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08.08.2021 | 07:11 | Schlachtschweinenotierung 

VEZG-Preis hält Druck nicht stand

Bonn - Seit Wochen ist in vielen Ländern der Europäischen Union an den Schlachtschweinemärkten wegen der schwachen Fleischgeschäfte Druck auf die Erzeugerpreise zu spüren.

Schweinefleischerzeugung
Schlachthofseite setzt Senkung der Schlachtschweinenotierung in Deutschland durch - VEZG-Preis gibt um 5 Cent auf 1,37 Euro nach - Etwas größeres Lebendangebot trifft auf schwache Fleischnachfrage - ISN kritisiert ruinöse Preise - Deutliche Notierungsabschläge auch in Dänemark und Österreich - In Spanien verlangsamt sich der Preisverfall - Nur Italien mit Plus. (c) contrastwerkstatt - fotolia.com
Lange hat sich in Deutschland die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) - trotz Hauspreisen bei großen Schlachtbetrieben - gegen eine weitere Senkung ihrer Leitnotierung gestemmt. Das gelang zuletzt nicht mehr. Der Vereinigungspreis für Schlachtschweine wurde am Mittwoch (4.8.) um 5 Cent auf 1,37 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) zurückgenommen.

Das am deutschen Schlachtschweinemarkt verfügbare Angebot treffe auf eine fortgesetzt nur verhaltene Nachfrage, berichtete die VEZG. Dem Druck maßgeblicher Schlachtunternehmen auf die Schweinepreise habe in der neuen Schlachtwoche nicht vollständig ausgewichen werden können. Immerhin hat Tönnies daraufhin seine Hauspreispolitik aufgegeben und wird nun wieder die VEZG-Notierung zahlen; andere Schlachter dürften folgen.

Zwar ist das Lebendangebot laut Analysten kleiner als im Vorjahr, doch scheint es zuletzt regional zugenommen zu haben. Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) sprach von einem angespannten Markt, bei dem die Vermarktung der Schweine nicht mehr überall reibungslos laufe. Angesichts der verheerenden wirtschaftlichen Situation auf den Schweinebetrieben wurden Schlachtbetriebe und der Lebensmitteleinzelhandel aufgefordert, „die Preisdrückerei“ zu beenden“.

Das Hauptproblem ist aber nach wie vor nicht der Lebend-, sondern der Fleischmarkt. In der EU erreicht der Schweinefleischverbrauch in diesem Sommer laut Experten nicht das Niveau früherer Jahre, und der wichtige Drittlandsexport nach China ist arg ins Stocken geraten. Dadurch ist zu viel Schweinefleisch auf dem Binnenmarkt, was die Preise dort nach unten drückt. Hinzu kommt die Unsicherheit von Marktbeteiligten in Deutschland über den weiteren Verlauf der Afrikanischen Schweinepest (ASP) und europaweit über die Entwicklung von Corona und die Chinaexporte, was zur Kaufzurückhaltung bei den Fleischkunden führt.

Hoher Abschlag in Dänemark



In anderen Ländern der EU ist die Marktschwäche ebenfalls zu spüren. Die Vion in den Niederlanden und Danish Crown (DC) in Dänemark zahlten ihren Schlachtschweinelieferanten bereits Anfang dieser Woche niedrigere Preise. DC legte jetzt noch einmal mit einer weiteren deutlichen Senkung des Ankaufspreises nach; er wurde um umgerechnet 5,4 Cent auf 1,28 Euro/kg SG gekürzt. Das ist, wie in Deutschland, der niedrigste Stand seit Ende Februar.

Der EU-Markt für frisches Schweinefleisch sei noch immer aus dem Gleichgewicht, berichtete das Unternehmen. Neben dem schwachen Verbrauch und den fehlenden Chinaexporten trügen dazu wohl auch Auslagerungen aus den gut gefüllten Lagerhäusern bei, so DC. Mit dem Ende der Ferienzeit dürfte es aber wieder mehr Aktivität am Markt geben, doch werde es wohl noch einige Wochen brauchen, bis sich der Markt wieder beruhige.

Auch in Österreich sei der Fleischmarkt mit einem Sommerloch konfrontiert, teilte der Verband landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV) mit. Der Warenstrom verlaufe schleppend und der Bedarf an schlachtreifen Tieren sei überschaubar. Trotz des kleinen Lebendangebots sank die maßgebliche VLV-Notierung um 5 Cent auf 1,59 Euro/kg SG. In Belgien waren die Schlachtschweinepreise ebenfalls nicht mehr zu halten; sie gaben zwischen 2 Cent und 3 Cent pro Kilogramm Lebendgewicht (LG) nach.

Südeuropa uneinheitlich



Weiter unter Druck stand auch die Schlachtschweinenotierung in Spanien; allerdings fiel der Abschlag mit 2 Cent auf nun 1,271 Euro/kg LG am Mercolleida nicht mehr so deutlich aus wie in den Vorwochen. Dazu mag beigetragen haben, dass viele Schlachtunternehmen in den Schweinehochburgen Katalonien und Aragonien wieder zu einer Arbeitswoche mit fünf Tagen zurückgekehrt sind und das Lebendangebot saisonal bei hohen Temperaturen klein ausfällt. Doch am Fleischmarkt können die Rückgänge im Chinaexport nicht durch Mehrverkäufe in andere asiatische Länder ausgeglichen werden, und die Schweinefleischnachfrage liegt laut Mercolleida unter dem Niveau früherer Urlaubssaisons.

Durch die zuletzt stabilen Fleischverkaufspreise am heimischen Markt soll sich die Margensituation der Schlachtunternehmen etwas entspannt haben. In Frankreich konnte sich dagegen die Notierung auf dem Niveau von 1,345 Euro/kg SG halten, was dem Marché du Porc Breton zufolge bei den Marktbeteiligten auf Zustimmung traf.

Nur der italienische Markt scheint sich von der Entwicklung in der EU weitgehend abgekoppelt zu haben- Die dortige Leitnotierung legte um 4,4 Cent auf rund 1,60 Euro/kg LG zu. Grund war das sehr kleine Schlachtschweineangebot, welches auf eine auch von Auslandstouristen getragene Fleischnachfrage traf.

Talfahrt hält an



In der gesamten EU haben die Schlachtschweinepreise in der Woche zum 1. August ihre Talfahrt fortgesetzt. Nach Angaben der Brüsseler Kommission wurden Tiere der Handelsklasse E im Mittel der Mitgliedstaaten mit 150,00 Euro/100 kg SG abgerechnet; das waren 0,95 Euro oder 0,6 % weniger als in der Vorwoche.

Der Rückstand auf den Vorjahrespreis belief sich auf rund 32 %. In der Berichtswoche erfolgten die stärksten Abschläge auf der iberischen Halbinsel mit 5,9 % in Spanien und 3,0 % in Portugal. In Dänemark und Lettland fielen die Preise um jeweils gut 2 %. Etwas moderater waren die Rückgänge in einer Spanne von 1,3 % bis 1,6 % in Frankreich, den Niederlanden, Tschechien und Luxemburg.

Knapp behaupten - mit Abzügen bis maximal 0,3 % - konnten sich die Schlachtschweinepreise in Österreich, Deutschland und Estland. In den skandinavischen Staaten Finnland und Schweden zogen die Preise dagegen etwas an, und zwar um 0,2 % und 0,6 %. Größer fielen die Zuschläge in Italien mit 1,1 % und in der Slowakei mit 1,4 % aus. Aus Litauen und Polen wurden der Kommission sogar um 3,5 % beziehungsweise 3,9 % steigende Schlachtschweinepreise gemeldet.
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AgE
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