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06.06.2010 | 15:36 | Quecksilber und Blei enden im Sediment 

Küstenvögel tragen Gift vom Meer an Land

Kingston/Wien - Ein Forscherteam der kanadischen Queen's University hat festgestellt, dass gefährliche Umweltgifte wie Blei und Quecksilber von Küstenvögeln an Land getragen und dann im Sediment abgelagert werden.

Küstenvögel tragen Gift vom Meer an Land
Die Biologen um Neal Michelutti vom Paleoecological Environment Assessment and Research Lab (PEARL) haben Proben in zwei Seen auf einer kleiner Insel in der kanadischen Arktis genommen auf der Küstenseeschwalben und Eiderenten brüten.

"Die Vögel, die verschiedene Nahrungsmittel am Meer zu sich nehmen, scheiden an Land auch jeweils einen anderen Cocktail an Giften aus. Diese Gifte können auch Lebewesen an Land beeinträchtigen", so der Forscher. Küstenseeschwalben ernähren sich vorwiegend von Fisch, während Eiderenten in erster Linie Mollusken fressen. Über die neuen Erkenntnisse berichten die Forscher im Fachmagazin PNAS.


Arktis als Chemielabor

In den Gebieten in denen die Küstenseeschwalben brüteten konnten die Forscher höhere Konzentrationen von Schwermetallen wie Quecksilber und Cadmium finden, während dort, wo die Enten brüteten, höhere Mengen an Blei, Mangan und Aluminium entdeckt wurden. Die Spuren, die die Biologen an den Nistplätzen entdeckten, entsprachen genau jenen, die auch im Gewebe der jeweiligen Vogelart gefunden wurden.

Der Biologe John Smol - ebenfalls von der Queen's University - bestätigt, dass solche Funde auch an anderen Plätzen in der Arktis gemacht werden konnten. "Der hohe Norden ist ein exzellentes natürliches Labor, um solche Untersuchungen zu machen, da es dort weit und breit keine Industrie gibt", so der Experte. "Da Küstenvögel weltweit vorkommen, kann man davon ausgehen, dass es dieses Problem auch weltweit gibt", erklärt der Wissenschaftler.


Vektor von Umweltgiften

"Seevögel sind nicht direkt für die Kontamination der arktischen Seen verantwortlich", so Studien-Koautor und Biologe Jules Blais von der University of Ottawa. "Sie folgen ihrem natürlichen Verhalten und ihrem Lebenszyklus, wurden aber unabsichtliche Überträger von Umweltgiften während des Industriezeitalters."

2008 hat ein Forscherteam des Desert Research Institute in Reno festgestellt, dass die Verbrennung von Kohle in Europa und Nordamerika ein Grund für die Schwermetallbelastung im grönländischen Eis ist. In den Eisbohrkernen konnten Umweltgifte bis zum Jahr 1772 analysiert werden.


Umweltschützer warnen

Dass in Polargebieten Umweltgifte auch Jahrzehnte nach deren Freisetzung nachweisbar sind, ist bekannt. Schwermetalle gehören zu den Chemikalien, die sich im Körper anreichern. Diesen Vorgang der Erhöhung der Konzentration von Stoffen in biologischen Systemen nennt man Bioakkumulation. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Weitergabe von Schadstoffen in Nahrungsketten, wobei Stoffe mit einer langen biologischen Halbwertszeit, also solche, die nicht oder nur sehr langsam abgebaut oder ausgeschieden werden, sich bis an das Ende der Nahrungskette sehr stark anreichern können.

"Wie verschiedene Chemikalien in die Nahrungskette gelangen, ist uns ja bekannt. Was aber immer noch weitgehend unbekannt ist, ist die Frage was geschieht, wenn verschiedene Chemikalien gemeinsam auftreten", erklärt der Chemie-Experte Herwig Schuster von Greenpeace-Österreich im pressetext-Interview. (pte)
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