit einige tausend Euro, dazu kämen noch die Gutachterkosten. Das sei viel für einen Landwirt, aber verschwindend wenig angesichts der knapp 100 Millionen Euro Sicherheitskosten für den G8-Gipfel, meint Lindemann. Er schätzt den Flurschaden auf vielleicht 25 000 Euro.

Zudem gehe es dem Bauernverband auch ums Prinzip. Die Felder seien Privateigentum, darin stecke harte Arbeit. Es sei nicht einzusehen, dass einige wenige nach dem G8-Gipfel auf Kosten sitzen blieben. Ebenso passe es für ihn nicht zusammen, gegen den Hunger in der Welt zu demonstrieren und dabei durch Brot- und Futtergetreide zu laufen. (dpa)
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