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06.04.2016 | 09:04 | Bodenerosion 

Mecklenburg-Vorpommern veröffentlicht bundesweit erstes Bodenerosionskataster

Schwerin - Gestern hat Dr. Till Backhaus, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz, das „Erosionsereigniskataster Mecklenburg-Vorpommern – Bodenerosion durch Wasser“ vor der Landespressekonferenz in Schwerin präsentiert.

Erosion durch Wasser
(c) proplanta
Das Kataster enthält die im Land Mecklenburg-Vorpommern aufgenommenen Erosionsereignisse. Die Erfassung und Bewertung der Erosionsereignisse in dem Erosionsereigniskataster Mecklenburg-Vorpommern ist die entscheidende Grundvoraussetzung, um Maßnahmen für die betroffenen Landwirte zur Bearbeitung und Gestaltung ihrer Flächen abzuleiten. Ziel ist es, Bodenerosion und dadurch ausgelöste Ereignisse, wie den Sandsturm im April 2011 auf der A19, zu minimieren.

„Die bei uns in MV initiierte und umfassend durchgeführte Erfassung und Auswertung von Erosionsereignissen ist bundesweit einmalig und gibt erstmals einen Überblick hinsichtlich der tatsächlichen Gefahrensituation im Land. Bodenerosion durch Wasser und Wind ist besonders für das landwirtschaftlich geprägte MV eine besondere Herausforderung. Gerade Ackerböden – und das sind 46,5 % bzw. 1.078.900 ha unseres Landes – begünstigen das Auftreten von Bodenerosion.

Eine besondere Verantwortung liegt somit bei den Bodennutzern. Aber auch wir als Landesregierung fühlen uns verantwortlich, gezielte Vorsorgemaßnahmen zu installieren, um diesen Prozessen so weit wie möglich entgegenzuwirken. Eine wirksame Vorsorge kann nur ganzheitlich betrieben werden, insbesondere angesichts der zunehmend auftretenden Frühjahresstürme in noch vegetationslosen Zeiträumen.

Wichtig ist, standortangepasste Vorsorge zu betreiben und ein Bündel von Vorsorgemaßnahmen zu schnüren“, sagte der Minister. Dies funktioniere nur mit der genauen Erfassung der konkret betroffenen Flächen sowie der erosionsauslösenden Ursachen im Kataster. Er betonte aber auch, dass Erosion ein natürlicher Prozess sei, der nie gänzlich verhindert werden könne.

Noch 2011, erläuterte Dr. Backhaus, habe das Agrarministerium die Zuständige Stelle für Landwirtschaftliches Fachrecht und Beratung (LFB) in der LMS Agrarberatung GmbH als die zuständige landwirtschaftliche Beratungsstelle beauftragt, ein Erosionsereigniskataster (EEK) für MV einzurichten. Seitdem würden alle auf landwirtschaftlichen Flächen bekannt gewordenen Erosionsereignisse erfasst und ausgewertet. „Die Auswertung erfolgt unmittelbar in Zusammenarbeit mit dem betroffenen Landwirt, so dass ganz gezielt Maßnahmen zur Abwendung erneuter Erosionsereignisse in den real betroffenen Flächenbereichen umgesetzt werden können“, so der Minister.

Mittlerweile sind laut Dr. Backhaus 35 Wasser- und 30 Winderosionsereignisse aufgenommen worden. „Die aktuellen Auswertungen haben ergeben, dass Wassererosionsereignisse häufig auf Flächen mit einer durchschnittlichen Größe von 10 ha beobachtet werden können. Bei Winderosionsereignissen ist meist 90 % des gesamten Feldblockes betroffen“, sagte er weiter.

Das Kataster gebe erstmals einen strukturierten Überblick darüber, welche Flächen besonders in den Blick genommen werden müssten. So seien von Winderosion insbesondere sandige Standorte betroffen, wie sie in den Landkreisen Ludwigslust-Parchim, Vorpommern-Greifswald und Vorpommern-Rügen vorkommen. Erosionserscheinungen durch Wasserabschwemmungen seien insbesondere in den Sommermonaten beim Auftreten von Starkniederschlägen regional überall möglich, wenn die Böden stark ausgetrocknet sind und das Regenwasser nicht ausreichend aufnehmen können.

