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08.11.2007 | 08:17

Regierung fordert mehr Grünflächen in Städten

Berlin - Die Bundesregierung will die Waldgebiete ausdehnen und fordert von den Kommunen mehr Grünflächen in den Innenstädten.

Grünfläche
(c) proplanta
So soll das Klima geschützt und das Artensterben von Tieren und Pflanzen abgebremst werden. Das sieht die Nationale Strategie zur Sicherung der biologischen Vielfalt vor, die das Bundeskabinett am Mittwoch beschlossen hat. Bis 2020 werde auch ein «vorbildliches Beschaffungs- und Bauwesen» angestrebt, das auf Arten und Lebensräume Rücksicht nehme. Von Industrie, Handel und Verbrauchern wird Verantwortung eingefordert. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) warnte im Interesse einer langfristigen Versorgung mit Arzneimitteln vor einem fortgesetzten Raubbau durch überzogenes Sammeln von Heilpflanzen.

«Es ist eine Strategie der gesamten Regierung», betonte Gabriel. Einzelne Ressorts wie das Bau- und Verkehrsministerium sowie das Agrarministerium könnten sich damit dem Artenschutz nicht entziehen. Die Bundesregierung setzt hier eine Forderung des Übereinkommens der Vereinten Nationen (UN) zur biologischen Vielfalt um, mit der das Überleben von Mensch und Tier gesichert werden soll. Ein Ziel ist, durch Renaturierung von Mooren und Ausweitung von Wäldern mit natürlichem Wildwuchs die Speicherkapazität zum Abbau des schädlichen Kohlendioxids (CO2) bis 2020 um 10 Prozent zu erhöhen.

In den Städten sollten Versiegelungen vermieden und vermehrt «grüne Lungen» geschaffen werden. «Eine gute Erreichbarkeit und Vernetzung von Grünflächen ist entscheidend für die Nutzbarkeit und erhöht die Attraktivität der Innenstädte», heißt es in dem Berich. «Dies trägt dazu bei, den flächenintensiven Wegzug ins Umland aufzuhalten und das Verkehrsaufkommen zu reduzieren.» Umweltverbände und die CDU/CSU begrüßten die Artenschutzstrategie. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Naturschutzbund (NABU) monierten jedoch Konfliktvermeidung, da den Landwirten keine zusätzlichen Umweltmaßnahmen abgefordert würden.

Der Zeitpunkt ist günstig, da Deutschland im Mai 2008 Gastgeber der nächsten internationalen Artenschutz-Konferenz in Bonn ist. Die EU und 167 Staaten haben das Abkommen ratifiziert - Deutschland im Jahr 1993. Nach Angaben des Umweltministeriums geht die Wissenschaft von etwa 14 Millionen Arten aus. Die tatsächliche - durch menschliche Eingriffe in die Natur mitverursachte - Aussterberate sei 100 bis 1000 mal höher als die natürliche Rate, sagte Gabriel.

Scharf griff Gabriel unionsregierte Landesregierungen wie Niedersachsen und Hessen an, weil sie lange Zeit die EU-Naturschutz- Richtlinie FFH (Fauna-Flora-Habitat) missachtet hätten. Es sei ein «Skandal», dass sie jetzt unter dem Stichwort «Entbürokratisierung» die erreichten Fortschritte im Bundesrat wieder rückgängig machen wollten. Dabei geht es um einen Antrag für diesen Freitag zum europäischen Naturschutzrecht. «Die Länder legen die Axt an die Grundlagen des Naturschutzes.»

Artenvielfalt steuert laut Bericht die Selbstreinigungskraft von Gewässern, die Luftreinigung über die Filterleistung von Bäumen und Sträuchern oder die natürliche Bodenfruchtbarkeit.» Von einer intakten Natur hingen letztlich viele Jobs im Tourismus, in Land- und Forstwirtschaft, Fischerei und Gesundheitswesen ab. (dpa)
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