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08.08.2008 | 18:00 | Milchwirtschaft 

Streit über höhere Milchpreise setzt sich fort

Berlin - Fast zwei Wochen nach dem Milch-Spitzengespräch bei Bundesagrarminister Horst Seehofer (CSU) ist der Streit über höhere Milchpreise noch immer nicht beendet.

Streit über höhere Milchpreise hält an
Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter warf den Genossenschaftsmolkereien am Freitag vor, sie hätten wenig Interesse an Preissteigerungen. Der Milchmarkt sei in einer Schieflage, teilte Verbandschef Romuald Schaber am Freitag in Freising mit. Die «Genossenschaften sehen trotzdem keine Handlungsnotwendigkeit», die Milchproduktion nach den Vorschlägen des Milchviehhalterverbandes zu drosseln. Der Deutsche Raiffeisenverband wies die Kritik zurück.

«Bei den Genossenschaftsmolkereien steht die bestmögliche Verwertung zum höchstmöglichen Preis im Vordergrund», sagte Generalsekretär Rolf Meyer der Deutschen Presse-Agentur dpa. Er warnte vor nationalen Alleingängen bei dem Versuch, die Milchmenge zu steuern, um zu höheren Preisen zu kommen. Dem Verband gehören rund 60 genossenschaftliche Molkereien an, dabei sind die Milchbauern Eigentümer.

Seehofer hatte Ende Juli mit Bauern, Molkereien, Handel und Ländern vereinbart, Möglichkeiten zur Senkung der Milchmenge zu prüfen. Er fordert von der EU-Kommission einen Milchfonds mit Hilfsgeldern. Der Bundesrat will über den Wegfall der Verrechnung von zu viel und zu wenig Milch entscheiden.

Der Milchindustrieverband warnte vor Risiken. Die vorgeschlagenen Maßnahmen «würden lediglich den Strukturwandel in der deutschen Landwirtschaft teurer machen», teilte Sprecher Michael Brandl in Berlin mit.

Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter hatte mit einem zehntägigen Lieferstopp vor rund zwei Monaten einen Milchpreis von 43 Cent pro Liter gefordert. Im Juni bekamen die Bauern durchschnittlich knapp 33 Cent pro Liter von den Molkereien. Beim Einkaufspreis von Butter setzte der größte deutsche Discounter Aldi zum 1. August einem Bericht zufolge eine Preissenkung um 25 Cent pro Kilo durch.

Die Milchbauern in der Europäischen Union (EU) lieferten in der ersten Jahreshälfte 2008 - nach dem Anstieg der Milchpreise - rund eine Million Tonnen mehr Milch an die Molkereien. Das berichtete die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) für Agrarprodukte in Berlin. Die Menge lag um knapp ein Prozent höher als im ersten Halbjahr 2007. Nach dem starken Anstieg sanken die Preise, die die Molkereien an die Milchbauern zahlen, im ersten Halbjahr 2008 wieder. Sie liegen nach ZMP-Angaben aber weiter über dem Vorjahresniveau. (dpa)
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