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08.03.2011 | 19:50 | Biolandbau 

USA: Öko-Landwirtschaft streitet über Abgrenzung zur Gentechnik

Aachen - In der US-amerikanischen Öko-Landwirtschaft gibt es unterschiedliche Auffassungen über eine mögliche Koexistenz mit dem Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen.

Öko-Landwirtschaft
Vor allem größere Organic Food-Unternehmen sehen geringe Gentechnik-Beimischungen nicht als Widerspruch zum Qualitätsanspruch ihrer Produkte. Einige Anti-Gentechnik-Organisationen drängen dagegen auf eine "Nulltoleranz" ähnlich wie in Europa.

Lange Zeit interessierte es Konsumenten und Medien in den USA kaum, welche Auswirkungen der weiterhin stark zunehmende Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen auf die Ökolandwirtschaft hat. Auch in den USA wächst der Organic Food-Sektor und sein jährliches Marktvolumen beträgt inzwischen 17,5 Milliarden Euro.

Wie in Europa sind gv-Pflanzen auch für die Öko-Farmer in den USA verboten. Mit bestimmten Maßnahmen wie Abstandsflächen oder getrennten Transport- und Verarbeitungswegen ist es bisher gelungen, stärkere GVO-Einträge in Öko-Produkte zu vermeiden. Dadurch steigen zwar die Produktionskosten, doch diese kann der Organic Food-Sektor durch höhere Endverbraucherpreise kompensieren.

"Das ist ein rein marktwirtschaftliches System",  sagt der Agrarökonom Nicholas Kalaitzandonakes von der Universität Missouri. "Im Großen und Ganzen hat es funktioniert." Derzeit gibt es weder Rechtsvorschriften, noch eine Kontrolle durch staatliche Behörden. Geringe GVO-Einträge in Öko-Produkte sind dabei unvermeidbar - und die Kunden haben es bisher akzeptiert, so ein Futtermittelhändler gegenüber Voice of America.

Dass nun die Frage der Koexistenz verstärkt problematisiert wird, liegt auch an mehreren aktuellen Entscheidungen der amerikanischen Landwirtschaftsbehörde USDA. Der Freigabe des Anbaus von gv-Luzerne (Alfalfa) und gv-Zuckerrüben gingen lange, erbittert geführte gerichtliche Auseinandersetzungen voraus. 

Vor allem kleinere Öko-Kooperativen fordern von den Behörden nun einen wirksamen Schutz vor GVO-Einträgen durch Auskreuzungen und organisieren zusammen mit Umwelt- und Verbraucherorganisationen öffentlichkeitswirksame Kampagnen gegen die Grüne Gentechnik. Aktivisten wie Ronnie Cummins von der Organic Consumer Association fordern die Öko-Unternehmen auf, stärker gegen "GVO-Kontaminationen" vorzugehen.

Doch die Großen der Öko-Branche wollen eine weitere Eskalation des Konflikts vermeiden. "Wir wissen, dass das Maisfutter, das unsere Tiere im Winter erhalten, einen GVO-Anteil zwischen 0,5 und 2 Prozent enthält. Aber unsere Milchprodukte haben immer noch Öko-Qualität", so ein Sprecher von Horizon Organic, einem großen Milchbetrieb in Maryland, in einem Radiobeitrag.

Charles Benbrook, leitender Wissenschaftler am Organic Center warnte, die Anti-Gentechnik-Kampagne könne das frisch gewachsene Vertrauen der Konsumenten in Öko-Lebensmittel gefährden. "Wer auf Eier und Milch von Tieren besteht, die absolut ohne Gentechnik gefüttert wurden, muss in Kauf nehmen, dass solche Produkte aus Europa eingeführt werden müssen." Das könne nicht im Sinne derjenigen sein, die große Hoffnungen in die Öko-Landwirtschaft setzen, innovative "grüne" Impulse für die amerikanische Nahrungsmittelindustrie zu liefern.

Führende Vertreter großer Organic Food-Unternehmen befürchten, die Aktionen der Anti-Gentechnik-Organisationen könnten "bei den Verbrauchern unrealistische Erwartungen" wecken. Deren Wahrnehmung entferne sich zunehmend von der Realität, sagte Georg Siemon, Leiter von Organic Valley, einem der größten Unternehmen der Öko-Branche.

Für die Pflanzengenetikerin Pamela Ronald und den Öko-Landwirt Raoul Adamchak, die beiden Autoren des Bestsellers "Tomorrow's Table", ist die Polarität zwischen Öko-Landbau und Gentechnik ohnehin überholt. Für eine nachhaltige Landwirtschaft, die eine wachsende Weltbevölkerung ernähren kann, werde beides benötigt: Die Ressourcen schonenden Anbauverfahren des Ökolandbaus und modernes, auch mit gentechnischen Verfahren entwickeltes Saatgut. (TransGen)
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