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23.04.2023 | 12:34 | Zuckermarkt 

Süßwarenindustrie fordert Marktöffnung für Weißzucker

Bonn - Die Süßwarenhersteller beklagen stark gestiegene Rohstoff- und Energiekosten sowie eine schwierige Versorgungslage mit Weißzucker in der Europäischen Union.

Weißzucker
Aussetzen des protektionistischen EU-Schutzzolls angemahnt - Schwierige Versorgungslage in der Europäischen Union - Die abnehmenden Unternehmen können laut BDSI ihren Bedarf an Zucker nicht mehr ausreichend für einen längeren Zeitraum decken - Exportstärke der Branche gerät zunehmend in Gefahr. (c) abcmedia - fotolia.com
Daher fordert der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) weitere Einfuhrkontingente oder das „Aussetzen des protektionistischen EU-Schutzzolls“ auf Zucker. Die EU-Kommission müsse handeln und „kurzfristig den europäischen Markt für Weißzuckerimporte öffnen“, betonte der BDSI-Vorsitzende Bastian Fassin am Dienstag (18.4.) in Bonn. Trotz der hohen Zuckerpreise sei die Zuckerproduktion in der EU rückläufig.

Unternehmen können daher laut BDSI ihren Bedarf an Zucker nicht mehr ausreichend für einen längeren Zeitraum decken. Das mache eine vernünftige Preiskalkulation und Produktionsplanung „extrem schwierig“. Süßwaren seien ein Exporterfolg. Nach Angaben des Verbandes geht mehr als jede zweite Süßware ins Ausland.

Die Exportstärke gerate aber zunehmend in Gefahr, denn in wichtigen Freihandelsabkommen fokussiere sich die EU-Kommission mit Unterstützung der Bundesregierung einseitig auf den Schutz des Agrarsektors, beklagte der BDSI. In den Abkommen mit Vietnam, Singapur, Japan oder Großbritannien komme es für den Export von Süßwaren nun allein darauf an, dass die eingesetzten Rohstoffe und insbesondere der Zucker aus der EU stammten.

Vollkommen unverständlich



„Das Exportpotential einer ganzen, vom Export lebenden Branche allein an den Zuckeranbau in der EU zu ketten, ist vollkommen unverständlich und aus volkswirtschaftlicher Sicht ein Eigentor“, so Fassin. Ohne einen klaren Kurswechsel seien alle Drittlandexporte der Süßwarenbranche dauerhaft gefährdet, warnte Fassin. Aufgrund der klimatischen Veränderungen könne die EU keine Selbstversorgung bei Weißzucker mehr garantieren.

Der Branchenverband appellierte deshalb sowohl an die EU-Kommission als auch an die Bundesregierung, Freihandelsabkommen so auszugestalten, dass auch in den Phasen von fehlendem EU-Zucker die europäischen Süßwarenhersteller präferenzrechtliche Exporte vornehmen könnten. Zudem mahnte der BDSI an, den europäischen Binnenmarkt zu stärken.

Deutlich teurer als im Vorjahr



Gemäß den jüngsten Meldungen der Mitgliedstaaten lagen die EU-Preise für Weißzucker laut Angaben der Brüsseler Kommission im Februar 2023 im Schnitt bei 804 Euro/t, was gegenüber dem Vorjahr eine Verteuerung um 364 Euro/t bedeutete. In der Region 2, in der auch Deutschland liegt, belief sich der Weißzuckerpreis auf durchschnittlich 788 Euro/t.

Die EU-Zuckerimportkontingente gemäß der Welthandelsorganisation (WTO) füllen sich im Wirtschaftsjahr 2022/23 der Kommission zufolge schneller als in den Vorjahren. Mit Stand zum 23. März 2023 wurden diese mit 516.000 t von 726.000 t bereits zu 71 % genutzt. Davon entfielen 260.000 t auf das bereits erschöpfte erga-omnes-Kontingent, insgesamt 249.000 t auf die Brasilien-Kontingente sowie 6.000 t auf das schon genutzte IND-Kontingent.

Die EU-Balkankontingente wurden mit 28.000 t allein von Serbien beansprucht. Bei den EU-Zuckerjahreskontingenten 2022 für Zentralamerika, Kolumbien und Peru wurden 102.000 t von 320.000 t genutzt. Vom EU-Zuckerkontingent für Südafrika von 150.000 t wurden bislang 63.000 t ausgeschöpft.
AgE
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