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26.05.2010 | 05:17 | Ernährungssicherung  

Kompetenzzentrum für Welternährung

Zürich - Die ETH Zürich stellt die Weichen, um Fragen zur Welternährung auf lokaler und globaler Ebene noch vernetzter anzugehen.

Kompetenzzentrum für Welternährung
(c) proplanta
Am Lokaltermin des ETH-Präsidenten stellte die ETH Zürich gemeinsam mit der ETH Zürich Foundation die neue Forschungsinitiative vor.

«Hier kommt eine Volldosis Hirnschmalz für die Welternährung zusammen!» Der salopp-anerkennende Ausspruch von Lokaltermin-Moderator Stephan Klapproth war vielleicht nicht nach jedermanns Geschmack, traf aber die Sache gleich in doppelter Hinsicht. Das Publikumsinteresse für den Lokaltermin zum Thema Welternährung war erfreulich groß, die Thematik wurde in aller Breite angerissen. Von den Hoffnungen der Pflanzengenetik über technische Fragen der Lebensmittelverarbeitung, von sozialen und ökonomischen Verteilfragen in Afrika bis hin zu «costumized food» für die verwöhnten Konsumenten in den Industrieländern - der Bogen war fast verwirrend breit gespannt. In mancher Hinsicht wurde dies den Intentionen der neuen ETH-Initiative gerecht. Das geplante Kompetenzzentrum «World Food System» wird Fragen des Ernährungssystems auf sehr breiter, interdisziplinärer Ebene angehen. Ziel sei die Null-Emissions-Landwirtschaft, sagte Nina Buchmann, Leiterin des Instituts für Pflanzen-, Tier- und Agrarökosystemwissenschaften an der ETH Zürich.


Lokal und global

Buchmann wies in ihrem Vortrag eindrücklich auf die globalen Dimensionen der Ernährungsproblematik hin. Heute leben sechs Milliarden Menschen auf der Erde, bis zum Jahr 2050 werden es neun Milliarden sein. Schon allein das ist eine Herausforderung für das Welternährungssystem. Gleichzeitig findet eine Verschiebung der Ernährungsgewohnheiten statt: Immer mehr Menschen essen Fleisch und tierische Produkte, dafür sinkt die Nachfrage nach stärkehaltigen Produkten. Ökologisch gesehen ist dies eine äußerst ungünstige Entwicklung. Besonders dramatisch findet diese Entwicklung in den sich entwickelnden Ländern statt. Doch Buchmann machte in ihrem Vortrag deutlich, dass selbst ein Land wie die Schweiz nicht nur mit Überflussproblemen konfrontiert ist. In Zukunft gelte es auch hier, die Ressourcen zu schützen. So gehen in der Schweiz durch Bodendegradation pro Jahr viele Tonnen Ackerboden verloren und Wasserknappheit könnte bis zum Jahr 2080 ebenso Regionen der Schweiz betreffen, sodass dann gut 40 Prozent der Ackerbaufläche bewässert werden müssten.


Industrie begrüßt die Initiative

Das Kompetenzzentrum «World Food System» soll zügig aufgebaut werden. Mit finanzieller Unterstützung von externen Partnern möchte die ETH Zürich zudem die Forschung weiter ausbauen. Als inhaltliche Schwerpunkte stehen vorerst die Bereiche «Nachhaltige Agrarökosysteme» und «Wasser-Ökonomie» im Vordergrund. Zwei entsprechende neue Professuren sollen geschaffen werden.

ETH-Präsident Ralph Eichler ging in diesem Zusammenhang auch auf die kürzlich bekannt gegebene Neuorganisation der Agrarwissenschaften an der ETH Zürich ein. Das Kompetenzzentrum «World Food System» werde wie eine Klammer für die beiden neugeschaffenen Departemente Gesundheitswesen und Technologie und die zusammengeführten Agrar- und Umweltwissenschaften wirken. Die damit verbundene neue Aufteilung der bisherigen Agrarwissenschaften dürfe nicht als Sparübung missverstanden werden. Zürich wolle für an Agrarwissenschaften interessierte Studierende noch attraktiver werden und eine kompetente Anlaufstelle für Industriepartner sein.

Die zur Podiumsdiskussion geladenen Industrievertreter begrüßten die Initiative der ETH Zürich. Damit, dass die ETH Zürich das Welternährungssystem zu einem ihrer Schwerpunktthemen erklärt habe, habe sie ein wichtiges Signal gesetzt, betonte Rolf Furter, Forschungs- und Entwicklungsleiter für Saatgut bei Syngenta, gerade auch was die Forschungszusammenarbeit mit der Industrie angehe. Dies bestätigte auch Calvin Grieder, CEO der Bühler AG: «Für die Entwicklung unserer Maschinen sind wir auf die Zusammenarbeit mit versierten und am Thema Lebensmittel interessierten Ingenieuren angewiesen. Wir sind froh, wenn wir kompetente Forschungspartner in der Schweiz finden.»

Quelle: ETH Life - Das Online-Magazin der ETH Zürich, Martina Märki, 21.05.10
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