Preisdruck am europäischen Schweinemarkt hält an - Wieder zunehmendes Lebendangebot trifft auf einen begrenzten Bedarf - Fleischverkäufer wollen sinkende Verbraucherpreise zur Ankurbelung der Nachfrage - VEZG-Preis für Schlachtschweine in Deutschland bleibt vorerst mit 2,30 Euro stabil - In anderen EU-Staaten geben die Leitnotierungen aber erneut nach. (c) contrastwerkstatt - fotolia.com
Teilweise ist das saisonal bei wachsendem Schweineangebot nicht unüblich, doch sucht der Markt insgesamt nach einem neuen Gleichgewicht. Die Fleischvermarkter - insbesondere der Lebensmitteleinzelhandel - machen deutlich, dass die hohen Fleischpreise auf eine Kundschaft treffen, die ihr Geld in Inflationszeiten zusammenhält.
Absatzrückgänge am Binnenmarkt und auch bei den Drittlandsexporten sind die Folge, weshalb trotz Produktionsrückgang Schweinefleisch nicht knapp ist. Sinkende Preise für die Verbraucher - und damit auch für die Erzeuger - sollen die Nachfrage nach der Urlaubszeit nun beleben, so die Hoffnung. Die Schlachtunternehmen klagen über Margenprobleme, die sie über höhere Verkaufspreise von Fleisch nicht lösen können.
In Deutschland forderten deshalb mehrere Schlachtunternehmen weitere Preisabschläge für Schlachtschweine, doch blieb die Leitnotierung der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) am Mittwoch (30.8.) mit 2,30 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) vorerst stabil.
Die Erzeuger verwiesen darauf, dass sich alle schlachtreifen Schweine verkaufen ließen, weshalb der Preis nach der bereits erfolgten Korrektur von 20 Cent/kg nicht weiter sinken müsse.
Laut dem Verband landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV) hat in Österreich das Schlachtschweineangebot zugenommen, ließ sich aber komplett vermarkten. Die Notierung blieb dort mit 2,37 Euro/kg SG ebenfalls stabil. Unveränderte Schlachtschweinepreise auf einem im EU-Vergleich niedrigen Niveau von 1,78 Euro/kg SG zahlt Anfang September auch Danish Crown.
Dem Unternehmen zufolge fällt es im Fleischverkauf aktuell schwer, die Preise zu halten. Entscheidend für die Preisentwicklung werde sein, ob der Verbrauch mit Beginn des Herbstes anziehe.
Notierungscrash in Frankreich
Eher ungewöhnlich war in dieser Woche, dass belgische Schlachtunternehmen nicht der deutschen Notierung folgten, sondern ihre Ankaufspreise für Schlachtschweine um rund 4 Cent/kg Lebendgewicht (LG) senkten. Dort wurde von Preisdruck am Fleischmarkt auch aus Deutschland und einem schleppenden Hälftenverkauf nach Osteuropa berichtet.
Noch deutlicher gab erneut die französische Notierung am Marché du Porc Breton nach, nämlich im Vorwochenvergleich um 6 Cent auf 2,049 Euro/kg SG. Innerhalb von fünf Wochen kam es dort zu einem Preissturz von 30 Cent/kg. Zudem verlor die Leitnotierung in Italien 1 Cent/kg LG; in Spanien ging es am Mercolleida um 2,5 Cent auf 1,905 Cent/kg LG nach unten. Dort fiel die Korrektur in den vergangenen fünf Wochen mit 12 Cent/kg LG beziehungsweise 15 Cent/kg SG nur halb so hoch aus wie in Frankreich. Doch dies könnte sich bald ändern.
Ab Mitte September wird mit höheren Abschlägen gerechnet, wenn das Schlachtschweineangebot nach der Sommerhitze wieder umfangreicher ausfällt. Aufgrund der im ersten Halbjahr 2023 um 17 % gesunkenen Drittlandsexporte muss Spanien trotz einer rückläufigen Schweineproduktion mehr Fleisch auf dem EU-Binnenmarkt verkaufen. Es ist auf diesem wegen der vergleichsweise hohen Schlachtschweinepreise aber nur bedingt wettbewerbsfähig.
Preisabschläge in der EU
In der gesamten EU hat sich in der Woche zum 27. August der Preisverfall für Schlachtschweine unvermindert fortgesetzt. Laut Kommission wurden Tiere der Handelsklasse E im Mittel aller Mitgliedstaaten mit 232,66 Euro/100 kg SG abgerechnet; das waren 4,24 Euro oder 1,8 % weniger als in der Vorwoche. Aus Kroatien und Litauen wurden mit 7,7 % beziehungsweise 4,7 % die höchsten Abschläge gemeldet.
Überdurchschnittlich stark senkten auch die Schlachtunternehmen in Österreich, Polen, Estland und Tschechien ihre Auszahlungsleistungen, nämlich zwischen 3,0 % und 3,6 %. Für Belgien, Frankreich und die Niederlande wurden Rückgänge von jeweils 2,1 % gemeldet. Die Mäster in Deutschland erhielten 1,5 % weniger Geld für ihre Tiere, in Dänemark waren es 1,3 %.
Vergleichsweise glimpflich kamen die spanischen Erzeuger mit einem Minus von 0,7 % davon. Auf dem Vorwochenniveau gehalten haben sich die Schlachtschweinepreise nur in Bulgarien, Irland und Rumänien. Teurer verkaufen ließen sich die Tiere nirgends.