Die plötzliche Entscheidung sorgt laut dem Berufsstand für eine noch größere Verunsicherung der Landwirte. Außerdem widerspreche sie dem gesellschaftlichen Wunsch nach mehr Tierwohl. (c) proplanta
Laut einem Medienbericht soll Edeka-Südwest Verträge mit Lieferbetrieben in seinem Gutfleisch-Programm zum Jahresende gekündigt haben. Ein Grund dafür sei die Entwicklung der Marktsituation. Die Müller Gruppe will dem Bericht zufolge Verträge zur Initiative Tierwohl (ITW), die für Schweineanlieferungen zum Schlachthof Ulm bestehen, neu ausrichten.
Wie der BBV auf Anfrage feststellte, war Tierwohl jahrelang eine zentrale Forderung des Lebensmitteleinzelhandels und der Vermarktung. Wenn nun Vermarktungspartner langjährige Lieferanten urplötzlich fallen ließen, verstärke dies das Gefühl der Schweinehalter, nicht mehr „gewollt“ zu sein.
Kritik kam vom BBV auch dafür, dass es imVorfeld der Entscheidungen von Edeka-Südwest und der Müller Gruppe keine Kommunikation gegeben habe. Den Verband hätten die Informationen nur über die Medien erreicht. Statt gemeinsam mit den Landwirten zu arbeiten und auf Augenhöhe zu kommunizieren, „sorgen Nachrichten dieser Art für zusätzliche Verunsicherung und nehmen den letzten Rest an Zukunftsperspektive“.
Auch der Landesbauernverband in Baden-Württemberg (LBV) erfuhr erst über die Medien von den Neuentwicklungen. Er stellte fest, dass die Kündigung von Verträgen, die höhere Tierwohlleistungen honorierten, den gesellschaftlichenWünschen entgegenliefen. Die Konsumenten wollten mehr Tierwohl in möglichst vielen schweinehaltenden Betrieben. Tierwohl sei aber mit Mehrkosten für die Höfe verbunden. Wenn nun Verträge gekündigt würden, die die Bezahlung dieser zusätzlichen Bemühungen abgesichert hätten, verunsichere das die Landwirte umso mehr.