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15.06.2008 | 14:14 | Milchwirtschaft 

Seehofer will bei Milchgipfel neuen Lieferboykott abwenden

Berlin - Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) will bei dem geplanten Milchgipfel einen erneuten Lieferstopp durch die Milchbauern abwenden.

Milchkanne
(c) proplanta
«Ich glaube, dass wir nach wie vor eine gute Chance haben, dass durch Verhandlungen das Problem gelöst wird», sagte Seehofer in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in Berlin. «Ich würde jetzt noch nicht den Punkt sehen, dass der Verhandlungsweg nicht zum Erfolg führt.» Er räumte aber ein: «Wir sind noch nicht über den Berg. Solche Verhandlungen sind zäh und erfordern Geduld.» Seehofer kündigte für kommenden Donnerstag zunächst ein Gespräch mit den Bauern an.

Die Bundesregierung will dabei nicht in den Streit zwischen Milchbauern und Handel über höhere Preise eingreifen. «Es werden ja nicht Preisverhandlungen geführt», sagte Seehofer. «Es geht nur um die Strukturen. Es geht darum, wie wir die Weichen in der Milchwirtschaft setzen, soweit sie von der Politik bestimmt werden. Dabei werden Fragen wie die Milchquote, die EU-Agrarpolitik und die Molkereiorganisation in Deutschland mit den Beteiligten besprochen.» Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter hatte mit einem neuen Lieferstopp gedroht, nachdem mehrere Handelskonzerne die durch den Boykott erwirkten Preiserhöhungen bei Milch und Butter zurücknahmen.

Seehofer will nach dem Gespräch mit den Bauern auch mit den Molkereien sowie mit dem Handel verhandeln. «Je nach Verlauf der Gespräche gibt es am Schluss dann ein Spitzengespräch mit allen drei Beteiligten», sagte er. «Zunächst sind es getrennte Gespräche, weil ich sehr daran interessiert bin, dass wir zu stabilen Lösungen kommen.» Dabei geht es unter anderem um die Frage nach mehr Marktmacht für die Molkereien in den Preisverhandlungen mit großen Handelskonzernen.

Die Milchbauern kritisieren die Rücknahme von Milchpreiserhöhungen und fordern, dass auch Butter und Käse teurer werden. Nachdem Aldi den Verbraucherpreis nur um sieben Cent pro Liter Milch erhöht hatte, zog Lidl nach und rückte von der Erhöhung um zehn Cent ab. Rewe kündigte dies ebenfalls an. Aldi und Lidl wollen den Molkereien aber 10 Cent mehr pro Liter zahlen. Der Deutsche Bauernverband hält steigende Preise auch für Quark und Käse sowie im Sommer bei Butter für möglich, wenn dort die Verträge Ende Juni auslaufen.

Seehofer wies die Forderung der Milchindustrie nach niedrigeren Milchquoten als unrealistisch zurück. «Der Hinweis der Milchwirtschaft, ich sollte mich auf europäischer Ebene für die Senkung der Milchquoten einsetzen, ist so an der Sache vorbei und soll so vom eigenen Tun ablenken, dass es schon ein bisschen eigenartig ist.» Die Bauern dürfen seit April EU-weit zwei Prozent mehr Milch abliefern. Dies gilt als ein Grund dafür, dass die Milcherzeugerpreise zurückgegangen waren. (dpa)
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