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15.05.2009 | 16:01 | Alle müssen raus 

Zeitarbeiter wie Billigware angepriesen

Gummersbach/Olpe - Eine aktuelle Werbeaktion, die Zeitarbeiter mit dem Slogan "Alle müssen raus" wie Discounter-Ware schmackhaft machen will, erregt die Gemüter.

Zeitarbeiter
(c) proplanta
Einem Bericht der Westdeutschen Allgemeinen nach bezieht sich die Kampagne auf sämtliche Arbeitnehmer der deutschen Zeitarbeitsfirma S&F Personal Dienstleistungen, die im Rahmen der Aktion für 15 Prozent weniger Kosten von Unternehmen für eine bestimmte Zeit ausgeliehen werden können. Obwohl die Werbung mit dem Hinweis versehen ist, dass sie nur vom 27. April bis zum 30. Juni dieses Jahres Gültigkeit besitzt, läuft die IG Metall bereits Sturm und sieht darin ein "unmoralisches Angebot".

"Wenn Arbeitnehmer wie Kühlschränke oder andere Waren mit Rabatten beworben werden, ist dies geschmacklos und verhöhnt die Würde des Menschen und die der Arbeit", unterstreicht André Arenz, Gewerkschaftssekretär der IG-Metall-Verwaltungsstelle Olpe, im Gespräch mit pressetext. Laut dem Gewerkschafter wird der Preisdruck der Unternehmen, die Zeitarbeitskräfte anbieten, auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen. "Auch erweckt die Aktion den Eindruck, dass Zeitarbeiter nicht wirklich auf ihr Gehalt angewiesen sind und nebenbei noch Geld verdienen können - das widerspricht jedoch völlig der Realität", kritisiert Arenz. Gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise würde so nur noch mehr Öl ins Feuer gegossen.

Die Kritik an der Aktion entlädt sich jedoch auch daran, dass S&F Personal Dienstleistungen mit Blick auf die Arbeitgeber mit folgendem Satz wirbt: "Setzen Sie den Rotstift an, denn die Wirtschaftskrise trifft jeden." Für Unternehmen sei es so möglich, besonders effizient an der kostenintensivsten Stelle Sparmaßnahmen durchzuführen, suggeriert die Werbung. Dabei ist das Rabatt-Angebot der Zeitarbeitsfirma auf Hilfs- und Fachkräfte bezogen. Noch deutlichere Worte als Arenz findet IG-Metall-Olpe-Chef Georg Keppeler: "Ich halte das für eine Sauerei. Die Rigorosität, mit der hier mit einer Krisensituation umgegangen wird, erschreckt", zitiert der Bericht den Arbeitnehmervertreter. Soziale Unruhen seien somit immer wahrscheinlicher.

Gegenüber pressetext räumt der vertretungsberechtigte S&F-Geschäftsführer Dominik Lars Bangert ein, dass man den Slogan "unglücklich gewählt" hat und die "Werbebotschaft nach außen eindeutig missverstanden wurde". Schließlich sei man gerade in Krisenzeiten primär daran interessiert, qualifizierte Fachkräfte in Beschäftigung zu halten. "Wir wollen, dass die Unternehmen, die unsere Dienstleistungen und Arbeitskräfte in Anspruch nehmen, von der inzwischen über zehnjährigen S&F-Kompetenz profitieren. Daher sehen wir die Mitarbeiter auch nicht abschätzig als Ware, sondern als wertvolle Humanressource", erklärt Bangert im pressetext-Gespräch. So verzichte man auf Margen und bezahle teils sogar über Tarif. (pte)
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