Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
19.07.2009 | 10:49 | Geopaläontologie 

Massives Waldsterben vor 200 Millionen Jahren

Frankfurt/Main - Heftige Vulkanausbrüche am Übergang von Trias zum Jura ließen Wälder auf der nördlichen Halbkugel vorübergehend kollabieren.

Pollen von Ricciisporites tuberculatus
Pollen von Ricciisporites tuberculatus (c) Sofie Lindström
Frankfurter Geopaläontologen fanden jetzt zusammen mit schwedischen und amerikanischen Kollegen die Ursache: sauerer Regen.

Das Massensterben von Tieren und Pflanzen vor 200 Millionen Jahren an der Trias-Jura-Grenze, als die Zeit der Dinosaurier begann, ist eines der fünf großen Aussterbe-Ereignisse der Erdgeschichte. In den Ozeanen fielen ihm bis zu 80 Prozent aller Weichtiere zum Opfer. Paläontologen erklären dies durch den Ausstoß großer Mengen an Kohlendioxid (CO2) bei Vulkanausbrüchen, welche die Bildung des heutigen Atlantischen Ozeans (und damit die Trennung von Europa und Nordamerika) einleiteten. Rätselhaft war bis heute, warum gleichzeitig auch Ökosysteme auf den Kontinenten kollabierten. Forscher der Goethe-Universität haben nun mit Kollegen aus Schweden und den Vereinigten Staaten herausgefunden, dass durch den Vulkanismus zusätzlich große Mengen an Schwefeldioxid freigesetzt wurden, die als saurer Regen ausfielen und damit in Analogie zum heutigen Waldsterben für den vorübergehenden Zusammenbruch der Wälder sorgten.

Im Frühstadium der Atlantik-Öffnung bildete sich entlang der späteren Bruchzone zwischen Europa und Nordamerika eine Vulkanprovinz, die gewaltige Mengen an Basaltlava ausstieß. Die produzierte Lavamenge war so groß, dass sie die gesamte Fläche der heutigen USA unter einer 300 Meter dicken Schicht begraben würde. Das zeitgleiche Verschwinden von vielen Kalkskelette bildenden Organismen im Meer, wie zum Beispiel den Korallen, lässt sich durch den Ausstoß von vulkanischem CO2 erklären. Die massiven Änderungen in terrestrischen Ökosystemen - und hier besonders der Landpflanzengemeinschaften - an der Trias-Jura-Grenze sind dagegen nicht direkt mit erhöhter CO2-Konzentration in der Atmosphäre erklärbar. "Die Beobachtung, dass das kurzfristige Verschwinden der Wälder auf die Nordhemisphäre beschränkt ist, lässt sich durch eine Zunahme der atmosphärischen CO2-Konzentration nicht erklären", so Prof. Jörg Pross, Paläontologe und Paläoklimaforscher an der Goethe-Universität.

Um herauszufinden, wie sich die Landvegetation an der Trias-Jura-Grenze veränderte, untersuchten der Frankfurter Paläontologe Dr. Bas van de Schootbrugge und Kollegen fossile Pollen und Sporen in Bohrkernen aus Deutschland und Schweden. Wie sie in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift "Nature Geoscience" berichten, konnten sie so an der Trias-Jura-Grenze ein rasantes Wachstum von Farnen, Schachtelhalmen und Moosen identifizieren, welche die vorher existierenden Wälder kurzfristig ersetzten. Diese Pioniere besiedeln rasch offene Landschaften und können auch unter schwierigen Umweltbedingungen auf sauren Böden und mit wenig Licht überleben. "Eine derartige Vegetation ist typisch für schwer gestörte Ökosysteme", erklärt van de Schootbrugge.

Die Forscher erklären das Waldsterben als Folge massiven sauren Regens, der zu einer Versauerung der Böden auf der Nordhemisphäre führte - mit dramatischen Folgen für Nadelbäume und andere Baumarten. Zusätzlich sorgten große Mengen an Sulfat-Aerosolen in der Atmosphäre für eine Verringerung des auf dem Erdboden ankommenden Sonnenlichts. Farne sind unter derartigen Bedingungen im Vorteil - was die große Menge an gefundenen Farnsporen erklärt. Als weiteren Bestandteil der Atmosphäre an der Trias-Jura-Grenze identifizierten die Paläontologen um van de Schootbrugge erhöhte Konzentrationen organischer Moleküle, insbesondere Polyzyklischer Aromatischer Kohlenwasserstoffe (PAKs). Diese deuten auf einen direkten Zusammenhang zwischen Florenwechsel und Vulkanismus an der Trias-Jura-Grenze: Die für Tiere und Pflanzen hoch toxischen PAKs werden nämlich freigesetzt, wenn Lava durch die Erdkruste aufsteigt und dabei organisch reiche Sedimente wie etwa Kohleflöze aufheizt und verschwelt. (idw)

Pollen von Ricciisporites tuberculatus, einer Pflanze, die in der Spätphase des Trias blühte und beim Massensterben vor 200 Millionen Jahren verschwand. (Foto: Sofie Lindström)Bild vergrößern
Pollen von Ricciisporites tuberculatus, einer Pflanze, die in der Spätphase des Trias blühte und beim Massensterben vor 200 Millionen Jahren verschwand. (Foto: Sofie Lindström)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Auf einem Viertel der Fläche von NRW wächst Wald

 Bayern fordert Ausnahmeregelung für EU-Entwaldungsverordnung

 Schutzzone im Nationalpark Bayerischer Wald wird verändert

 Die eigentlich verlorene Suche nach dem Wunderbaum

 Minimum der Schutzzone im Nationalpark Bayerischer Wald unangetastet

  Kommentierte Artikel

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger