«Es kann in Deutschland jetzt nur eine freiwillige Lösung geben, während das Verfahren auf europäischer Ebene läuft», sagte
Aigner am Mittwoch der ARD. Damit lehnte sie einen nationalen Alleingang ab. Die Lebensmittelindustrie sei derzeit nicht zu einer freiwilligen Lösung für das Ampel-Modell bereit. Sie betonte aber nach dem Spitzentreffen mit der Ernährungsindustrie, dem Handel und den Verbraucherzentralen vom Dienstag: «Wir werden uns im März noch einmal zusammensetzen.» Die Verbraucherzentralen sehen noch Chancen für das Ampelsystem.
«Ich halte die
Ampel nicht für gescheitert», sagte der Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Gerd Billen, der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die
EU-Kommission und das EU-Parlament fällten vermutlich im Mai eine erste Entscheidung. Auf europäischer Ebene sei es zwar schwierig, eine Mehrheit für die Ampel zu bekommen. Billen zeigte sich aber zuversichtlich: «Wir sind noch mitten im Verfahren.» Er sei auch für andere Modelle offen. Entscheidend sei, dass die Kennzeichnung dazu beitrage, Übergewicht und Fehlernährung zu verhindern.
Bei dem Ampel-Modell stehen Rot, Gelb und Grün für einen hohen, mittleren oder niedrigen Anteil an Zucker, Salz oder Fett. In Großbritannien gibt es diese Regelung bereits auf freiwilliger Basis. In Deutschland steht auf immer mehr Verpackungen, wie hoch der Anteil an Fett, Zucker, Salz und Kalorien im Vergleich zur Tagesration ist. Die Wirtschaft lehnt eine Ampel-Kennzeichnung ab.
Wissenschaftliche Grundlagen einer Farbkennzeichnung fehlten völlig, und die Bewertung einzelner Lebensmittel sei unsinnig, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundes für Lebensmittelrecht und -kunde, Matthias Horst. Jeder müsse die für ihn sinnvolle Zusammenstellung von Lebensmitteln ohne Bevormundung treffen können. Die Wirtschaft habe bereits freiwillig eine Nährwertkennzeichnung bei weit mehr als zwei Drittel der Lebensmittel eingeführt. Einzelhandelspräsident Josef Sanktjohanser warnte davor, Verbraucher mit Ampelfarben «in die Irre» zu führen. (dpa)