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06.03.2018 | 07:34 | Geschütztes Raubtier 
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Bundesländer planen gemeinsames Wolfsmanagement

Stuttgart - Wölfe kennen keine Ländergrenzen - deshalb wollen vier Bundesländer beim Umgang mit dem geschützten Raubtier an einem Strang ziehen.

Wölfe in Deutschland
Beim Thema Wolf müssen Politiker oft den Spagat üben: Interessen der Nutztierbesitzer und strenger Schutz des Raubtiers müssen in Einklang gebracht werden. Umweltminister Untersteller will die Herausforderung mit anderen Ländern angehen. (c) proplanta
Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland erarbeiten ein einheitliches Wolfsmanagement, wie Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) am Montag in Stuttgart erläuterte.

Ziel sei, dem Wolf Lebensraum zu gewähren und zugleich dem Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung und der Nutztierhalter Rechnung zu tragen. Ein solches abgestimmtes Vorgehen sei bundesweit einzigartig. «Wir betreten hier Neuland.»

Der Grünen-Politiker betonte, die Entscheidung, ob eine Ausnahme nach dem Bundesnaturschutzgesetz gemacht und ein auffällig gewordener Wolf abgeschossen werden könne, bleibe weiterhin jedem Bundesland überlassen.

In Baden-Württemberg sei er selbst dafür zuständig, etwa wenn ein Wolf wiederholt Herdenschutzzäune überwinde und Nutztiere töte. Mit dem für das Jagdwesen verantwortlichen Agrarminister Hauk (CDU) habe er die Pläne nicht besprochen.

Der Christdemokrat nannte die Initiative Unterstellers «einen ersten Beitrag des Naturschutzes in einer notwendigen Gesamtdiskussion». Hauk strebt an, den Wolf ins Jagd- und Wildtiermanagementgesetz aufzunehmen und dort Ausnahmesituationen zu definieren, um ihn im Ernstfall rasch jagen lassen zu können. Dann hätte Hauk zu entscheiden, ob ein Tier getötet werden kann. Untersteller lehnte das ab und sagte, den Wolf ins Jagdrecht zu übernehmen, ändere nichts. «Sie dürfen diese Tiere nicht bejagen.»

Die Grünen bezeichneten die Diskussion um eine Aufnahme des Wolfes ins Jagdgesetz als irreführend und unnötig. Landeschefin Sandra Detzer sagte: «Im Umgang mit dem Wolf muss die Richtschnur sein: managen statt massakrieren.»

Die SPD-Fraktion sprach von einem «Kasperletheater» um die Ressortzuständigkeiten. Die unterschiedlichen Aussagen aus dem grünen Umwelt- und dem schwarzen Agrarministerium verunsicherten und verwirrten die Bevölkerung, sagte die SPD-Umweltexpertin Gabi Rolland. Auch die Landtags-FDP empfahl Untersteller eine Rückkopplung mit seinem Kabinettskollegen Hauk.

Der Landesjagdverband warf Untersteller politisch motivierten Aktivismus vor. Der Umweltminister habe die Jäger ausgegrenzt, sagte Landesjägermeister Jörg Friedmann der «Heilbronner Stimme» und «Mannheimer Morgen» (Dienstag). «Dabei sind wir es, die in den Revieren präsent sind.» Zudem sei das Konzept ein unnötiger Vorgriff, weil der Bund ohnehin einheitliche Regelungen schaffen wolle. 

Seit rund 150 Jahren galten Wölfe in freier Wildbahn als ausgerottet im Südwesten - bis 2015 die Raubtiere zum ersten Mal wieder nachgewiesen wurden. Derzeit streifen nach Angaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz zwei Rüden durch die Wälder Baden-Württembergs. Der Verband forderte abschreckendere Sanktionen gegen die illegale Tötung von Wölfen. Ein Wolf war im Juli 2017 tot aus dem Schluchsee geborgen worden. Untersuchungen ergaben, dass er erschossen worden war.

Die vier kooperierenden Länder sind nach Worten Unterstellers noch «Wolfserwartungsland», weil dort bislang nur durchziehende Wölfe registriert worden seien. Laut Ministerium ist aber nicht auszuschließen, dass in Baden-Württemberg Rudel in drei bis fünf Jahren heimisch würden.