In Schwerin stellte der Landwirtschaftsminister heute die im Rahmen der Untersuchung erarbeiteten Handlungsempfehlungen hinsichtlich Bodenerosion durch Wasser vor. Eine nachfolgende Methodendarstellung für die Erfassung und Bewertung von Bodenerosionsereignissen durch Wind wird derzeit durch die LFB vorbereitet. Dafür beteilige sich das Land an der Erarbeitung einer bundesweiten Kartierungsanleitung für die Aufnahme von Winderosionsereignissen, die im Sommer 2016 fertiggestellt werden soll.

Im aktuell vorgestellten „EEK – Bodenerosion durch Wasser“ werde der Weg von der Erfassung und Bewertung eines Bodenerosionsereignisses bis hin zur Maßnahmenableitung dargestellt. Weiterhin werde aufgezeigt, welche modernen Methoden und Hilfsmittel dafür zum Einsatz kämen. Zur Datenerfassung und -auswertung würden beispielsweise Geo-Informationssysteme (GIS) verwendet, Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) herangezogen, oder Luftbilder aus Drohnenflügen eingebracht.

Dr. Backhaus betonte im Rahmen der Konferenz, dass sich das Land bereits seit vielen Jahren insbesondere für den vorsorgenden Erosionsschutz einsetze: Ein wichtiges Instrument der Vorsorge sei unter anderem die kostenlose Beratung und Schulung von Landwirten und Behörden. Darüber hinaus stelle die LFB auf ihren Internetseiten allgemeingültige Beratungsempfehlungen zur Verfügung.

Bereits seit 2009 könnten Interessierte die potentiellen Gefährdungsstufen aller landwirtschaftlichen Flächen feldblockbezogen unter http://www.gaia-mv.de/gaia/gaia.php einsehen. Das vom Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG) dazu erstellte Kartenmaterial weise hoch auflösende Detaileinstufungen aus, so dass auch kleinste erosionsgefährdete Flächenbereiche gesondert ausgewiesen werden können.

Als wichtigste Vorsorgemaßnahmen auf den Flächen bezeichnete der Minister die standortangepasste Bewirtschaftung der Flächen – „je weniger Ackerfläche unbedeckt bleibt, desto geringer ist die Gefahr von Bodenerosion, da Bodenpartikel erst gar nicht in die Luft zu gehen drohen oder abgeschwemmt werden können.“ Hierfür biete das Land zahlreiche Fördermaßnahmen, die direkt oder indirekt auf den Erosionsschutz ausgerichtet sind, wie die Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen (AUKM) als zentraler Bestandteil des Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum (EPLR M-V).

Zu den AUKM, die in der 2. Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) verankert sind, gehöre beispielsweise die Integration von „Strukturelementen im Ackerbau“, die auch das Anlegen von Erosionsschutzstreifen auf Ackerflächen vorsehe. Allein 2015 hätten 433 Landwirte mit 1.750 ha landwirtschaftliche Fläche diese spezielle Maßnahme in Anspruch genommen.

Auch über das „Greening“ als Voraussetzung für den Erhalt von Direktzahlen im Rahmen der 1. Säule der GAP sei viel erreicht worden. So haben 2015 1.008 Betriebe mit einer Fläche von insgesamt 57.000 ha in den Wintermonaten Zwischenfrüchte angebaut, um die Flächen gemäß dem Erosionsvorsorgeschutz zu bedecken. Seit 2016 werde darüber hinaus die Umwandlung von Acker- in Grünland als AUKM angeboten. In der neuen Förderperiode bis 2020 stünden für AUKM insgesamt 357 Millionen Euro bereit.

Anschließend gab er einen detaillierten Einblick in konkrete erosionsmindernde „Vor-Ort-Maßnahmen“. Der Minister schloss seine Ausführungen mit einer Bitte: „Das Erosionsereigniskataster lebt von den Hinweisen aufmerksamer Bürgerinnen und Bürger, weswegen ich eindringlich dazu aufrufe, aktuelle Bodenerosionsereignisse oder Entwicklungen, die darauf hinweisen unverzüglich an die LFB zu melden.“
regierung-mv
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