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19.05.2020 | 00:07 | Schlachtbranche 

Viele Corona-Fälle: Zerlegebetrieb bei Osnabrück ruht vorerst - Bessere Arbeitsbedingungen gefordert

Dissen / Berlin - Nach dem Bekanntwerden zahlreicher Coronavirus-Infektionen unter Mitarbeitern eines Zerlegebetriebs im Kreis Osnabrück will das Unternehmen die Ursachen klären.

Fleischproduktion
Schon wieder sind Mitarbeiter eines fleischverarbeitenden Betriebs in großer Zahl positiv auf das Coronavirus getestet worden - dieses Mal in Niedersachsen. Kritiker wundern die Infektionen nicht. (c) proplanta
«Nun gilt es, so rasch wie möglich die Gründe für das Testergebnis zu analysieren», sagte am Montag der geschäftsführende Vorstand des Schlachtkonzerns Westfleisch laut einer Unternehmensmitteilung. Beim Unternehmen Westcrown in Dissen hatte der Landkreis am Sonntag 92 Mitarbeiter positiv getestet.

Am Montag ruhte daraufhin der Betrieb, der von den Schlachtunternehmen Westfleisch und Danish Crown gemeinsam betrieben wird. Im Umgang mit den Betroffenen und seinen weiteren Mitarbeitern befolge Westcrown die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts, so das Unternehmen.

Laut Landkreis Osnabrück muss nun der Umgang mit rund 2.000 Tonnen Fleisch geklärt werden. Es werde derzeit an Konzepten gearbeitet, wie das Fleisch verarbeitet werden könne, sagte ein Sprecher des Landkreises. Klar sei, dass die 92 positiv getesteten Mitarbeiter sowie die Kontaktpersonen in Quarantäne gehen. Nach der Verarbeitung des Fleisches solle der Betrieb für 14 Tage ruhen. Insgesamt arbeiten bei Westcrown in Dissen rund 300 Mitarbeiter.

Der Landkreis Osnabrück hatte wie andere Kreise in Niedersachsen auch Reihenuntersuchungen für Mitarbeiter der Fleischindustrie angesetzt, nachdem es unter anderem in NRW zu hohen Infektionszahlen gekommen war. Ergebnisse aus anderen Landkreisen Niedersachsens waren zunächst nicht bekannt.

Das niedersächsische Sozialministerium will in den nächsten Tagen alle Arbeiter der Fleischindustrie überprüfen. Laut Ministerium arbeiten in den Schlachthöfen Niedersachsens rund 10.000 Menschen, wozu auch Verwaltung und andere Tätigkeiten gehören.

Zuletzt war bekannt geworden, dass Subunternehmer die Werkvertragsarbeiter zwischen Standorten in verschiedenen Bundesländern hin- und herverlegt hatten. Niedersachsen hatte diese Praxis wegen der hohen Infektionsgefahr Anfang vergangener Woche verboten.

Die Fleischindustrie setzt, wie andere Branchen auch, in starkem Maße auf osteuropäische Werkvertragsarbeiter. Politiker, Gewerkschafter und Kirchen kritisieren seit Jahren vielfach schlechte Arbeits- und Wohnbedingungen dieser Menschen.

In NRW überprüfte die Arbeitsschutzverwaltung des Landes im vergangenen Jahr die Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie. 30 Betriebe mit rund 90 Werkvertragsfirmen und rund 17.000 Beschäftigten wurden kontrolliert.

In 85 Prozent der Betriebe wurden demzufolge teils gravierende Arbeitsschutzmängel festgestellt, trotz einer seit 2015 geltenden Selbstverpflichtungserklärung der Branche.

Die Grünen im niedersächsischen Landtag warfen der rot-schwarzen Landesregierung Versäumnisse vor. Es habe keine Verpflichtung, sondern nur eine Empfehlung gegeben, Werkvertragsarbeiter der Fleischindustrie in Einzelzimmer unterzubringen, kritisierte die Fraktionssprecherin für Landwirtschaft und Ernährung, Miriam Staudte.

Der agrarpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Helmut Dammann-Tamke, sprach sich für eine Transparenzoffensive und einen Gesellschaftsvertrag entlang der gesamten Wertschöpfungskette aus.

«Ein Teil der Branche hat die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt und agiert noch immer nach der Devise «Geiz ist geil»», sagte Dammann-Tamke. Er forderte neben einer angemessenen Entlohnung der Beschäftigten auch bessere Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie.
dpa/lni
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