Als Säulen des gemeinsamen Wolfsmanagements nannte Untersteller den Wissenstransfer und die Beobachtung der Tiere mittels Sendern. So seien die Wege der Wölfe, die in einer Nacht 60 bis 70 Kilometer zurücklegen könnten, nachzuvollziehen. Expertenteams mit Wildbiologen und Berufsjägern sollen verhaltensauffällige oder potenziell gefährliche Tiere über Bundesländergrenzen hinweg verfolgen, um sie im Bedarfsall zu töten. Die Kosten für den Einsatz eines Teams werden untereinander aufgeteilt.
dpa
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Kommentare 
cource schrieb am 10.03.2018 08:26 Uhrzustimmen(16) widersprechen(17)
der EU- weite schutz/förderung des wolfes resultiert aus der ohnmacht der biologen/artenschützer gegenüber dem aussterben der sensiblen/stenöken arten wie u.a. alle wiesenvögel, deshalb hat sich der artenschutz/naturschutz auf den schutz der wehrhaften/anpassungsfähigen arten wie: wolf/biber/fischotter/seeadler/fischadler/kranisch/graugans usw. beschränkt um garantierte erfolgsergebnisse vorweisen zu können---die biologen/artenschützer haben erbärmlich vor der wirtschaft/landwirtschaft kapituliert und damit den ehrenamtlichen naturschutz verraten
Eddi schrieb am 08.03.2018 21:57 Uhrzustimmen(13) widersprechen(4)
maximilian schrieb: Wer schützt eine ältere Frau oder ein kleines Kind, wenn ein übermütiger Mann in der Stadt Autorennen fährt?

Sehr guter Vergleich in Hinblick zum Wolfsproblem! Ich generiere hier mal den Vergleich zur artgerechten Weidehaltung nur Nutztieren:
Die ältere Frau und das kleine Kind bekommen ein Haus aus Stein und Gitter vor die Fenster. Sollte dann der übermütige Mann beim Autorennen es noch bis in dieses Haus kommen und die ältere Frau zu Tode kommen, darf der übermütige Mann noch ein zweites mal kommen. Wenn dann das kleine Kind auch tot ist, draf der übermütige Mann verurteilt werden.

Wie man sieht, hier ist einfach nichts in Ordnung. Es gibt noch einen großen Unterschied: man wird nie Dulden, dass derselbe übermütige Mann ein weiteres mal Schaden anrichten kann. Er wird zu Recht verurteilt! Mal ne andere Frage zum Thema Wölfe: Denkt auch mal jemand an die Opfer? An das kleine Kalb was zerfleischt wird und die Mutter dabei zuschauen muss? Ich finde das so hinterhältig und gemein. Das geht garnicht!!!!!!!!!!!!!
Eddi schrieb am 07.03.2018 21:51 Uhrzustimmen(18) widersprechen(16)
Die Wölfe vermehren sich so stark, ohne die Vermehrung durch Bejagung zu begrenzen, nimmt es ein böses Ende. Es ist nur eine Frage der Zeit.
Alle kennen die Situation mit den Waschbären bestens. Die Räuber können klettern, schwimmen, ... kein Apfel, kein Vogel, ... ist vor denen sicher.

Worauf wartet man bloß? Lieber jetzt 20 Wölfe schießen, als 400 Wölfe in 5 Jahren töten zu müssen!

Massive Zäune drängen die Wölfe nur zum nächsten Landwirt/Schäfer, der einen einfacheren Zaun hat.
maximilian schrieb am 07.03.2018 20:54 Uhrzustimmen(19) widersprechen(11)
Wer schützt eine ältere Frau oder ein kleines Kind, wenn ein übermütiger Mann in der Stadt Autorennen fährt. Wenn ein sportlicher Mann mit seinem motorisierten Phallus die Straßenverkehrsordnung und den Zebrastreifen oder die rote Fußgängerampel missachtet. Wenn ein Wolf ein Reh reißt dient es seiner Nahrungsgewinnung. Das Tierschutzgesetz dient dazu die Tiere vor den übermäßigen Nutzerinteressen der Halter zu schützen. deshalb gab es im Jagdgesetz Schonzeiten.
Mabruk schrieb am 06.03.2018 16:08 Uhrzustimmen(28) widersprechen(10)
In ein derart dicht besiedeltes und bewirtschaftetes Land wie dem unseren gehört eigentlich kein so großes Jagdtier, das problemlos in der Lage ist, Menschen zu töten. Das gilt natürlich nicht, wenn ein einzelnder Wolf gegen einen sportlichen Mann antritt, wenn aber ein Rudel gegen eine ältere Frau oder ein übermütiger Rüde gegen ein kleines Kind gehen - wer verliert da wohl?
Die heimischen Wälder dürfen von uns Menschen nur bedingt bejagt werden - nun erklärt mal bitte den Wölfen, dass beispielsweise Schonzeiten einzuhalten sind. Hier beißt sich der Hund doch selbst in den Schwanz: Was muss mehr geschützt werden - der Wildbestand oder die Wölfe?
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